1. FC Lok Leipzig bei Viktoria 1889: Emotionaler Ausbruch in der Nachspielzeit

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MB Updated 12 Mai 2014
1. FC Lok Leipzig bei Viktoria 1889: Emotionaler Ausbruch in der Nachspielzeit

LokWas für ein Wechselbad der Gefühle für die Fans und Spieler des 1. FC Lokomotive Leipzig in der Schlussphase des Auswärtsspiels beim FC Viktoria 1889 Berlin im Stadion Lichterfelde! Zuerst vergab Rico Engler zwei fette Möglichkeiten. Der Ball traf zunächst einen Berliner Abwehrspieler und Sekunden später die Latte. Dieses Spiel schien verloren, doch Gianluca Marzullo brachte in der dritten Minute der Nachspielzeit den Ball doch noch unter. Viktoria-Keeper, der zuletzt beim Pokalspiel beim BFC Dynamo zum Elfmeter-Helden wurde, hatte das Gehäuse verlassen und versuchte an den Ball zu kommen. Marzullo nutzte das Gewusel und haute die Kugel in die Maschen. Kollektiver blau-gelber Jubel auf dem Rasen und den Rängen. Die über 500 mitgereisten Lok-Fans waren völlig aus dem Häuschen.

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LokBereits in der ersten Minute der Partie durfte die Anhängerschaft des 1. FC Lok feiern. Nach nur 36 Sekunden bekam Patrick Grandner den Ball von Alexander Langner prima zugespielt, dieser fackelte nicht lange und brachte das Spielgerät im Viktoria-Gehäuse unter. Die Loksche hat in der Tat noch Dampf im Kessel und bewies die ansteigende Form der vergangenen Wochen. 1:0 in Rathenow, 3:2 gegen den Tabellenführer TSG Neustrelitz, ein 3:3 in Plauen (nach 3:1-Führung) und zuletzt ein deutlicher 3:0-Sieg gegen Wacker Nordhausen. Dank dieser Erfolge könnte es der 1. FC Lok Leipzig doch noch schaffen, aus eigener Kraft den Klassenerhalt in trockene Tücher zu bringen. Zumindest der vorletzte Platz scheint gesichert. Falls Neustrelitz aufsteigt, wird dieser genügen, um in der Regionalliga Nordost zu bleiben. Der Grund: Aus der 3. Liga kommen keine Vertreter der Region Nordost runter.

ScholzHübscher wäre es jedoch, den Klassenerhalt mit eigenen Mitteln zu packen. Der SV Babelsberg 03 ist plötzlich in greifbarer Nähe – und wer hätte das zur Winterpause noch gedacht? Hätte Nulldrei nicht am 02. April im Plache-Stadion mit 1:0 gewonnen, wären die Plätze bereits getauscht worden. Nach dem Auswärtssieg in Probstheida ging es in Babelsberg weiter bergab. Kein weiterer Sieg konnte eingefahren werden. Fünf Niederlagen und zwei Remis. Eins gegen den Tabellenletzten aus Rathenow, ein sehr glückliches zuletzt gegen den FC Viktoria 1889. Beim 1. FC Magdeburg gab es am gestrigen Sonntag eine 0:3-Schlappe.

LokDer 1. FC Lok tut indes gut daran, sich auf seine eigene Leistung zu konzentrieren. Punkte einfahren und am Ende schauen, was dabei herausspringt. Nach der frühen 1:0-Führung im mit 1.116 Zuschauern recht ordentlich gefüllten Stadion Lichterfelde schien jedoch bei Lok ein wenig die Luft raus. Eine Portion Müdigkeit und Trägheit nach dem frühen Abschuss? Viktoria kam immer besser in die Partie und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hausherren Dank der so oder so besseren Spielanlage den Ausgleich erzielen würden. In der 18. Minute war es dann schließlich Ümit Ergirdi, der das 1:1 für Viktoria besorgte. Nach einem Abwehrfehler von Gino Böhne hatte Ergirdi keine große Mühe seine Bude zu machen. Jubel beim Heimpublikum – inklusive der fünf Viktoria-Ultras, die ebenso viele Fahnen im Takt der Trommel durch die Luft schwenken.

