Energie Cottbus vs. HSV: Emotionaler Pokalabend, der Erinnerungen weckt

MB Updated 22 August 2014
Energie Cottbus vs. HSV: Emotionaler Pokalabend, der Erinnerungen weckt

HSVVor dem Pokalspiel des FC Energie Cottbus gegen den HSV gab es einige offene Fragen. Wie würde sich der Absteiger, der sich gegen die SG Dynamo Dresden in keiner guten Form präsentierte, gegen den Bundesligisten behaupten können? Eine wichtige Frage war auch, ob die dunkle Unwetterfront die Lausitz verschonen wird. Und nicht zuletzt waren viele Fußballfreunde überaus gespannt auf das Geschehen im Gästeblock. Wie wird dort die Stimmung sein beim Pflichtspiel Nummer eins nach dem Rückzug der Chosen Few 1999, die aus Protest gegen die Ausgliederung aus dem e.V. nun die dritte HSV-Mannschaft in der Hamburger Bezirksliga unterstützt. 

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HSVDiesbezüglich viel drüber diskutiert wurde auch im proppenvollen Regionalexpress von Berlin nach Cottbus, in dem am Montagnachmittag zahlreiche Hamburger Fans saßen bzw. standen. Kühne. Darlehen. Finanzen. Zukunft. Kapitalgesellschaft. Eingetragener Verein. Sportliche Zukunft. Diese Schlagworte waren immer wieder zu hören. Und die Lausitzer? Die wenigsten räumten der Mannschaft des FC Energie echte Chancen ein und erwarteten eine eher deutliche Niederlage gegen die Nordlichter. Aber es gab auch Ausnahmen. Ein alter Fußballhase vermutete ganz stark, dass eine Ostmannschaft am Montagabend weiterkommen würde. Und das könnte durchaus der FC Energie sein, wenngleich der SG Dynamo aufgrund des klasse Saisonstarts in der 3. Liga größere Chancen eingeräumt wurden.

Pyro16.184 Zuschauer fanden sich im Stadion der Freundschaft ein, unter ihnen schätzungsweise 2.500 bis 3.000 Anhänger des Hamburger SV. Während die beiden Mannschaften exakt nach Zeitplan einliefen, wurde im Gästeblock gezeigt, dass auch ohne den Ultras der Chosen Few mit den HSV-Fans zu rechnen ist. Hinter der Fahne von Poptown 98 wurde eine beachtliche Pyroshow präsentiert. Rauchtöpfe, ein paar bengalische Feuer – rasch bezog die Polizei in Sichtweite Stellung. „Wir bleiben“, war auf einem Banner zu lesen, das jedoch in der Eile nicht ganz ausgerollt werden konnte. Und Eile war geboten. Bei all den Kameras der postierten Polizei mussten die maskierten Zündler rasch unter einer großen Fahne eine kleine, aber überaus wichtige Verwandlung vollziehen, bevor es anschließend mit dem verbalen Support weitergehen konnte.

EnergieDer Gästeblock konnte sich streckenweise durchaus sehen und hören lassen, präsentiert wurden weitgehend die Klassiker. Zwar kam es im Spielverlauf öfters dazu, dass nur noch ein kleiner Kern für Stimmung sorgte, doch der eine oder andere Wechselgesang und Schlachtruf zeigte, dass durchaus ein knackiger Support möglich ist. Zumindest auswärts in engen Blöcken. Wie es daheim in Hamburg weitergeht, gilt abzuwarten. Auf Heimseite gelang es im Laufe des spannenden Spiels, die alte Haupttribüne mit einzubeziehen. Als phasenweise das dortige Publikum sich komplett erhob und klatschte, erinnerte diese an alte längst vergangene Schlachten, für die das Stadion der Freundschaft schließlich deutschlandweit bekannt war. Die schimpfenden oder jubelnden Fans auf den Sitzplätzen direkt hinter den Trainerbänken. Manch ein älterer Spieler kann von dem einen oder anderen hitzigen Fight in der Lausitz berichten. Stichwort Hannover 96. Karlsruher SC. Und und und.

