Der 1. FC Frankfurt (Oder) - Nachfolgeverein des ASK / FC Vorwärts Berlin / Frankfurt (Oder) - ist jüngst in die NOFV-Oberliga aufgestiegen und der SV Sparta Lichtenberg 1911 feiert aktuell seinen 111. Geburtstag. Während vor allem Vorwärts Berlin in den 1960er für Furore sorgte, sechs Meistertitel einfuhr und große Schlachten auf europäischem Parkett ablieferte, war Sparta Lichtenberg in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre eine feste Größe im deutschen Arbeiterfußball. So stand Sparta im Jahre 1931 im Finale der Meisterschaft Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit. Denkbar knapp musste sich Sparta vor 15.000 Zuschauern auf dem NNW-Platz mit 2:3 dem Dresdner SV 1910 geschlagen geben. Zu beiden Vereinen kamen kürzlich zwei Fußballfibeln von unserem turus-Autor Marco Bertram heraus. Während es zu Vorwärts einen Fußballroman zu lesen gibt, handelt es sich bei Sparta Lichtenberg um eine Historie mit einigen langen Interviews mit Sparta-Legenden.
Vorwärts! Sparta Ahu! - Reformbühne, Stadthaus, Fanprojekt und Stadionruine als Lesungsorte
Zu beiden Büchern wird es in Kürze Lesungen in Berlin und Leipzig geben. Während am 14. Juli und 31. Juli Marco Bertram allein auftreten wird, gibt es am 10. Juli und 13. Juli gemeinsame Lesungen mit anderen allseits bekannten Autoren. So wird es am 13. Juli beim Berliner Fanprojekt eine gemeinsame Veranstaltung mit Frank Willmann und Andreas Gläser geben. Zuerst steht jedoch am kommenden Sonntag, den 10. Juli ein Auftritt bei der Reformbühne an. Während Andreas „Baufresse“ Gläser bereits seit 1998 dort immer wieder seine Texte vorträgt, wird es für Marco Bertram eine echte Premiere sein. Lesen wird er aus seinem Vorwärts-Buch und aus dem Hansa-Wälzer „Kaperfahrten“. Damit die Leser und Zuhörer im Bilde sind, führten Andreas und Marco schon mal ein locker flockiges Gespräch.
Andreas Gläser: Marco, du umtriebiger Fußball-Journalist, am Sonntag dem 10.7. bist du zum ersten Mal bei einer Lesebühne zu Gast, der altehrwürdigen Reformbühne Heim und Welt, die es seit 1997 gibt, wo jeden Sonntag ein halbes Dutzend Autoren am Start sind. Weißt du, was dir blüht? Schon mal diesen Markt beobachtet?
Marco Bertram: Moin Andreas, im Gegensatz vor anderen klassischen Lesungen habe ich ein wenig Bammel. Weniger vor dem Publikum, sondern eher vor der Tatsache, dass in diesem Fall "in der Kürze liegt die Würze" gilt. Ich labere halt gern und mag es ausschweifend. Ich hatte gestern schon mal die Stoppuhr an, um zu schauen, wie lang ein möglicher Text wäre. Was mir blüht? Keene Ahnung. Ich lass mich überraschen. In der Tat beobachte ich sehr viel in der Branche, doch was die Reformbühne betrifft, bin ich nicht sooooo sehr im Bilde. Ich freue mich aber ganz dolle über die Einladung und bin wirklich sehr gespannt!
Andreas Gläser: Ich kenne die Reformbühne seit Januar ´98, als im Schokoladen-Mitte das Publikum während der Lesung sogar die Bühne belagerte. Das hat sich inzwischen beruhigt, aber die Atmosphäre ist immer noch offen und fair. Eine dufte Institution. Wenn du das Maß findest, wird’s laufen.
Marco Bertram: Eine Frage für dich: Du wirst es kaum glauben, aber ich lese gerade noch mal deinen Klassiker "Der BFC war schuld am Mauerbau". Da ich mein Exemplar verbummelt hatte (oder es mir jemand nicht zurückgegeben hatte), borgte ich mir neulich von einem Kumpel ein Büchlein aus. Duftes Ding! Da fragt man sich doch beim Lesen: Wann kommt endlich mal neues Lesefutter aus dem Hause Gläser? Oder wird der Klassiker eventuell sogar noch einmal neu aufgelegt?
Andreas Gläser: Danke für die Blumen! Wenn ich keinen 38,5-Stundenjob hätte, wäre der nächste lange Riemen sicher im Juli/August fertig. So dauert’s halt. Im Erscheinungsjahr würde ich das Debüt, den Klassiker, gerne noch mal ins Spiel bringen, aber er wird jetzt auch nicht verschenkt. Marco, du hast dir für deine aktuelle Erscheinung, der Fußball-Fibel zu Vorwärts Berlin bzw. Frankfurt, viel DDR-Kultur reingezogen. Welche Musik, welche Filme, kannst du empfehlen?