LokStichwort Stimmung. Im Gästebereich war immer noch sehr deutlich spürbar, dass nach den Querelen mit Scenario Lok ein gewisses Vakuum im Fanblock entstanden ist. Ein gemeinsamer Support war kaum möglich. Gebildet hatten sich zwei Kerne, die nach Kräften für verbale Unterstützung sorgen wollten. Leider allzu selten wurde vereint das „Fußball, Leipzig, LOK!“ geschmettert. Nichts desto trotz ergab die angereiste Anhängerschaft unter dem Strich einen durchaus guten Anblick. Back to he roots – klassische Stimmung mit einfachen Zaunfahnen und Schals um den Hals. Länger wurden allerdings die Gesichter der Leipziger im letzten Drittel der ersten Halbzeit. In der 30. Minute machte Viktoria das 2:1, das jedoch wegen Abseits nicht gegeben wurde. Neun Minuten später war es dann soweit. Carlos Brinsa spielte die halbe Lok-Abwehr aus und passte zu Maximilian Watzka, der aus rund zehn Metern ohne Probleme zur Berliner Führung einschob.

PolizistIn der Halbzeitpause gab es in der Kabine ganz gewiss eine deutliche Ansprache von Lok-Trainer Heiko Scholz. Und diese zeigte Wirkung. Die Leipziger zeigten Einsatz, nahmen das Heft in die Hand und hatten mehr vom Spiel. Echte Gefahr lauerte indes bei den Kontern der Hausherren. Für Erheiterung am Rande sorgte ein Polizist, der seinen Helm verlor. Unter einem lautstarken „Das war super, das war elegant“, musste der Beamte die Treppe hinunterlaufen und auf der Tartanbahn seinen Helm einsammeln. Bei der durchaus entspannten Stimmung auf den Rängen lachten auch die Kollegen über diese kleine Einlage. Probleme mit Lok-Fans? Klare Fehlanzeige. Da konnten die Helme schon mal locker aufs Geländer gelegt werden.

LaTTENach einem zwischenzeitlichen Regenschauer kam auch die Sonne wieder raus und ließ das Ganze für Spieler und Zuschauer angenehmer werden. „Wir woll´n Leipzig siegen seh´n!“, erklang es aus dem Gästeblock, doch die Hausherren nahmen in der 75. Minute wieder das Heft in die Hand. Die Lok-Fans wurden nun ungeduldiger. „Los jetzt hier!“ Und als Viktoria etwas auf Zeit spielte und Gökhan Ahmetcik ohne sichtbaren Körperkontakt auf dem Rasen landete und dort liegen blieb, ertönte schon mal ein sächsisches verärgertes „Ihr Mistschweine!“ Lok mühte sich redlich, vertändelte jedoch immer wieder den Ball vor der Strafraumgrenze. Auf der Gegenseite verhinderte Lok-Keeper Julien Latendresse kurz vor Schluss das 1:3. Die Zeit verrann. Lok musste was riskieren. Nach einem weiten Einwurf von Armin Kilz dann fast das 2:2. Aber eben nur fast. Aus Lok-Sicht war es zum Haareraufen, zum Mäusemelken, zum ach was weiß ich was.

LokIm Block wurde sich angeschrien, zum gemeinsamen Support aufgerufen. „Wir woll´n euch kämpfen seh´n!“ Oh meine Güte, und dann der Schuss an den Abwehrspieler und der Schuss an die Latte. Blau-Gelb verzweifelte. Als dann in der 90. plus 3. Minute dann doch noch das nicht mehr für möglich gehaltene 2:2 fiel, gab es kein Halten mehr. Ein Moment, bei dem auch bei einem (fast) neutralen Berichterstatter die Augen feucht werden. Genau dies sind die schönsten Augenblicke im Fußball. Der erlösende Treffer in der Nachspielzeit. Nach Abpfiff drehten die Spieler die komplette Runde zum Abklatschen. Hinauf den Hang zu den Fans, die etwas abseits des eigentlichen Gästeblocks standen. Schöne Szenen, die das Herz erwärmen. Keine Frage, Lok gehört in die Regionalliga und es wäre schön, wenn der Klassenerhalt gelingt. Da es auch um Babelsberg schade wäre, muss ganz einfach die TSG Neustrelitz aufsteigen. Diesbezüglich werden wir uns schließlich alle einig sein, denn wer wird denn in der Aufstiegsrunde dem 1. FSV Mainz 05 II die Daumen drücken?

Fotos: Marco Bertram

Video vom Auftritt der Fans beim FC Viktoria:

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> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Lokomotive Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
12 Mai 2014
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
1.116
Gästefans
500

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Regionalliga

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