Rot-Weiss Essen gegen die SV Elversberg: Kalte Dusche zum Start in Liga 3

Rot-Weiss Essen gegen die SV Elversberg: Kalte Dusche zum Start in Liga 3

Angekommen um zu bleiben, aber im ersten Spiel der 3. Liga bescherte die SV Elversberg, Aufsteiger aus der Regionalliga Südwest, Rot-Weiss Essen eine Lehrstunde in Sachen „Profifußball“. Am Ende hatte in dem Spiel im Stadion an der Hafenstraße RWE ein Tor geschossen und Elversberg fünf. Stimmung mies, Euphorie verflogen? Mitnichten. Bis auf wenige Ausnahmen (halt die üblichen „Meckerköppe“) in den sozialen Medien und Foren standen die Fans nach dem Spiel genauso hinter der Mannschaft, wie vor dem Anpfiff, als einige sich zur Einstimmung am RWE-Fanprojekt trafen.



Gemeinsam ging es dann zügig mit einem Fanmarsch die 1,5 Kilometer zum Stadion vor dem sich schon lange Schlangen bildeten. Alle hatten Bock auf Liga 3 und wollten mit Öffnung der Stadiontore die Profiliga erschnuppern. Keine reinen „Dorfklubs“ mehr bei denen man das Highlight der Saison war, sondern viel Tradition mit weiten Reisen und reichlich Fankultur, die den Gästeblock auch mal füllten. Gut zum Start bescherte der DFB Rot-Weiss Essen die SV Elversberg, die den Gästeblock jetzt nicht voll machten, dafür aber kompakt (150 Fans) für einen ordentlichen Support sorgten. Sie hatten ja auch allen Grund zur Freude.




Insgesamt wollten 16.347 Zuschauer den Essener Drittligaauftakt sehen. Nur in Dresden kamen an diesem Spieltag mit 24.046 Zuschauern mehr. Da sieht man schon die Wucht, die hinter dem Klub steht. Natürlich ließ es sich die aktive Fanszene nicht nehmen auf ihre Art und Weise die Liga kurz vor dem Anpfiff zu begrüßen: Hinter einem Banner mit den martialischen Worten „Der RWE ist wieder da, Fussball Terror jedes Jahr“ wurde auf der „Westtribüne“ reichlich rot-weisser Rauch entzündet und das Spiel lautstark eingeleitet. Eine herrschte eine ausgelasse Stimmung von den Rängen von Beginn an, aber auf dem Platz passierte das was nach den beiden letzten erfolgreichen Regionalligajahren keiner erwartet hatte: wenig Sehenswertes, jedenfalls für diejenigen mit rot-weisser Fanbrille.



Die These, dass man mit einer starken Regionalligamannschaft auch in der 3.Liga mithalten kann wurde gestern übe rweite Strecken erst einmal widerlegt. Jedenfalls in den ersten 26 Minuten des Spiels, denn da stand es schon ruckzuck 1:4. Schaut man sich diese Phase genauer an, waren darunter auch viele vermeidbare unglückliche Situationen. Alles begann in der dritten Spielminute, als Essens Abwehrchef Daniel Heber nach einem taktischen Foul vom Schiedsrichter Konrad Oldhafer mit der gelben Karte bestraft wurde. Eine harte Entscheidung, die den Kapitän sichtlich schwächte und damit die ganze Abwehr. Kurz danach herrschte das erste Mal ein großes Durcheinander in derselbigen, als nach einer überragenden Flanke über das  gesamte Spielfeld sich der Elversberger Kevin Koffi, der in jungen Jahren beim SSC Neapel und AS Rom unter Vertrag stand, locker durchsetzen konnte und zur Führung der Gäste einnetzen konnte.



