U23 Profi-Teams in der dritten Liga: Wer weiß warum?

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KH Updated 11 Dezember 2015
U23 Profi-Teams in der dritten Liga: Wer weiß warum?

Man stelle sich vor es spielt der 1. FSV Mainz 05 gegen Borussia Dortmund und gerade einmal 460 Zuschauer verlieren sich im Stadion. Zukunftsmusik? Nein! Am letzten Freitag gab es eine ungewöhnliche Spiel-Konstellation, die einmal mehr zeigt, dass den zweiten Mannschaften im Spielbetrieb eigentlich jede Daseinsberechtigung fehlt: Während im Dortmunder Westfalenstadion (Signal Iduna Park) der BVB 09 die Mainzer vor 80.200 Zuschauern besiegte (4:2) und der FSV Trainer Kasper Huljmand seinen letzten Arbeitstag erlebte, gab es 250 Kilometer südlich im Stadion am Bruchweg die gleiche Partie nur umgekehrt und zwei Ligen tiefer. Die U23 von Mainz 05 traf auf die U23 von Borussia Dortmund (Endstand 0:0).

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Sicherlich sind fast parallele Spiel-Ansetzungen ein Argument, aber eher für die Einstellung des Spielbetriebs der U23. Hand aufs Herz: Welchen Mehrwert bieten die Zwoten? Nehmen wir Mainz: Während die erste Reihe tausende Fans anzieht, hat die zweite Mannschaft kaum jemand auf dem Schirm. Kamen zu den ersten beiden Heimspielen der Saison gegen Arminia Bielefeld und den MSV Duisburg noch 3.083 bzw. 2.230 Zuschauer (auch aufgrund der Anzahl an Gästefans), waren es gegen Unterhaching nur noch 731. Im Schnitt sind es in der laufenden Saison 1.181. Nur wenig besser sieht es beim VfB Stuttgart aus. Während in der ersten Liga im Schnitt 48.455 Zuschauer kommen, sind es in der Liga 3 nur 1.205. Bei Borussia Dortmund II sieht es ein wenig besser aus (2.940), auch wenn die Zwote noch den Minus-Zuschauerrekord in der aktuellen Saison der 3. Liga hält. Gerade einmal 439 Fans wollten die Partie gegen die Stuttgarter Kickers sehen. Dreistellige Zuschauerzahlen bringen nicht einmal Unterhaching, SG Sonnenhof Großaspach oder Wehen Wiesbaden auf die Zuschauerstatistik-Tafel.

Während die drei Zwoten in der dritten Liga um den Abstieg vor leeren Rängen kämpfen, ist ein Ende der U23 im Ligabetrieb des DFB nicht abzusehen, wenn nicht die Vereine selbst einen Schlussstrich ziehen. So zogen zur neuen Saison unter anderem Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen und auch Rot-Weiss Essen ihre zweiten Teams zurück. Der Chemnitzer FC denkt zumindest schon über einen Rückzug nach. Im Spielbetrieb der U23 sind das aber Ausnahmen. Beispielsweise Borussia Mönchengladbach II: In der Regionalliga West derzeit auf Rang drei (mit zwei Spielen Rückstand), will der Klub seine Reserve unbedingt in die dritte Liga bringen und damit Traditionsvereine wie Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen weiterhin eine Rückkehr ins Profigeschäft verbauen. Wenn das passiert, darf sich die 3. Liga auf einen neuen Zuschauerminusrekord freuen. Denn am Niederrhein interessieren sich bei Heimspielen gerade einmal 300 Kiebitze für die Jungfohlen, wenn nicht gerade die Alemannia oder RWE zu Gast ist.

Oh Graus: Eine weitere Zwote darf übrigens laut Reglement noch in die dritte Liga aufsteigen. Kein Lichtblick in der Regelflut: Auch wenn BVB, Mainz 05 oder der VfB Stuttgart aus der Bundesliga absteigen, müssen ihre Zwoten nicht aus der dritten Liga runter. Denn zwischen erster und zweiter Reihe müssen nur zwei Spielklassen liegen, wenn die erste in der dritten kickt. Diese Erfahrung machte die Zwote von Arminia Bielefeld in der letzten Saison. Schon in die Regionalliga West aufgestiegen, wurde deren Aufwärtstrend durch den Abstieg der Profis in die 3. Liga gestoppt. So kann der SV Meppen - derzeit auf Platz vier in der RL-Nord hinter den U23 des Hamburger SV, Werder Bremen und VfL Wolfsburg - nur hoffen das die Zwoten ihre Aufstiegsambitionen zu den Akten legen. Dagegen ist aus der Regionalliga Nordost kein Reserve-Ungemach zu erwarten – Union II und Hertha II liegen im Mittelfeld der Liga. Auch in der RL-Südwest geht keine Gefahr vom FC Kaiserslautern II aus. Einzig in der Regionalliga Bayern müssen sich die Würzburger Kickers ranhalten: Die U23 Teams von 1860 und des FC Bayern sind ihnen auf den Fersen.

