Dynamo Dresden vs. Hallescher FC: Ehre, wem Ehre gebührt

Dynamo Dresden vs. Hallescher FC: Ehre, wem Ehre gebührt

Man schrieb den 27. Oktober 1990, als Ralf Minge, Jörg Stübner, Heiko Scholz und Torsten Gütschow (3x) den Chemikern von Sachsen Leipzig hübsch paar einschenkten. Vor lauter Schreck traf zudem Dirk Majetschak ins eigene Tor. 7:0 lautete der Endstand. Sieben auf einen Streich. Die Chemiker aus Leutzsch, denen fortan das „Chemie“ im Vereinsnamen fehlte, waren mächtig bedient. Für Dynamo Dresden lief die Oberliga-Saison 1990/91 so oder so passabel ab. Am Ende wurde Dynamo hinter dem F.C. Hansa Rostock Tabellenzweiter und packte somit die Qualifikation zur ersten gesamtdeutschen Bundesligasaison 1991/92.

Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner hatte zu jenem Zeitpunkt bereits seine aktive Karriere bei Dynamo Dresden beendet. Von 1968 bis 1986 hatte der im Januar 1951 in Görlitz geborene Dixie Dörner 392 DDR-Oberligaspiele im Trikot der SGD absolviert und dabei als Libero immerhin stolze 65 Tore geschossen. Im Alter von acht Jahren erlernte er das Fußballspielen bei der BSG Energie Görlitz, 1960 wechselte er zu Motor WAMA Görlitz, und 1967 holte ihn die SG Dynamo Dresden in die Nachwuchsabteilung. Die Kreise schlossen sich, als er von 1986 bis 1988 als Trainer bei der Dynamo-Jugend arbeitete.

Im Anschluss war er im Jugendbereich des DFB tätig, es folgten bis 2017 Trainertätigkeiten bei Werder Bremen, beim FSV Zwickau, bei al Ahly SC, beim VfB Leipzig, beim Radebeuler BC 08 und bei der SG Einheit Dresden-Mitte. Sechs Tage vor seinem 71. Geburtstag verstarb Dixie Dörner, der exakt 100 Länderspiele für die DDR absolviert hatte, nach langer schwerer Krankheit am 19. Januar 2022.

Ihm zu Ehren gab es am vergangenen Wochenende (vor einem Jahr prägten noch die Corona-Maßnahmen den Spielbetrieb) beim Heimspiel gegen den Halleschen FC eine große, angemessene Choreo im K-Block, die tausende SGD-Fans im Herzen berührt haben dürfte. „Verdienter Meister des Sports“ war in großen Lettern zu lesen. Darüber seine Rückennummer 3 und sein Portrait. Gefreut hätte sich Dixie Dörner auch über das, was im Anschluss auf dem Rasen zu sehen. 7:1 gegen den Halleschen FC, der zu DDR-Zeiten auch ein „Chemie“ im Namen trug.

Hatte Dixie Dörner auch Ligaspiele erlebt, in denen die SG Dynamo Dresden satte sieben Treffer erzielte? Hatte er! Zum Beispiel am 23. März 1974, als vor 29.000 Zuschauern die BSG Energie Cottbus mit 7:0 vom Platz gefegt wurde. Dixie Dörner steuerte an jenem Nachmittag zwei Tore bei. In der 52. Minute machte er das 4:0, in der 80. Minute setzte er den Schlusspunkt zum 7:0. In jener Spielzeit wurde Dresden hinter dem 1. FC Magdeburg und dem FC Carl Zeiss Jena Dritter.

Rang drei. Den hätte Dresden auch gern in der laufenden Saison. Zwar beträgt der Abstand zum dritten Platz sechs Punkte, doch wird dieser aktuell von den Amateuren des SC Freiburg belegt. Zu Rang vier sind es derzeit nur noch drei Punkte. Da geht doch was! Big points auswärts beim TSV 1860 München - und nun ein krasser 7:1-Sieg gegen Halle. Wobei gesagt werden muss, dass sich der HFC nicht völlig abschlachten ließ. Das Ergebnis schaut krasser aus als es wirklich war. Ganz so übel haben die Chemiker aus Halle nun wirklich nicht gespielt.

Diese waren mit ordentlicher Fan-Kapelle nach Dresden gereist, unterließen jedoch komplett das Zündeln. Aufgrund des aktuellen ersten Platzes der 3. Liga, was die Pyro-Strafen betrifft, hielt man brav die Füße und Hände still und beließ es bei einer recht schlichten Choreo und akustischem Support. Was die 2.200 HFC-Fans zu sehen bekamen, dürfte sie kaum erfreut haben. Bereits in der neunten Minute erzielte Stefan Kutschke mit dem Kopf die 1:0-Führung für die Sportgemeinschaft aus Elbflorenz.

Zwei Minuten später lag den Gästefans bereits der Torjubel auf den Lippen. Nach prima Zuspiel zog Andor Jozsef Bolyki volle Kanne ab, und SGD-Keeper Stefan Drljaca musste all sein Können unter Beweis stellen, um den Ball über die Latte zu lenken. Die Gäste von der Saale machten weiter Druck und nur wenig später hätte es durchaus einen Elfmeter geben können. Halle spielte eine gute erste Halbzeit, wurde aber kurz vor der Pause noch einmal kalt erwischt. Nach langem Pass aus der Tiefe kam Conteh an den Ball, dieser fackelte nicht lange und vollendete souverän zum 2:0 für Dresden.

Schock genug für Halle. Aber noch war die erste Halbzeit nicht vorbei! Da ging noch was! Arslan nahm in der 45.+1. Minute bei einem Freistoß gut Maß und zimmerte die Kugel in den Winkel. Alter Schwede, was für ein Tor! Respekt aber an Halle. Aufgegeben wurde sich noch nicht. Kurz nach Wiederanpfiff machte Zimmerschied per Kopf den 1:3-Anschlusstreffer für den Halleschen FC klar. Der Genickbruch für Halle erfolgte in Form eines Doppelschlags in der 55. und 57. Minute. Zuerst köpfte Arslan das 4:1, dann konnte Conteh aus vollem Lauf zum 5:1 vollenden.

Logisch, dass Halle nun am Boden war. Dresden ließ in der Schlussphase nicht locker und konnte das Ergebnis weiter ausbauen. Warum auch nicht?! Ein gutes Torverhältnis könnte am Ende der Saison schließlich das Zünglein an der Waage sein. In der 90. Minute prallte der Ball vom HFC-Spieler Jannes Vollert ins eigene Tor, in der 90.+2. Minute konnte Ahmet Metin Arslan völlig freistehend den Treffer zum 7:1-Endstand erzielen. Am kommenden Samstag reist die SG Dynamo Dresden nach Paderborn, wo sie auf den SC Verl treffen wird. Der Hallesche FC empfängt derweil zeitgleich daheim den SC Freiburg II.

Fotos: Marco Bertram (historische Aufnahme)

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

> zur turus-Fotostrecke: Hallescher FC

Stadionname:
  • Rudolf Harbig Stadion
Artikel wurde veröffentlicht am
08 Februar 2023
Spielergebnis:
7:1
Zuschauerzahl:
25.000
Gästefans
2200

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Inhalt über Liga
3. Liga

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Spruchband
Es gibt ein Foto eines Halle-"Hools" mit Sturmhaube und Bierwampe, auf dessen Unteram groß das Namenstattoo mit seiner Tochter + Sterne zu sehen sind.
@G
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R
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Worum geht's im Spruchband auf Dresdens Seite?
G
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