Die Antwort von RWE: Wütende Angriffe nach vorne vor allem durch den agilen Ron Berlinski. Mit vollem Einsatz setzte er die Abwehr der Gäste unter Druck und hatte Erfolg. Der Torhüter Nicolas Kristof konnte den Ball im Strafraum vor einem Abstoß nicht festhalten und Berlinski holte ihn sich unter starkem Körpereinsatz. Daraufhin riss Kristof den RWE-Stürmer rabiat um und der Schiedsrichter pfiff den berechtigten Elfmeter für Essen. Kaum einer auf den Rängen erwartete was Gutes, zu oft vergaben die rot-weissen in der Vergangenheit vom Punkt. So auch diesmal. Cedric Harenbrock war der Unglückliche, der zwar platziert schoss, Nicolas Kristof aber die Ecke ahnte. Auch der Nachschuss saß nicht, Harenbrock verstolperte den Ausgleich in aller Aufregung vor dem leeren Tor. Viel Pech, vor allem da im direkten Gegenzug Essen das zweite Tor durch Kevin Koffi kassierte (10. Spielminute), der einfach ohne Gegenwehr durch die Abwehr durchmarschierte und dann RWE Torhüter Jakob Golz erfolgreich überlupfte - Alu-Glück inklusive.



In der 13. Spielminute war es dann einmal Essen, das mit einem schönen Angriff über Isiah Young zum Torerfolg durch Berlinski kam. Das erste Tor in Liga 3 für RWE. Es sollte die beste Szene des Spiels bleiben. Der Stürmer musste dann noch ausgewechselt werden, das Foul vom Elversberger Torhüter hatte ihn wohl doch mehr zugesetzt. Für ihn kam Simon Engelmann (Regionalliga Top-Torjäger). Völlig unbeeindruckt vom Gegentreffer zeigte sich die SV Elversberg. Erst scheiterte Luca Schnellbacher in der 19. Spielminute an Jakob Golz, konnte ihn dann aufgrund von überflüssigen und unglücklichen Abwehrfehlern (Fehlpässen, Querschlägern) gleich doppelt überwinden (23. und 26. Spielminute).



Das saß. Gefühlt war jeder Schuss von Elversberg drin. Halbzeitstand 1:4. Nach dem Wiederanpfiff versuchte Essen ein schnelles zweites Tor mit viel Einsatz zu erkämpfen, das gelang nicht, da die SV Elversberg gut verteidigte und auch Zeit von der Uhr mit auf dem Rasen herumliegen nahm. Ein zweites Tor für RWE hätte dem Ganzen noch einmal einen Schub geben können mit der Wucht von den Rängen. Stattdessen kam es noch bitterer für Essen. Semih Sahin zog in der 82. Spielminute ab und markierte den 1:5 Endstand. Dass das Ergebnis nicht noch höher ausfiel, war auch RWE Schlussmann Golz zu verdanken, der einige Male gut parierte.  





Willkommen in Liga 3 RWE. Es gilt nichts schönzureden, aber man sollte auch nicht alles verdammen. Die meisten Fans im Stadion sahen das so und applaudierten dem Team und sprachen Mut zu. Die verdiente Abreibung kam zur richtigen Zeit, denn nun hat man zwei Wochen Zeit sich neu zu ordnen und Fehler zu korrigieren. Rot-Weiss Essen ist als Team stark genug, um erfolgreich zu sein. Ja auch mit einer starken (bzw. verstärkten) Regionalligamannschaft kann man in der 3.Liga mithalten, wenn alle Räder in einander greifen. Spieltag 1 von 38 ist nicht gut gelaufen. Aber RWE ist auch nicht angetreten um alle 38 Spiele zu gewinnen. Weiter geht es. Es kommen noch 37 Spieltage. Ein Blick elf Monate zurück: In der Regionalliga West Saison 2021/2022 vergeigte RWE das erste Heimspiel. Gegen den SV Straelen gab es eine 1:4 Pleite, aber nur wenige Tage später gab es einen Auswärts-Derbysieg beim Wuppertaler SV.

Der nächste Spieltag der 3. Liga ist in zwei Wochen (aufgrund DFB-Pokalpause). Dann fordert der MSV Duisburg Rot-Weiss Essen im Ruhrpott-Derby.

Fotos: frontalvision Sport Photo Agency

Stadionname:
  • Stadion an der Hafenstraße
Artikel wurde veröffentlicht am
24 Juli 2022
Spielergebnis:
1:5
Gästefans
150

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

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