Rückblick AFC Cup 2015: Ein Turnier mit vielen brisanten Partien

MB Updated 03 Februar 2015
Rückblick AFC Cup 2015: Ein Turnier mit vielen brisanten Partien

SüdkoreaDie Fußball-Asienmeisterschaft 2015 in Australien endete sportlich packend und dramatisch. Die australische Nationalmannschaft stand im Finale in Sydney dem Team aus Südkorea gegenüber und ging in der 45. Minute Dank des Treffers des in England (Swindon Town) spielenden Massimo Luongo mit 1:0 in Führung. Ein Tor in seiner Heimatstadt Sydney! Trocken aus dem Fußgelenk unten rechts rein. Perfekt. Und es schien bei der knappen Führung zu bleiben. Bis zur ersten Minute der Nachspielzeit. Der bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stehende Son Heung-min konnte den Ausgleich machen. Die australische Abwehr bekam die Kugel zuvor einfach nicht weg, Heung-min fand die Lücke und lochte ein. Ab zur gut gefüllten feiernden Fankurve, Trainer Uli Stielike gab es indes weitere Anweisungen.

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AustralienAuf ging´s in die Verlängerung. In dieser waren 15 Minuten gespielt, als Tomi Juric an der rechten Strafraumgrenze mit Bravour den Ball behauptete und diesen anschließend flach hineinbrachte. Südkoreas Keeper Sung-Ryong Jung schien überrascht und ließ das Spielgerät nach vorne abprallen. James Troisi war zur Stelle und brauchte den Ball nur noch in die Maschen zu hauen. 2:1 für Australien. Dabei blieb es auch. Der Titel konnte gefeiert werden. In der Gruppenphase hatten sich die Socceroos den Südkoreanern noch mit 0:1 geschlagen geben müssen. Es war das dritte Mal, dass die australische Fußballnationalmannschaft an der Asienmeisterschaft teilnehmen durfte. 2007 schied Australien im Viertelfinale aus, 2011 verlor Australien in Katar das Finale gegen Japan mit 0:1 nach Verlängerung. Zuvor von 1973 bis 2004 spielte Australien bei der Ozeanien-Meisterschaft mit. Viermal wurde der Titel geholt, zweimal blieb es bei Platz zwei. Allzu logisch, dass Neuseeland das Team war, welches den Socceroos Paroli bieten konnte. Nur am Rande: 2012 wurde Neuseeland bei der Ozeanienmeisterschaft auf den Salomonen nur Dritter! Im Halbfinale schieden die All Whites gegen Neukaledonien aus! Den Titel holte indes Tahiti…

VAEZurück zum AFC Cup. Dieser war gespickt mit manch einer interessanten Partie. Bereits in der Vorrunde trafen Länder aufeinander, die sich nicht wirklich grün sind. So kreuzten in Canberra am 11. Januar die Teams aus Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten die Klingen. 5.513 Zuschauer wollten im Canberra Stadium diese Gruppenpartie sehen, unter ihnen jeweils ein paar hundert angereiste Fans. Ob die Fahnen wedelnden Fußballfreunde aus Katar gekauft worden sind - wie es wohl bei der Handball-WM praktiziert wurde -, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Auf jeden Fall hatte sich ein katarischer Mob im australischen Canberra eingefunden und zeigte medienwirksam Flagge.

KatarGlücklicherweise ging ein Team auf den Platz, das mit Spielern aus Katar besetzt war. Anders als beim Handball sind spontane Verbandswechsel beim Fußball nicht ohne weiteres möglich. Was indes bei der Handball-WM in Katar passiert war, ist eine Farce sondergleichen. So holte Katar mal eben mehrere Nationalspieler aus Frankreich, Montenegro, Kuba und Bosnien & Herzegowina und ließ diese unter Weltmeistertrainer Valero Rivera López auflaufen. Ein Witz ohne Ende. Finanziert mit Geld ohne Ende. Gurkte die Katarische Handball-Nationalmannschaft sonst auf den Plätzen 16 bis 23 herum, so stand sie dieses Mal - oh welch eine Überraschung - im eigenen Land im WM-Finale. Dieser Humbug soll auch nicht weiter kommentiert werden. Gilt nur zu hoffen, dass nicht im Vorfeld der Fußball-WM 2022 in Katar die Regeln aufgeweicht werden, damit sich dieser Fußballzwerg mal eben für satt Kohle einige ausländische Spieler heranholt und diese das Trikot der Erbmonarchie überstreifen. 

KatarBeim AFC-Cup 2015 gab es im Kader von Katar zum Glück noch keine auffälligen Spieler. Laut transfermarkt.de hat Khalfan Ibrahim derzeit den höchsten Marktwert. Der im katarischen Doha geborene offensive Mittelfeldspieler hat einen Wert von 1,5 Millionen Euro. Sein derzeitiger Arbeitgeber: Al-Sadd Sports Club. Der Marktwert der anderen im Kader befindlichen Spieler schwankt zwischen 100.000 und 300.000 Euro, der Gesamtmarktwert der kanarischen Nationalmannschaft wird von transfermarkt.de auf 4,5 Millionen Euro beziffert. Noch sind es sieben Jahre bis zur heftig umstrittenen Fußball-WM in Katar, und bis dahin dürfte sich in Sachen Nationalteam noch einiges tun. Man wird es sich nicht nehmen lassen, bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land mit einem hochkarätigen Team aufzulaufen.

