Ein Sonntag voller Überraschungen: Polonia Środa Wielkopolska vs. Vineta Wolin

Da traf mich doch der Schlag! An einem entspannten aber kalten Sonntag ist die turus-Seite nicht erreichbar! Ausgerechnet hieß dieser Sonntag auch noch Totensonntag. Den Marco kriegste ja immer schlecht erreicht, aber der Karsten erklärte alles und beruhigte. In der ganzen Aufregung hatte ich die Uhr gar nicht mehr im Blick. Nur noch fünf Minuten bis zur Abfahrt! Ich habe es dennoch geschafft. Die Weihnachtsmarkt-Saison läuft schon seit ein paar Tagen auf Hochtouren, da der Totensonntag hier bekanntlich keine Bedeutung hat.

So drängelten sich schon einige Leute im Mittagszug. Noch mehr Leute wollten dann nach Ostrów. Eine Erklärung kann ich nicht liefern. Nach kurzer Fahrtzeit empfingen mich die große Fabrik und der alte Wasserturm. Środa Wielkopolska hieß das Ziel. Beim ersten Besuch wusste ich schon, dass es nicht mein letzter hier sein würde. Der Grund ist banal – Stadionneubau. Nun war es endlich fertig, und in den Plan passte es auch. Und diese 4.Liga-Staffel ist ja nun richtig kurios mit einigen großen Namen und andererseits Nestern wie Wolin, Kórnik und Rewal. Noch 90 Minuten bis zum Anstoß… Ein Hotdog mit Kürbis-Sauce ließ den Zeitpuffer nicht unbedingt schmelzen. Mein Auge nahm während der Fahrt ein paar Wandbilder im Plattenbauviertel wahr. Auch abgehakt.

Vielleicht ein Besuch im Fanshop? Geschlossen. Na gut, dann ins Stadion – 60 Minuten vor Beginn. 15 zł für Liga 4 sind okay. Ein Programmheft gab es dazu. Was gar nicht geht, war das Ticket. Lieblos ausgedruckt auf ein A4-Blatt. Und nun zum Stadion: Wer ausschließlich Sport sehen möchte, für den ist es perfekt. Der Anstieg ist steil, die Sitzreihen komfortabel breit und für Pausen in der kalten Jahreszeit gibt es einen mollig warmen Raum. Da habe ich schon sinnlosere Tribünenkonstruktionen gesehen. Leider kann man nicht beide Fanblöcke sehen. Polonia war mir bis dato aber auch nicht als Verein mit großem Anhang bekannt. Dafür sieht man aber den Gästesektor mehr als gut.

Genau gegenüber befindet sich dann noch der Imbiss. Sorry, aber Kiełbasa geht aktuell nicht rein. Gulasch-Suppe für nen Zehner war fair. Früher hätte es keine gedanklichen Diskussionen gegeben, da die leckere fettige Köstlichkeit ein Muss ist, wenn man in Polen Fußball guckt, sofern sie angeboten wird. Und heute? In fünf Minuten bin ich beim Fleischer... Die Kiełbasa ist nun eine Ressource geworden, die ich jederzeit bekommen kann. Dafür ist für mich der Biss in eine knackige Bockwurst aktuell schöner als Weihnachten! Neulich im Supermarkt hatte ich noch überlegt, ob ich eventuell eine Halluzination habe, als ich Curry-Ketchup im Regal sah. Da sind wohl jetzt die Zeiten der Pseudo-Currywurst vorbei – Kiełbasa plus Ketchup plus Curry-Pulver…

Vorbei war nun auch die Wartezeit. Anstatt einer Hymne oder gar nüscht wurde ein Vereins-Hip-Hop gespielt. Ach so! Ich hatte noch nicht erwähnt, dass ich mit Null Erwartungen ins Spiel gegangen bin. Als sich dann zehn Leute hinter einer Zaunfahne zusammenfanden, entlockte es in mir einen Kommentar: „Ja, immerhin. Vielleicht wird ja das Spiel ganz nett!“ Und das wurde nett! Wolin ging nach zehn Minuten in Führung. Polonia glich aus. Wolin ging wieder in Führung. Polonia glich wieder aus. Zwischendurch gab es noch zwei Klatscher an den Pfosten auf beiden Seiten.

Polonia macht das 3:2, Wolin unbeeindruckt das 3:3. Das Publikum (keine 150 Köpfe) ging mittlerweile mit, sodass auch etwas an Schlachtrufen zu vernehmen war. „Hoffentlich geht es nach der Pause so weiter!“, dachte ich mir. Übrigens dachte nicht nur ich so. 2x HRO wurde auf der Tribüne enttarnt. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet! Aber es war ein netter Plausch!

Munter zeigten sich auch beide Teams in Hälfte II. Vermerkt wurden ein Platzverweis für Vineta Wolin, zwei Pfostenschüsse seitens Polonia, und die insgesamt zehn Tore teilten ich im Ergebnis von 6:4 auf. Dazu war die Tribüne zwischenzeitlich immer mal wieder zu vernehmen. Da habe ich schon einige und sehr viel schlechtere Spiele gesehen.

Fotos: Michael