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Zeitreise 1983: FC Vorwärts Frankfurt gewinnt Spiel gegen Union Berlin mit Ansage

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Stadion der FreundschaftEs gab bekanntlich Zeiten, in denen das Stadion der Freundschaft in Frankfurt an der Oder Schauplatz von erstklassigen Fußball war. In den 70er und 80er Jahren spielte der FC Vorwärts Frankfurt im DDR-Ligabetrieb phasenweise eine durchaus passable Rolle. Rechnet man die Spiele seiner Vorgängerclubs SV Vorwärts KVP Leipzig und ASK bzw. FC Vorwärts Berlin mit ein, so ist der FCV in der Ewigen Tabelle der DDR-Oberliga auf einem respektablen sechsten Platz zu finden. Am Ende der Saison 1982/83 stand Vorwärts Frankfurt sogar auf Rang zwei. Hinter dem Serienmeister BFC Dynamo, vor dem FC Carl Zeiss Jena und dem 1. FC Lokomotive Leipzig. Die Teilnahme am UEFA-Cup war der Lohn der Arbeit, doch bereits in der ersten Runde war gegen Nottingham Forest (0:1 und 0:2) Schluss.

Frankfurt/OderNach der Vizemeisterschaft sollte auch die Spielzeit 1983/84 ein Glanzstück werden. Und ja, da ging wieder was. Vorwärts war drauf und dran wieder im oberen Tabellenviertel mitzuspielen. Die Basis für den Erfolg waren ganz klar die Heimspiele im Stadion der Freundschaft. Bis auf eine Ausnahme blieben die Frankfurter daheim ungeschlagen, nur gegen den BFC Dynamo ging man mit einer denkbar knappen 4:5-Niederlage vom Rasen. Reine Formsache sollte am 10. Dezember 1983 das Duell gegen das Kellerkind 1. FC Union Berlin sein. Trotzdem war man vorsichtig, denn immerhin schafften die Eisernen bis dato ihren einzigen Saisonsieg auswärts beim Halleschen FC Chemie. Und das mit 3:0!

„Der FCV braucht einen Sieg, um den Anschluss zur Spitze zu wahren“, war im damaligen Programmheft, das mit acht Seiten daherkam, zu lesen. So beobachteten die Macher des Heftes bei Union eine offensichtliche Kalamität. Zusammen mit Schlusslicht BSG Chemie Leipzig hatten die Köpenicker erst acht Treffer erzielt. Ganz klar sei dies ein Zeichen für unzureichende Angriffswirksamkeit. Ebenfalls erkennbar waren ungenügende Stabilität und Sicherheit in der Abwehr. Nur Jena hatte zu jenem Zeitpunkt mehr Gegentreffer zu verschmerzen. Und da Union keines der sechs vergangenen Auftritte in der Oderstadt gewinnen konnte, deutete alles auf einen Sieg des Favoriten hin.

Frankfurt/OderZu lesen gab es im Heft ein Kurz-Interview mit dem damals 23-jährigen Detlef Rudolph, Verteidiger des FC Vorwärts, der einst bei der SG Dynamo Neustrelitz mit dem Fußballspielen begonnen hatte. Auf welcher Position er denn seine sportliche Zukunft sehe, wurde er gefragt. Ganz klar als Außenverteidiger. Und ob rechts oder links, das sei ihm egal. Allerdings könne er auch in die Offensive vorstoßen, dies hatte er bereits in Neustrelitz erlernt. Als FDJ-Sekretär des Oberliga-Kollektivs war er zudem bemüht, dass es nicht nur bei der Durchführung des FDJ-Studienjahres und der Mitgliederversammlung blieb. Viel mehr machte man beim Besuch von kulturellen Veranstaltungen meist gemeinsame Sache mit der zweiten Mannschaft des FC Vorwärts.

Was es sonst im Programmheft zu lesen gab? Nicht überaus viel. Statistik, eine Vorstellung des Gasts und ein paar aktuelle Informationen. So wurde am 28. November 1983 auf der Berichtswahlversammlung der Grundorganisation der SED des FC Vorwärts der Hauptmann Reinhard Segger zum Parteisekretär gewählt. Major Detlef Berger wurde sein Stellvertreter. Herzlichen Glückwunsch hieß es vor fast exakt 30 Jahren. Der im März 1946 geborene Segger hatte zuvor den Ball beim 1. FC Magdeburg, beim HFC Chemie und dann bei Vorwärts Frankfurt rollen lassen.

Block RRund 4.000 Zuschauer hatten sich am 10. Dezember 1983 im Stadion der Freundschaft eingefunden. Diese staunten nicht schlecht, als Union Berlin Dank eines Treffers von Uwe Borchardt bereits in der dritten Spielminute in Führung ging. Erst kurz vor dem Pausentee konnte Rainer Pietsch zum 1:1 ausgleichen. Endgültig platzte der Knoten zehn Minuten vor Schluss. Hans-Jörg Hildebrandt machte das 2:1, Harald Gramenz und der zuvor eingewechselte Lutz Otto legten zwei Tore nach und ließen die Oberligapartie standesgemäß mit 4:1 enden. Während der FCV auf Rang sechs in Lauerstellung blieb, rutschte Union auf den letzten Platz ab. Die BSG Chemie Leipzig konnte gegen den 1. FC Magdeburg daheim im Georg-Schwarz-Sportpark (Alfred-Kunze-Sportpark) vor über 6.000 Zuschauern ein 1:1 erkämpfen. Der Stadtrivale 1. FC Lok Leipzig behielt beim FC Hansa Rostock vor 7.000 Zuschauern im Ostseestadion mit 1:0 die Oberhand. In der Lok-Elf waren bekannte Namen wie René Müller, Matthias Liebers und – oha! – Olaf Marschall zu finden.

Jahn-SportparkAm Ende der Saison wurde der BFC Dynamo mit zwei Punkten Vorsprung Meister vor der SG Dynamo Dresden. Der HFC Chemie stieg als Letzter ab, der 1. FC Union Berlin musste nach den beiden Entscheidungsspielen gegen die BSG Chemie ebenfalls den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Auf einem guten vierten Platz war am Ende der FC Vorwärts zu finden. 6.808 Zuschauer sahen im Schnitt die Heimspiele – der niedrigste Wert sämtlicher Oberligisten. Zum Vergleich: Die SG Dynamo Dresden verzeichnete über 25.000 im Schnitt, die BSG Chemie zog durchschnittlich 14.600 Fans an! Für den FC Vorwärts hieß es indes: Wieder ran im UEFA-Pokal. In der ersten Runde war der PSV Eindhoven der Gegner. Ganz bitter: Nach 2:0 und 0:3 war das Abenteuer Europapokal wieder beendet. Doch der 2:0-Sieg vor 15.000 Zuschauern brachte immerhin eine ordentliche Portion Ruhm ein! Für PSV-Keeper van Breukelen war dies ganz gewiss kein angenehmer Abend in der Oderstadt...

Fotos: Marco Bertram (Spurensuche im Stadion der Freundschaft, im AKS und im Jahn-Sportpark)

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Artikel wurde veröffentlicht am
25 November 2013

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