Mein lieber Scholli! Am gestrigen Sonntag gab es eine Demse, die an brasilianische Verhältnisse erinnerte. Im etwas nach Abgasen miefenden Bus von Teltow nach Stahnsdorf kamen erste Zweifel auf, ob es wirklich soooo eine gute Idee sei, bei 37 Grad im Schatten mit dem größeren Sohnemann zu einem Oberligaspiel nach Stahnsdorf zu düsen. Andererseits war dies das letzte Saisonspiel der Amateure des F.C. Hansa Rostock und bekanntlich verlassen etliche Spieler den Verein. Somit sollte für etwas Support auf dem Sportplatz in der Heinrich-Zille-Straße gesorgt werden.
RSV Eintracht 1949 vs. Hansa Rostock II: Hitze, Bier und Auswärtssieg zum Abschied
Wer pünktlich war, konnte sich eine Holzbank der Wahl in den Schatten schieben. Und da die Sonne von hinten kam, wurde das Ganze doch recht erträglich. Zumindest auf dem sandigen, halbschattigen Wall. Bier und Wurst gab es zu fairen Preisen, und verschiedene Eissorten gab es sehr zur Freude der erstaunlich zahlreich anwesenden Kinder für einen schlappen Euro.
Während ein paar Kilometer westlich der 1. FC Frankfurt (Oder) in Werder um den Aufstieg in die NOFV-Oberliga kämpfte, ging es in Stahnsdorf beim Oberliga-Duell RSV Eintracht 1949 vs. F.C. Hansa Rostock II mehr oder weniger um die Ehre. Aber gut, schaut man auf die Tabelle, so ist erkennbar, dass der Gastgeber im Fall eines Heimsieges in der Tabelle hätte vorbeiziehen können. Dies war für die Hansa Amateure wohl Ansporn genug, denn vor den 219 Zuschauern - rund die Hälfte drückte die Gäste die Daumen - wurde eine ansprechende Leistung geboten.
Im Netz rascheln sollte es allerdings erst in der 40. Minute, Mahir Huber ließ die Hansa-Fans jubeln. Nach knapp einer Stunde konnte Lucas-Levi Juhrmann zum 2:0 für die Hansa Amateure nachlegen, und es schien, als würde in der Folgezeit in Anbetracht der brüllenden Hitze das Ganze nun dahinplätschern. Weit gefehlt. Nachdem sich in der 70. Minute ein Heimspieler mit ein paar Gästefans angelegt hatte, war wieder Feuer in der Partie. Tonio Schüttler machte fünf Minuten später prompt den 1:2-Anschlusstreffer klar und gab somit den Startschuss für eine interessante Schlussphase.
Allerdings sollten es die Rostocker sein, die nun noch einmal, zweimal, ja sogar dreimal jubeln durften. Oliver Zajac, Mike Bachmann und Sascha Schünemann sorgten für ein mehrfaches „Ha Ho Höre, Hansa Amateure!“ Nach Abpfiff waberte ein wenig weißer und blauer Rauch am Geländer entlang, und die Spieler kamen rüber zu den anwesenden Hansa-Fans. Abklatschen, Geschenketausch und wenig später ein Gruppenfoto auf dem Rasen. Die Hansa-Spieler hatten ein paar olivegrüne T-Shirt in Größe S mitgebracht und schenkten diese den anwesenden Kindern. Eine klasse Geste! Der Aufdruck „Hansa Rostock - Der beste Club der Welt“ brachte die Kinderaugen zum Leuchten. Als dann mein Sohnemann von Bill Willms auch noch einen blauen Trainingspullover bekam, konnte dieser sein Glück kaum fassen.
Wenig später ertönten in der Kabine noch ein lautstarkes „Forza FCH“ und die allseits bekannte Torhymne (Kernkraft 400 / Zombie Nation). Unsere Reisegruppe steuerte indes wieder Teltow an, von wo aus mit dem Regionalexpress zurück nach Berlin ging. Zu viert wurde am späteren Abend der Tag hübsch beim Paddenwirt im Nikolaiviertel ausklingen gelassen. Auf die alten Zeiten! Auf eine kommende klasse Saison 2022/23! Der 1. FC Frankurt (Oder) hatte den Aufstieg in die NOFV-Oberliga tatsächlich gepackt, und somit dürfen die Hansa Amateure auch wieder das Stadion der Freundschaft ansteuern. Die große Frage lautet: Wird die „Sektion Sextourismus“ wieder am Start sein?
Fotos: Marco Bertram, Jens
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