Fazit: Auch wenn das Zuschauerinteresse (bis auf wenige Ausnahmen) als mangelhaft zu bewerten ist, der Nutzen für die Vereine nicht klar ist und der Verband derzeit keine Regeländerungen anstrebt (genauso wie bei der unsäglichen Relegation zum Aufstieg in die dritte Liga) bleiben die U23 Teil des kommerziellen Profi-/Amateur-Geschäfts des DFB.

Foto: Arne Amberg

Update: Falls die Erstligisten absteigen droht nicht zwangsläufig der Zwangsabstieg der Zwoten.

Artikel wurde veröffentlicht am
18 Februar 2015

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3. Liga

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G
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Der Schnitt der U23 der Mainzer liegt über 1.000 dank der Gästefans. Sicherlich BVB oder bayern haben ihre eigene Fanszenen, aber das ist eher just for fun und nimmtTraditionsvereinen die Chance die Klasse zu halten oder sich zu entwickeln.

Hier tösen ja nur Leute rum, die nicht vom Problem der U23 betroffen sind. Lass mal die erste Mannschaft der Mainzer in der dritten oder vierten Liga gegen die Zwoten spielen mal sehen wie die Leute dann klingen. das geht schneller als gedacht. Siehe z.B. Alemannia Aachen, oder Oberhausen oder, oder, oder ...
L
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Warum macht man nicht eigene U23-Ligen so wie es auch U19-Ligen gibt?
Bis zur fünften Liga spielen die U23er im normalen Spielbetrieb, darüber gibt es dann z.B. drei U23-Regionalligen und evtl auch eine U23-Bundesliga. Fände ich sinnvoll...
L
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Selbst im Artikel steht
dass der Schnitt über 1000 liegt, die BVB-U23 hat durchaus eine eigene Fanszene und aufgrund der Spielpaarung würden sicher auch mehr Heimfans als üblich kommen. Fußballerisch sicher eine wesentlich interessantere Geschichte als die vielen Rumpeltruppen mit ihren langen Holzfällern in dieser Liga...
G
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Mainz 2.000 - 3.000?

Wo sollen die her kommen, kommen doch sonst nicht mehr als 500

Schwachsinn
S
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Viel zu einfach gedacht
Ganz so einfach sollte man sich das nicht machen - an Fastnachtsfreitag (!) zeitgleich mit den Profis ein Spiel der U23-Teams in Mainz anzusetzen, wo zusätzlich die Fernsehsitzung als Konkurrenzprogramm läuft, ist Sabotage durch den DFB und kein Ausdruck der Situation insgesamt. Mainz - BVB II wäre an einem "neutralen" Tag, z.B. am folgenden Samstag sicher für 2000-3000 Zuschauer gut gewesen.

Darüberhinaus bilden die Profivereine gerade in den zweiten Mannschaft viele Spieler für die kleinen Vereine aus, die diese Qualität für ihre unterklassigen Teams, auch in der 3. Liga, nicht erzeugen könnten. Klar, wenig Auswärtsfans sind schlecht für den Gastgeber, aber die finanziellen Probleme der dritten Liga haben andere Ursachen, als den Ticketabsatz.

Die typischen Aussagen über Wettbewerbsverzerrung, weil hin und wieder Profis in der U23 Spielpraxis sammeln müssen, entbehrt jedem Sachverstand. Jeder, der sich solche Spiele anschaut, merkt schnell, dass die U23-Teams mit Profis eher geschwächt werden. Sie sind nicht eingespielt, oft nach einer Verletzung, kennen die Teamstrukturen und Abläufe nicht und die Gegenspieler sind ungleich motivierter, gegen den "Profi" zu spielen.
M
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Die Zuschauerzahlen sind ja nicht das Hauptproblem.
Gibt ja auch genug andere Beispiele, wo die 1. schon kaum Leute anzieht.

Viel problematischer ist es, dass es den 2. immer noch möglich ist willkürlich Spieler der 1. einzusetzen.
Wenn es um den Abstieg geht setzt man mal eben 2 Leute ein, die deutlich über dem Niveau der Liga liegen.
Oder man lässt Leute der 1. nach Verletzung erstmal in die 2. Mannschaft.
Das ist Wettbewerbsverzerrung.

Wenn müsste man es so regeln, dass die 2. dahingehend unabhängig von der 1. ist, dass Leute aus dem Kader der 1. nicht mehr bei der Zwoten eingesetzt werden dürfen. Vielleicht nicht unbedingt gut für die Förderung junger Talente.
Davon könnte sich ein Team, dass durch diesen Unterschied absteigen müsste auch nichts kaufen.
E
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Ergo
G
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Wer für die U23 Profis ist, der ist kein Fan eines Teams in Liga3-Liga11
G
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Interessante rArtkel. Trotzdem: Forever Amateure
G
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