Eisenhüttenstädter Derby: Stahl schlägt Dynamo und steht vor dem Aufstieg

MB Updated 17 Juni 2014
Eisenhüttenstädter Derby: Stahl schlägt Dynamo und steht vor dem Aufstieg

StahlEntspannt, wirklich ganz entspannt konnte der FSV Dynamo Eisenhüttenstadt zum Derby im Stahl-Stadion an der Waldstraße antreten. In Sachen Abstieg konnte nichts mehr anbrennen und somit ging es allein um die Ehre bzw. die Stadtmeisterschaft. Anders beim einstigen Europapokal-Teilnehmer Eisenhüttenstädter FC Stahl. Verfolger FSV Brieske/Senftenberg ist am Drücker und hätte im Fall einer Niederlage des EFC Stahl am vorletzten Spieltag der Brandenburger Landesliga Staffel Süd vorbeiziehen können. Drei Punkte mussten her gegen die Jungs aus dem Dynamo-Sportpark. Also nichts wie hin in die altehrwürdige Spielstätte, die ihresgleichen sucht. Dass dieses Duell interessant werden würde, hat sich wohl bis nach Bielefeld herumgesprochen, denn aus dem Westfälischen waren vier Groundhopper mit dem WE-Ticket in die Stadt der Stahlkocher angereist.

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StahlZufrieden werden sie wohl gewesen sein. Allein bautechnisch ist dieses Stadion eine Wucht. Verbauter Stahl ohne Ende. Der Name ist Programm. Schwarz angestrichene Geländer mit Verzierungen so weit das Auge reicht. Dazu die ebenso schwarzen Sitzplätze auf der Gegengerade, im Hintergrund das Stahlwerk. Eintritt für einen schmalen Taler, Bier und Bockwurst zu fairen Preisen (2,50 bzw. 1,80 Euro). Ein überaus relaxtes Stelldichein an den aufgebauten Holzbänken. Eine Frau packte indes diverse Utensilien aus und legte diese neben dem Bockwurst-Erhitzer. Ein EFC-Stahl-Schal für 12,50. Aufkleber und Anstecknadeln komplettierten das Sortiment. War man das erste Mal in diesem Stadion, so wusste man gar nicht, wo man zuerst Fotos anfertigen sollte. Detailliebhaber – ja, so wie ich – kamen auf die Kosten. Hier der Gang unter der kleinen Haupttribüne, dort der Blick durch die besagten Geländer. Hier die alte Anzeigetafel, dort die historischen Fotos im Vorraum des gemütlichen Vereinsheims.

StahlJa, verdammt noch mal, ja, so muss Fußball sein! Braucht man eigentlich mehr? Lasst noch ein paar Jahre ins Land ziehen und die Kommerzschraube im Profifußball weiter anziehen! Dann werden immer mehr Fußballfreunde in genau solchen Spielstätten vorbeischauen und voll und ganz aufgehen. Ohne, dass die Geldbörse geschröpft wird. Fußball ohne Schnickschnack. Fußball pur. Aber genug der Schwelgerei. Schließlich war das Spiel am Samstagnachmittag keine reine Spaßveranstaltung. Für den EFC Stahl ging es um die sportliche Zukunft. Die Rückkehr in die Brandenburg-Liga soll, ja muss in trockene Tücher gebracht werden. Bitter genug, dass der einstige DDR-Ligist überhaupt in der sechsten bzw. siebten Liga umhertingelt. Die Brandenburger Verbandsliga ist ja wohl das allermindeste, in der solch ein Verein spielen muss. Immerhin würde es in der kommenden Saison ein Wiedersehen mit dem anderen Stahl-Verein geben. Dem anderen Sorgenkind aus Brandenburg an der Havel, das denkbar knapp die Klasse halten konnte.

Stahl465 Zuschauer fanden sich gestern auf den Rängen des Stadions ein. Auch wenn gut und gerne 50 Hopper vor Ort waren, so war die Kulisse für Siebtligaverhältnisse durchaus ordentlich. Mehr oder weniger geschlossen anmarschiert waren rund 60 Anhänger des FSV Dynamo, 30 von ihnen fanden sich im und am Gästeblock ein und sorgten dort für recht passable Stimmung. Eine Heimkurve in dem Sinne gab es nicht. Zu Spielbeginn stellten und setzten sich 12 EFC-Fans in den Block A der Kurve, die Hälfte von ihnen griff zu Trommelstock und zu den mitgebrachten Kassenrollen. Aufgehängt wurde neben der Deutschland-Fahne eine klare Ansage: „Sieg oder Sarg“. Skurriler konnte das Ganze kaum wirken. Stimmungstechnische Vorteile konnten an diesem Nachmittag ganz klar die Gästefans verbuchen, die 90 Minuten lang ihr bestes gaben und dem alten Stadion etwas Leben einhauchten.

StahlAuf dem Platz ließ indes die Mannschaft des EFC Stahl nichts anbrennen. Recht problemlos machte das von Urgestein Harry Rath das Spiel und ging bereits nach acht Minuten in Führung. Danny Grünberg machte das 1:0 – und genau dieser sorgte in der 19. Minute auch für das 2:0 der Gastgeber. Das würde nichts mehr schief gehen. In aller Ruhe konnte man als angereister Autor & Fotograf hier und dort ein Pläuschchen halten und all die Details in digitaler Form auf der Chipkarte abspeichern. Kaum ein anderes Stadion könnte mehr Motive bieten als dieses. Und nun ja, sämtliche Schilder, Absperrungen, Geländer und Laternen konnten noch nicht eingefangen werden. Eine weitere Tour nach Eisenhüttenstadt muss her – und dies dürfte ja kein Problem sein. Ein passender Gegner in der Brandenburg-Liga wird sich da schon finden. Vielleicht mal bei richtig trübem Wetter. Wenn schon, denn schon. Motive für Melancholiker! Motive für den Wehmütigen, der in Eisenhüttenstadt ein Stück eigene Geschichte findet.

DynamoDer Rest des Nachmittags ist schnell erzählt. Im zweiten Spielabschnitt machte der EFC Stahl den Sack zu. Auch Tony Raddatz gelangen zwei Treffer. 4:0 der Endstand. Zeitgleich hatte Brieske/Senftenberg gegen den 1. FC Guben mit 3:2 gewonnen, die Entscheidung in Sachen Aufstieg wurde auf den letzten Spieltag verschoben. Dank des deutlichen Sieges des EFC könnte kommende Woche ein Unentschieden beim VfB Krieschow 1921 genügen. Der Verfolger muss beim FV Erkner 1920 antreten.

FSV DynamoUnd der FSV Dynamo Eisenhüttenstadt? Dieser kann gegen die SG Groß Gaglow die Saison ausklingen lassen und sich auf die kommende Spielzeit in der Südstaffel der Landesliga freuen. Beim gestrigen Auftritt gab es unmittelbar nach Abpfiff noch einen sehenswerten Farbtupfer im Gästeblock. Eine ordentliche Portion weißer und roter Rauch, dazu ein paar geschwenkte Bengalos. Von muffigen Ordnern oder übereifrigen Polizisten war keine Spur, unaufgeregt konnte der Fußballnachmittag beendet werden. Und das war gut so! Eisenhüttenstadt, ich komme wieder!

Fotos & Video: Marco Bertram

> turus-Video vom Derby EFC Stahl vs. FSV Dynamo

> zur turus-Fotostrecke: Derby in Eisenhüttenstadt

Artikel wurde veröffentlicht am
15 Juni 2014
Spielergebnis:
4:0
Zuschauerzahl:
365
Gästefans
60

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Landesliga

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