Zvesda Irkutsk: Ein sibirischer Fußballstern, der in der Angara versank

MB Updated 17 März 2019
Trud Stadion in Irkutsk

Irkutsk01. Oktober 2000. Schauplatz Zentralstadion Trud im sibirischen Irkutsk. Der ortsansässige Fußballverein Zvesda Irkutsk (Svesda: auf deutsch „Stern“) empfing um 17 Uhr im Rahmen eines Spiel der zweiten Division der russischen Meisterschaft die Mannschaft von Dynamo Barnaul. Das Logo des 1957 ins Leben gerufenen Vereins: Ein Fußball im schrägen, schnittigen Stern. Dazu der Baikalsee. Eine Reise mit der Transsibirischen und Transmongolischen Eisenbahn von Moskau nach Ulaan Baatar und Peking führte im Herbst 2000 auch am „Paris Sibiriens“ – wie die Metropole am Fluss Angara auch genannt wird – vorbei. Eine Woche Aufenthalt war für Irkutsk veranschlagt. Zeit genug, um auch einmal im besagten Zentralstadion Trud vorbeizuschauen.

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Über 13 Jahre später fallen beim Archivieren die Bilder vom Irkutsker Stadion in die Hände. Sofort stellt sich die Frage: Was ist aus dem FK Zvesda Irkutsk eigentlich geworden? In welcher Liga sind die „Sterne Sibiriens“ beheimatet? Der erste Blick ins Web ist ernüchternd. Den Verein gibt es nicht mehr! Der Aufstieg von der zweiten Division in die erste Division (zweithöchste Spielklasse) im Jahr 2006 bzw. 2007 schien in finanzieller Hinsicht eine Nummer zu groß gewesen zu sein. Im Herbst 2008 konnten Gehälter nicht mehr gezahlt werden, der russische Fußballverband schloss daraufhin den Verein nach Ende der Saison im November 2008 vom Spielbetrieb aus. Das letzte Spiel war das 0:3 gegen SAC Moskau. Wenig später wurde der FK Zvesda aufgelöst.

IrkutskEin interessanter Zufall: Der letzte Pflichtspielsieg konnte am 29. August 2008 eingefahren werden. Mit 5:1 wurde gegen Dynamo Barnaul – jenem Gegner vom 01. Oktober 2000 – gewonnen. Dem aus dem russischen Urmia stammende Stürmer Aleksandr Alkhazov gelangen gegen den Tabellennachbarn drei Treffer. Die letzten Tore gab es am 18. September 2008 gegen Dinamo Bryansk zu bestaunen, am Ende ging das Spiel 2:3 aus. Die folgenden neun Partien wurden ohne eigenen erzielte Treffer verloren.

Und dabei sah es unter sportlichen Aspekten im Herbst 2006 noch richtig prima aus. Mit 28 Siegen aus 36 Saisonspielen stieg der FK Zvesda als Tabellenerster der 2. Division (Ost) vor Metallurg Novosibirsk auf. Die Spielzeit 2007 brachte das Team aus Irkutsk recht ordentlich über die Runden. Am Ende wurde der FK Zvesda immerhin Elfter von insgesamt 22 Teams der eingleisigen 1. Division. Ein Jahr später war schließlich alles vorbei. Sowohl sportlich als auch finanziell war der Ofen aus.

Die 51-jährige Vereinsgeschichte musste wohl oder übel beendet werden. Die Sterne aus Irkutsk wurden in den kalten Fluten der aus dem Baikalsee wegströmenden Angara versenkt. Sieben verschiedene Namen hatte der Klub getragen. Von 1957 bis 1959 trat das Team als Energia Irkutsk an, 1960 hieß der Verein Maschinist Irkutsk, bevor der Klub als Angara Irkutsk in der sowjetischen Fußballlandschaft vertreten war. Von 1968 bis 1973 trug der Verein den Namen Aeroflot Irkutsk, 1974/75 Aviator (Flieger) Irkutsk. Ab 1974 hatte der Klub schließlich den Namen Zvesda (Stern) Irkutsk. 1992/93 gab es den Zusatz „Zvesda-Junis-Sib“. Ausklingen ließ der FK Zvesda Irkutsk ab 2007 den Spielbetrieb im Stadion Lokomotive in der Botkin-Straße.

In genau diesem Stadion spielt nun der Verein, der 2009 gegründet wurde und die Nachfolge antrat: Der FK Baikal Irkutsk. Dieser ist derzeit in der Oststaffel der zweiten russischen Division zu finden. Rang 5 (neun Teams) ist der Stand der Dinge. Gegen den FK Tschita kamen zuletzt 650 Zuschauer ins Lokomotive Stadion. Beim Heimspiel gegen den FK Yakutiya Jakutsk waren es zuvor rund 1.000, gegen Smena Komsomolsk sogar 1.500. Potential ist vorhanden – und vielleicht hat die Metropole nahe des Baikalsees recht bald wieder einen Zweitligisten.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Reiseimpressionen aus Russland

Artikel wurde veröffentlicht am
11 Februar 2014

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