Red Bull Salzburg vs. Austria Wien: Nachbetrachtung des Duells der Titelanwärter

FG Updated 13 August 2013
Red Bull

Salzburg vs. AustriaBereits am zweiten Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es zum Spitzenspiel der österreichischen Bundesliga zwischen dem letztjährigen Vizemeister, RB Salzburg, und dem Titelträger, der Wiener Austria. Nachdem die Gäste ihr erstes Saisonspiel nach dem Weggang von Erfolgstrainer Peter Stöger nach Köln eher mühevoll mit 2:0 gegen die Mödlinger Admira unter Toni Polster gewannen, setzten sich die Salzburger mit einem 5:1-Auswärtssieg in Wiener Neustadt sofort an die Tabellenspitze und untermauerten ihren Titelanspruch. Ein Anspruch, der sich vor allem auf dem finanziellen Background von RB aufbaut, aber das sind Umstände, die dem interessierten Leser schon bekannt sein dürften. 

SalzburgFakt ist jedoch, dass Red Bull die großen Ziele, die man bei der Übernahme der Salzburger Austria hatte (mit deren Titeln und Geschichte man sich im Übrigen heutzutage schmückt, obwohl auf der ersten Generalversammlung der Satz „Keine Kompromisse. Das ist ein neuer Klub. Es gibt keine Tradition, es gibt keine Geschichte, es gibt kein Archiv“ fiel) größtenteils gescheitert ist. Zwar wurde man seit 2005 immer mindestens Zweiter und gewann viermal die Meisterschaft sowie einmal den Pokal, das große Ziel „Champions League“ jedoch verpasste der Club immer wieder, mit dem peinlichen Höhepunkt des Ausscheidens 2012 gegen den luxemburgischen No-Name-Club aus Düdelingen.

Und auch in der UEFA Europa League schafften es die Salzburger höchstens bis ins Achtelfinale, meist war jedoch in den Playoffs oder der Gruppenphase Endstation. Und auch in diesem Jahr schafften es die Salzburger nicht und werden im Laufe der nächsten Wochen nach dem Spiel gegen die Austria an Fenerbahce Istanbul scheitern – ein erneuter Rückschlag für Red Bull, die, zumindest munkelt man, eh schon länger nicht mehr ihre volle Konzentration auf Salzburg richten, sondern ihr bevorzugtes Pferd im Leipziger Stall sehen.

Springen wir jedoch zurück zu diesem warmen und sonnigen Tag, an dem sich immerhin 12.819 Zuschauer im Stadion Wals-Siezenheim eingefunden haben, um den bereits angesprochenen ersten Showdown der Saison zu erleben. Darunter befinden sich auch knapp 500 Fans aus Wien, die jedoch, so viel sei schon einmal verraten, kaum auffallen und generell einen desaströsen Abend verbringen werden. Denn nicht nur die Anhänger der Violetten enttäuschen auf kompletter Linie, auch auf dem Rasen sehen die Gäste keinen Stich: schon nach neun Minuten gehen die Gastgeber, deren Anhänger das Spiel mit einer Piratenchoreo einleiteten, durch Jonathan Soriano in Führung und auch danach lassen die Bullen keinen Zweifel daran, wer heute das Feld als Sieger verlässt.

Red BullDas 2:0 durch Alan (mit bürgerlichem Namen Alan Douglas Borges de Carvalho) nach Vorlage von Soriano ist dann auch schon die Vorentscheidung, auch wenn die Austria einen unbedachten Moment der Salzburger Abwehr zum Anschlusstreffer durch Alexander Grünwald kurz vor der Pause nutzt. Nach dieser wird es hell im doppelrangigen EM-Spielort von 2008, denn die heimische Anhängerschaft nutzt die deutlich besseren Möglichkeiten für Pyrotechnik in der Alpenrepublik zur legalen Nutzung aus und lässt das Schiff aus der Choreografie erneut aufsteigen, während daneben einige Bengalen brennen. Kaum ist der Rauch verzogen, steht es 3:1 (Schütze Kevin Kampl profitiert von einer Vorlage des Schützen zum 2:0, Alan) und das Spiel ist endgültig entschieden. Der Meister bricht zusammen und kann nur noch dabei zusehen, wie die Gastgeber hier groß auftrumpfen und durch Andre Ramalho und erneut Kevin Kampl zu einem, in dieser Höhe auch verdienten, 5:1-Sieg kommen. Die heimische Kurve nimmt das Spiel dankend auf und erreicht ein solides Support-Level, Verhöhnung der sich teilweise eher untereinander prügelnden Gästefans eingeschlossen…

AustriaMit dem Schlusspfiff verlasse ich jedoch schnell die Szenerie, denn ein wirkliches Wohlbefinden will sich nicht einstellen, bei den Umständen hier in Salzburg aber auch nicht verwunderlich. Jedoch soll an dieser Stelle keine erneute Diskussion um die Daseinsberechtigung von Red Bull Salzburg angebrochen werden, die Argumente sind ausgetauscht und jeder, der 2005 diesem Projekt ein schnelles Ende prophezeite, muss acht Jahre später ernüchternd auf ein relativ gut gefülltes Stadion blicken, in dem zumindest ansatzweise Stimmung herrscht und in dem sich Alt und Jung ein Fußballspiel anschauen. Mit klassischer Fankultur hat das alles zwar nichts mehr zu tun, aber anscheinend will die Gesellschaft es nicht anders. Denn würde keiner kommen, müssten auch die Marketingstrategen von Red Bull ihre Taktik überdenken - ähnliches gilt in meinen Augen übrigens auch für den Ableger in Leipzig.

Aus sportlicher Sicht muss die Frage gestellt werden, ob in dieser Saison überhaupt jemand den Roten Bullen den österreichischen Titel streitig machen kann. Durch diesen Sieg (übrigens das siebte Spiel in Folge, in dem die Salzburger nicht gegen die Austria verloren) thront man auf dem Spitzenplatz und ist die einzige Mannschaft ohne Punktverlust. Die Austria sucht derweil weiter ihr Selbstvertrauen aus der Meistersaison, Rapid ist finanziell am Boden und durch die Probleme außerhalb des Rasens schwer einzuschätzen und Sturm Graz ist ebenfalls weit entfernt von der Form der Meistersaison 2011. Aber eine Dominanz der Salzburger haben schon viele versprochen, ausgeblieben ist sie bisher dann aber doch…

Text & Fotos: Frank Grunert

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Österreich

Artikel wurde veröffentlicht am
13 August 2013
Spielergebnis:
5:1
Zuschauerzahl:
12.819
Gästefans
500

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