Marco Bertram: Sagen wir es mal so, ich wollte den allgemeinen Zeitgeist einfangen und selber spüren. Das fing mit den späten 50ern an. Mit "Ich bin ein Vagabund" von Fred Bertelmann beginnt ja sogar mein Vorwärts-Buch. Ich ließ im weiteren Verlauf weitere Liedtexte einfließen, und selbstverständlich wurde das eine oder andere Lied ein echter Ohrwurm. "Als ich fortging" von Karussell aus dem Jahre 87 berührt sehr stark meine Seele. Ansonsten hatte ich bei der Recherche für mein Buch die verrücktesten Dinge angeschaut und angehört. Radionachrichten, Sendezeichen zur vollen Stunde... Ich ließ mich völlig treiben und wollte gedanklich bestmöglich in alte Zeiten eintauchen - was letztendlich auch sehr gut geklappt hatte.
Apropos eintauchen, Andreas, zu welcher Zeit kannst du am besten konzentriert kreativ schreiben? Gleich morgens nach dem Knäckebrot mit Schnittkäse und dem türkischen Kaffee oder doch besser abends beim Gläschen Whiskey, wenn die Hektik des Tages vorbei ist?
Andreas Gläser: Ganz unromantisch: Vormittags, ausgeruht, mit ´nem Termin und Druck auf’m Kessel, und am besten keine Ablenkung wie irgendwelche Ämterzettel auf’m Tisch. Ist mir heute noch ein Rätsel, wie ich in den ´90ern zwischen Bau-Job und Konzerten die ersten Fanzine-Texte zustande brachte. Ich bewundere auch deine Produktivität, wie du kurz nach irgendwelchen Spielen und einigen Bieren immer solche Texte raushaust.
Na gut, am Sonntag dem 10. sind du und ich bei der Reformbühne zusammen mit den Kumpels und Rappern von Ostberlin Androgyn open air in einer Ex-Tankstelle in der Schwedterstraße 262 am Start und lesen keinen Fußballkram; am Mittwoch dem 13. sind wir im Fanprojektdomizil an der Cantianstraße 25 zusammen mit Frank Willmann die Hausherren und lesen ausschließlich Ballsporttexte. Warum sollten möglichst viele Leute an beiden Terminen dabei sein?
Marco Bertram: Du sagtest es ja bereits. Bei der Reformbühne wird es eher weniger um Fußball gehen, bei der Lesung beim Berliner Fanprojekt umso mehr. Am 13. Juli steht der Fußball im Prenzlauer Berg im Mittelpunkt, am 10. Juli wir es andere Texte zu hören geben. Einen habe ich bereits ausgesucht. Was stellte man in der DDR einst mit einer "braunen Clara" (10 Mark-Schein) so alles an?!
Wie schaut es bei Dir aus? Steht bereits alles fest? Und die große Frage lautet: Wirst auch du etwas singen? Gibt es in der Regel Zugaben? Und noch eine Frage: Wird es im Anschluss eine wilde After-Show-Party geben? Ich muss mich schließlich mental drauf vorbereiten. Ich las da irgendwas von einer Sauna …
Andreas Gläser: Ich vermute, dass ich was ganz Altes und was Neues lese, bei Ostberlin Androgyn mit den Knien wippe und beim gemeinsamen Schlusslied in der hinteren Reihe mitwirke. Es gibt wohl zwei flotte Halbzeiten und danach weder Zugaben noch Diskussionen. Sauna-Party? Gute Idee. Danach krabbeln wir schneckenmäßig von der Schwedter Straße in die Cantianstraße, um die Mittwochssause pünktlich angehen zu können.
Lesungen Termine:
10. Juli 2022 um 19 Uhr:
Reformbühne Heim & Welt - Open Air mit Marco Bertram, Andreas Gläser und Ostberlin Androgyn
Schwedter Straße 262 in 10119 Berlin
Eintritt: 8 €, ermäßigt 4 €
13. Juli 2022 ab 19 Uhr
Fußball im Prenzlauer Berg - früher und heute
Marco Bertram, Frank Willmann und Andreas Gläser lesen aus ihren Büchern
Fanprojekt Berlin im Haus der Fußballkulturen
Cantianstraße 25 in 10437 Berlin
Eintritt: frei
14. Juli 2022 ab 18 Uhr
Buchpräsentation im Museum Lichtenberg: Marco Bertram stellt die neu erschienene Fußballfibel „Sparta Lichtenberg 1911“ vor.
Museum Lichtenberg im Stadthaus
Türrschmidtstraße 24 in 10317 Berlin
30. Juli 2022 ab 15 Uhr
VORWÄRTS ZUM SOZIALISMUS! Ein Leseabenteuer auf der Ruine des ehemaligen Vorwärts-Stadions
Marco Bertram liest aus seinem jüngsten Roman „Vorwärts Berlin / Frankfurt (Oder) Fußballfibel“
VOLLY VORWÄRTS liest aus seinen Kurzgeschichten „Vorwärts Leipzig - mit dem Panzer zum Auswärtsspiel“
Geländeführung mit der Secret Grounds Crew
Maria-Grollmuß-Straße 8 in 04157 Leipzig
24. August 2022 ab 19:30 Uhr
Buchpräsentation: Marco Bertram stellt die neu erschienene Fußballfibel „Sparta Lichtenberg 1911“ vor.
In den Vereinsräumen von Sparta Lichtenberg.
Fischerstraße 15 in 10317 Berlin
Fotos: Dominik Bertram, Marco Bertram, Karl Max von Husowsky
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