Grasshopper Club Zürich mit stimmungsvollen Auftritt in Lausanne

FG Updated 14 April 2014
Grasshopper Club Zürich mit stimmungsvollen Auftritt in Lausanne

GCMit dem Abpfiff tauchte sie wieder auf. Lange war sie verschwunden, eingepackt irgendwo und wartete nur darauf, endlich wieder Stadionluft zu schnuppern. Die Rede ist hier von der kleinen, unscheinbaren Fahne der GC-Fans „Dä König grüesst vom Thron!“, die anzeigt, dass der Schweizer Rekordmeister (27 Titel und damit immer noch 11 mehr als z.B. der FC Basel) wieder da steht, wo er nach Meinung der Fans hingehört, nämlich auf den ersten Platz der Super League.  Nachdem GC schon in der letzten Saison lange um den Titel mitkämpfte, sich am Ende aber dem Rivalen vom Rheinknie beugen musste,  ist man auch in dieser Saison wieder vorne mit dabei und konnte nach dem 2:0-Sieg beim Tabellenletzten aus Lausanne wieder auf Platz 1 rutschen, auch wenn die Basler einen Tag später mit einem knappen 1:0-Auswärtssieg in Sion ihrerseits wieder an GC vorbeizogen. Es deutet alles darauf hin, dass der 27. April die Entscheidung im Kampf um den diesjährigen Titel bringen wird, denn an diesem Tag kommt es im St.Jakobs-Park zum Showdown zwischen Rot-Blau und Blau-Weiß.

LausanneBeim Blick in das altehrwürdige „Stade Olympique de la Pontaise“, das sich seinen Namen nicht durch die Olympischen Spiele verdient hat, sondern durch die Tatsache, dass das IOC seinen Sitz in der Stadt hat, fällt nicht wirklich auf, dass hier und heute ein Meisterschaftskandidat zu Gast sein wird. Fast schon beschaulich und gemütlich geht es im 1954 eröffneten Stadion zu und am Ende sind es gerade mal 2.850 Zuschauer, die sich für das Spiel interessieren. Die Gründe hierfür sind aber ebenso leicht zu finden wie eine leere Sitzschale im angestaubten Stadion: zuerst ist hier natürlich die sportliche Situation des siebenmaligen Meisters (zuletzt 1965) aus Lausanne genannt, denn der letzte Tabellenplatz dürfte nicht unbedingt mehr Zuschauer anlocken und da es in der Stadt auch ausreichend alternative Freizeitmöglichkeiten gibt, zählt ein Besuch beim erfolglosen Fußballclub der Stadt eben nicht unbedingt zum absoluten Highlight.

LausanneDazu kommt die Problematik, dass Lausanne eben eher eine Eishockeystadt ist, was man auch an der Streetart in der Stadt erkennen kann, die sich ausnahmslos mit dem 1922 gegründeten Lausanne HC oder dessen Ultras, der Section Ouest, beschäftigt. Und so kommt es eben, dass man heute sogar deutlich unter dem normalen Zuschauerschnitt landet, der aber mit etwas mehr als 4.000 schon den niedrigsten Schnitt der höchsten Schweizer Spielklasse darstellt.  Und vielleicht liegt dieser geringe Schnitt auch ein wenig am Spielort selbst, denn das Stadion ist zwar durchaus charmant und für den interessierten Groundhopper eine wahre Augenweide im Vergleich zu den ganzen neumodischen Arenen, allerdings fehlen eben auch die ganzen Annehmlichkeiten eben jener Arenen, was den LSFC eben auch Zuschauer kosten dürfte.

LausanneDie Frage ist nur, wie lange dieses Stadion, in dem 1954 unter anderem die berühmte „Hitzeschlacht von Lausanne“ stattfand, als die Schweiz Österreich bei der Weltmeisterschaft mit 7:5 besiegte (bis heute das torreichste Spiel bei einer Endrunde), noch stehen wird. Denn Pläne für einen Neubau am Ufer des Genfer Sees und den gleichzeitigen Abriss des Stadions, um Platz für etwa 2000 neue Wohnungen zu schaffen, liegen schon bereit und ein Referendum, dass sich gegen diese Pläne aussprach, wurde schon 2009 mit etwa 56% abgelehnt.  Das allerdings ein Abstieg der Blau-Weißen die Pläne weiter vorantreiben werden, darf ruhig bezweifelt werden, denn über den Planungsstatus ist man bis zum heutigen Tage nicht hinaus gekommen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Planungen weiter entwickeln werden, zumal auch ein Alternativstandort für die „Athletissima“, das jährliche „Diamond League“-Event der Leichtathletik, gefunden werden muss.
 
LausanneUnd was bleibt eigentlich nach den 90 Minuten im Gedächtnis hängen? Nun, vor allem die Erkenntnis, dass Michael Skibbe aus GC einen wirklichen Titelkandidaten geformt hat, der seine Spiele zwar nicht unbedingt mit spielerischer Leichtigkeit, dafür aber mit einer gewissen Souveränität gewinnt. Denn auch heute waren die Gastgeber den Hoppers teilweise ebenbürtig, die Gäste waren aber im Gesamtbild deutlich effektiver und sicherer und somit ist der 2:0-Sieg, der erst in der zweiten Hälfte durch Tore von Shkëlzen Gashi und Munas Dabbur gesichert wurde, der verdiente Lohn. Die etwa 400 anwesenden GC-Fans wussten dies auch zu honorieren und feierten ihr Team nicht nur die kompletten 90 Minuten (inklusive einer einfachen Choreo sowie nicht gerade wenig Pyrotechnik), sondern auch noch lange nach dem Spiel in einer überraschenden Lautstärke. Gegen diesen motivierten Haufen hatte das kleine Häuflein rund um den „Blue-White Fanatic Kop“ keine wirkliche Chance, aber auch ihnen muss man für 90 Minuten durchgängige Stimmung Respekt zollen, zumal auch die schon angesprochene sportliche Situation aufs Gemüt schlagen dürfte.

GCAber zurück zu den Hoppers, deren Anhängerschaft nach dem Spiel noch ausgiebig mit der Mannschaft feierte und dabei auch Trainer Michael Skibbe hochleben ließ. Dass dieser in Zürich angekommen ist, sah man auch in einer kleinen, dafür aber nicht weniger sympathischen Aktion beim obligatorischen Einklatschen nach dem Spiel: die auf den Gästeblock gerichtete Box, die mit lautstarker Musik die Feierlichkeiten störte, wurde kurzerhand vom Trainer umgedreht, damit man ungestört feiern kann. Noch lange nach Spielschluss wurde im Sektor gesungen und gefeiert und alles in allem war dies ein rundum gelungener Tag für die Fans von GC, die sich nach diesem Sieg weiter große Hoffnungen auf den Meistertitel machen können.

GCUnd wenn man in die Gesichter der Fans nach dem Spiel geblickt hat, dann ist diese Hoffnung fast schon dem festen Glauben daran gewichen. Zu wünschen wäre es ihnen und auch der Schweizer Liga, denn nach dem letzten Titel für die Hoppers 2004 gab es bei den Eidgenossen gerade mal zwei verschiedene Meister: den FC Zürich und natürlich den FC Basel, der die letzten vier Meisterschaften feiern konnte. Etwas mehr Spannung und Abwechslung ist also dringend notwendig. Denn sonst herrschen auch in der Schweiz bald deutsche Verhältnisse und jeder beschwert sich über eine zu langweilige Liga. In diesem Sinne: Hopp GC!

Fotos: Frank Grunert

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in der Schweiz

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
14 April 2014
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
2.850
Gästefans
450

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