CBGegen den Hamburger SV trat der FC Energie zuletzt am 05. Oktober 2008 an, damals ging das Bundesligaspiel mit 1:2 verloren. Besser lief es zuvor am 10. Mai 2008, als der HSV vor 22.7000 Zuschauern mit 2:0 bezwungen werden konnte. Dieser Sieg bedeutete den Klassenerhalt. Was für ein Trubel an jenem Tag herrschte, kann man sich wohl ausmalen. Vorbei sind allerdings die Erstligazeiten. Und sogar aus der 2. Bundesliga musste sich der FC Energie, der lange Zeit als letzte Bastion des Ostens galt, verabschieden. Nach einem durchwachsenen Start in der neuen Drittligasaison hatte der FC Energie gegen die Hamburger nichts zu verlieren. Alles oder nichts. Die Lausitzer konnten im Prinzip nur gewinnen. Dass der Sieg in der Realität greifbar nahe sein würde, hatten viele Fans jedoch nicht zu träumen gewagt.

CBDie Gastgeber lieferten eine bravuröse Leistung ab und zeigten den Hamburgern phasenweise die Grenzen auf und stellten diese immer wieder vor nicht übersehbare Probleme. Zugute kam dem FC Energie ganz sicher das frühe Führungstor, das eine ordentliche Portion Sicherheit und Selbstvertrauen gab. Bereits in der neunten Spielminute verursachte HSV-Keeper René Adler einen Elfmeter, den Manuel Zeitz souverän unten links einzulochen wusste. 1:0 für den Außenseiter. Und weiter ging´s! Hut ab vor dem gezeigten Spiel der Cottbuser. Nein, das hatte man in dieser Form nicht wirklich erwartet. Energie hatte im großen und ganzen im ersten Spielabschnitt alles im Griff und wurde zurecht zum Pausenpfiff mit großem Applaus in die Kabine verabschiedet.

HimmelBeim Hamburger SV musste etwas passieren und somit brachte Trainer Mirko Slomka den Stürmer Pierre-Michel Lasogga, der einst bei Hertha BSC für Freude sorgte, ins Spiel. Noch blieb der Sturmlauf der Gäste aus, der FC Energie machte weiter das Spiel. Erst ab der 60. Minute konnten die Hamburger unübersehbar ein Schippchen drauflegen. Der Druck wurde erhöht und es schnupperte regelrecht nach dem Ausgleich. Und richtig. Rafael van der Vaart brachte einen Freistoß prima in den Strafraum rein, dort stand Westermann goldrichtig und köpfte zum 1:1 ein. Quirliger Jubel im Gästebereich. Kollektives Aufatmen. Und der HSV wollte sogleich nachsetzen und während der regulären Spielzeit für die Entscheidung sorgen. Die Chancen dafür gab es, doch unter dem Strich nicht unverdient konnten die tapfer kämpfenden Lausitzer das 1:1 in die Verlängerung hieven.

ElferIn der 96. Minute stand wieder einmal Rafael van der Vaart im Blickpunkt. Aus gut 20 Metern setzte er zum Freistoß an – und drin war der Ball. 2:1 für den Bundesligisten. Das müsste es dann wohl gewesen sein. Oder? Denkste! Tolle Moral des Drittligisten, der sich zurück ins Spiel fightete. In der 105. Minute der verdiente Lohn der Arbeit. Sven Michel arbeitete sich durch, nahm Maß und zog ab. Keine Chance für Adler. 2:2. Ein Jubel, der an alte ruhmreiche Zeiten erinnern ließ. Cottbus stellte sich nicht hinten rein, sondern versuchte auch in den letzten 15 Minuten sein Bestes, doch zählbares sprang nicht mehr raus. Als Lasogga in der 120. Minute knapp verfehlte und es somit beim 2:2 blieb, hieß es: Ran ans Elfmeterschießen.

CBBei diesem wurde es jedoch nicht wirklich spannend. Bereits den ersten Schuss von Pawela konnte René Adler mühelos parieren. Allerdings war dieser auch äußerst schwach geschossen. Nachdem drei Hamburger mühelos einlochen konnten und auch der Cottbuser Holz ins Schwarze traf, musste Sven Michel ran. Sein Schuss wär gar nicht mal so schlecht, doch auch diesen konnte Adler mit Bravour halten. Als abschließend Rudnevs den Ball unterbringen konnte, war der HSV eine Runde weiter. Die Köpfe hängen ließ man auf Heimseite nicht. Lautstark wurde die Mannschaft des FC Energie gefeiert. Wenn auch in der 3. Liga solch eine gute Leistung zutage gelegt wird, könnte es eine gar nicht mal so üble Saison werden!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

> zur turus-Fotostrecke: Hamburger SV

Artikel wurde veröffentlicht am
19 August 2014
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
16.184
Gästefans
3000

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DFB-Pokal

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