Die Bremer Brücke ist genau so wie man sich ein Stadion wünscht. Mitten im Wohngebiet (Osnabrücker Stadtteil Schinkel), eng, verwinkelt und ganz nah am Spielgeschehen. So nah das man auch als Fotograf im Innenraum mit den Zuschauern auf Tuchfühlung gehen kann und nicht nur vom Regenschauer nass wird, sondern je nach Spielsituation auch von den Rängen biergeduscht wird. Ist nicht schön, aber macht ein Kultstadion wie die Bremer Brücke aus. Zum Glück hat das Stadion des VfL Osnabrück immer noch nicht seinen alten Charme verloren und auch die Zuschauer schaffen es immer noch die Bremer Brücke zum Beben zu bringen auch wenn der Kick auf dem Rasen nicht gerade ansehnlich ist, wie gestern.
Osnabrück vs. Essen: Bremer Brücke, Freitagabend, Fußballtradition pur.
15.260 Zuschauer darunter 1.400 im ausverkauften Gästeblock aus Essen. Das Spiel des VfL Osnabrück gegen Rot-Weiss Essen wollten viele sehen. Die letzte Begegnung lag nun auch schon 16,5 Jahre zurück. Damals 2006 kamen am 31. Spieltag der Regionalliga Nord 8.500 Fans zur Bremer Brücke und sahen einen 4:1 Sieg von RWE. Damit war gestern nicht zu rechnen, denn es war von beiden Seiten kein sportlicher Leckerbissen. Aber das Spiel machte vor allem in der ersten Hälfte nur der VfL Osnabrück ohne das RWE groß mitzockte. Unverständlich. Lagen doch beide Teams vor dem Match in Punkten gleichauf (beide sechs) auf Tabellenplatz 15 und 16.
Vor allem der VfL war angeknockt. Sechs Spiele in Folge hatten die Niedersachsen nicht mehr gewonnen, dagegen sollte RWE mit einem überzeugenden Heimsieg gegen Erzgebirge Aue vergangene Woche eigentlich mit breiter Brust im Hexenkessel Bremer Brücke auftreten. Taten sie aber nicht. Das Team von Christoph Dabrowski igelte sich von Beginn an hinten ein. Sogar Isaiah Young eigentlich Stürmer, agierte als Verteidiger und das eher unglücklich. Zahlreiche Ballverluste und schlechte Dribbelings (fast wie in seiner ersten RWE-Saison) bestimmten sein Spiel. Irgendwie fand er nicht ins Spiel, aber auch andere Spieler nicht. Eine Minichance hatte Essen, aber der Kopfball von Alonso verfehlte das Tor. Osnabrück hatte zwar mehr vom Spiel, wirkte aber zu Beginn etwas ideenlos.
In der 35. Spielminute war dann aber Ba-Muaka Simakala zur Stelle und netzte mit Alu-Hilfe zum 1:0 für die Hausherren. Das Stadion außer Rand und Band und in der Ostkurve bei der aktiven Osnabrücker Fanszene wurden ein paar Fackeln mehr angerissen. Über das ganze Spiel hinweg ließen die Fans mehrere Freudenfeuer aufflackern. Im proppevollen Gästeblock wurde der Rückstand zur Kenntnis genommen und weiter supportet. Dauersupport trotz Rückschläge, damit kennen sich die RWE-Fans aus. Zu Beginn der zweiten Hälfte gab es von den Essener Fans ein sehenswertes „Pyro Blinker“ Intro und weiter starke Anfeuerungen in Richtung eigenes Team.
Die Stimmung auf beiden Seiten war grandios. Eine kleine Kritik gab es dann noch von den Essener Fans in Richtung VfL Osnabrück mit einem Spruchband. Grund war der teure Preis für einen Stehplatz: „16,50 Euro für ein Steher: In Bayreuth groß beschwert Zuhause nicht drum geschert", hieß es auf den Papierbanner. Die Kritik ist verständlich: 16,50 Euro für einen Stehplatz kann man schon als "fett" bezeichnen. Aber auch die Heimfans wurden extra zur Kasse gebeten. Bezahlen die Heimfans für „nen Steher“ normalerweise an der Tageskasse nur 14 Euro, wurden gestern 15 Euro fällig. Leider gab es für die Rot-Weiss Essen Fans für die vielen Euros, die Michael Welling jetziger Geschäftsführer des VfL Osnabrück und von 2010 bis 2018 in gleicher Funktion in Essen tätig in sein lila-weißes Portemonnaie steckte, keinen Mehrwert auf dem Platz.
In der zweiten Hälfte agierte RWE zwar mutiger und nicht mehr so ängstlich, kam aber zu irgendwie keiner richtigen Chance. Osnabrück hatte eine zum 2:0, aber RWE-Torwart Jakob Golz parierte. Essen lief die Zeit davon und Trainer Dabrowski setzte alles auf eine Karte, um "den Bock umzustoßen" und wechselte fast den kompletten Sturm ein inklusive Ron Berlinski von dem man sich auch mehr erhofft hatte außer foulen und böse gucken ( ;-) Zwinkersmilie). Also wenn ich bei der Fußballsimulation FIFA hinten liege, wechsele ich auch den ganzen Sturm ein und werfe alles nach vorne. Aber realer Fußball ist keine Simulation und funktioniert nur wenn alle um ihre Rolle wissen. Teilweise standen sich Spieler gestern selber auf den Füßen. Es sollte einfach nicht sein. Der Ball lag zwar einmal im Osnabrücker Tor, aber Felix Bastians stand bei seinem Schuss mehrere Meter im Abseits. Abpfiff, aber keine Pfiffe aus dem Gästeblock, sondern weiterhin große Unterstützung.
Man muss es so sagen: Es war kein überzeugener Auftritt von Rot-Weiss Essen. Jetzt geht es unter der Woche erst einmal im Niederrheinpokal weiter bevor am Montag in einer Woche der 1. FC Saarbrücken (Aufstiegsanwärter) seine Visitenkarte an der Hafenstraße abgeben will. Es wird nicht leichter für RWE. Osnabrück hat sich Luft verschafft und gastiert am kommenden Wochenende bei der starken zweiten Mannschaft vom SC Freiburg.
Update des Textes: Wir haben den Text um den Ticketpreis angepasst.
Fotos: Alle Bilder Sport Photo Agency frontalvision.com
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Benutzer-Kommentare
Aber das RWE sich das in die eigene Tasche steckt ist ja eine freche Behauptung ohne Beweise.
Ich bin dafür wir revanchieren uns beim Rückspiel: 20 Euro für den Steher