NordkoreaBeim AFC-Cup in Australien zeigte sich, dass es noch ein langer Weg ist. Gegen die Vereinigten Arabischen Emirate brachte zwar der Katar-Star Ibrahim die Jungs von der Halbinsel mit 1:0 in Front, doch am Ende hieß es 4:1 für VAE. Und auch die anderen beiden Gruppenspiele gingen verloren. Gegen Iran wurde mit 0:1 verloren, gegen Bahrain musste sich Katar mit 1:2 geschlagen geben. 

ChinaInteressant waren auch die Gruppen B und D. So kam es in der Gruppe B am 18. Januar 2015 zum kurios anmutenden Duell VR China vs. Nordkorea. Tausende chinesische Fans fluteten die Ränge im Stadion von Canberra. Aus Nordkorea wurden nur sehr wenige Fußballfreunde gesichtet - und auch diese schienen nicht echt zu sein, sondern konnten eher unter Ulk bzw. Folklore verbucht werden. Die Anhängerschaft aus dem Reich der Mitte veranstaltete indes eine große Party. Vor 18.457 Zuschauern konnten die Chinesen gegen die kommunistischen Nachbarn mit 2:1 die Oberhand behalten und somit den Gruppensieg sichern. 

PalästinaNoch skurriler wirkte jedoch die Kulisse beim ebenso in Canberra ausgetragenen Gruppenspiel Irak gegen Palästina. Erstaunlich viele irakische Fußballfans waren angereist und zeigten Flagge und auch für die palästinensische Fußballnationalmannschaft sorgten ein paar hundert Fans für Stimmung. Es ist das erste Mal, dass sich Palästina für ein großes Turnier qualifizieren konnte. Für die Asienmeisterschaften 2000, 2004, 2007 und 2011 hatte es nicht gereicht. Für die Weltmeisterschaften 2002 bis 2014 erst recht nicht. Um so größer die Freude, nun das erste Mal beim AFC Cup mit dabei zu sein. Der Weg nach Australien hatte über die AFC Challenge 2014 geführt, bei dieser wurde im Finale auf den Malediven die Auswahl der Philippinen mit 1:0 bezwungen. Im Halbfinale wurde zuvor Afghanistan mit 2:0 aus dem Weg geräumt.

IranZwar ging gegen den Irak (0:2) auch das dritte Gruppenspiel des AFC Cup 2015 verloren. Doch dabei sein war alles. Immerhin konnte zuvor gegen Jordanien in Melbourne ein Tor geschossen werden. Stichwort Irak. Ein echter Kracher wurde im Viertelfinale das Duell Irak gegen Iran. Volle Ränge in Canberra. Die beiden Länder - nicht wenige denken hierbei an den Krieg von 1980 bis 1988 - standen sich nun auf dem Rasen gegenüber. Was für ein Spiel! Es wurde sich nichts geschenkt. Fünf gelbe Karten für Iran, sieben gelbe Karten für Irak. Dazu der Platzverweis für den iranischen Spieler Mehrdad Pooladi kurz vor dem Pausentee.

Iran IrakMit 1:0 konnte Iran in der 24. Minute in Führung gehen, es dauerte bis zur 56. Minute, bis der Irak ausgleichen konnte. Mit dem Spielstand von 1:1 ging es in die Verlängerung. In dieser war es Yunis Mahmud, der in der 93. Minute das 2:1 für den Irak klarmachen konnte. Zehn Minuten später glich die iranische Nationalmannschaft aus. Wahrlich eine heiße Angelegenheit! In der 116. Minute der Pfiff. Elfmeter für den Irak. Dhurgham Ismail nutzte die Gunst der Stunde. 3:2 für Irak. Das müsste es gewesen sein. Denkste! In der 119. Minute war Reza Ghoochannejhad zur Stelle und schoss ein zum 3:3! Das Elfmeterschießen musste her. Bei diesem versagten jeweils dem ersten Schützen die Nerven. Dann lief es besser. Jeweils sechs Schützen aus dem Irak und Iran machten ihre Arbeit. Anschließend trat der iranische Spieler Vahid Amiri an den Punkt. Den Keeper versetzt, aber der Ball klatschte an den rechten Pfosten. Ganz bittere Sache für „Team Melli“. Mit 7:6 nach Elfmeterschießen (insgesamt 10:9) zog der Irak ins Halbfinale des AFC Cup 2015 ein!

SüdkoreaIn diesem war allerdings Südkorea eine Nummer zu groß. In Sydney konnten die Südkoreaner vor über 36.000 Zuschauern das Überraschungsteam aus dem Irak mit 2:0 schlagen. Im anderen Halbfinale hatte es Australien mit den Vereinigten Arabischen Emiraten zu tun. In Newcastle (New South Wales) konnten die Socceroos ebenso mit einem 2:0-Sieg ins Finale einziehen. Wie dieses ausging, wurde ja bereits am Anfang dieses Berichtes erklärt. Was es noch zu sagen gibt? Herzlichen Glückwunsch an den neuen Asienmeister! Und herzlichen Dank an unseren australischen Fotografen Glenn Dawson für das tolle Bildmaterial! Thank you, Glenn!

Fotos: Glenn Dawson

> zur turus-Fotostrecke: AFC Cup 2015 in Australien

Artikel wurde veröffentlicht am
03 Februar 2015

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