Glasgow Rangers Fans lassen es Leipzig gut krachen

Glasgow Rangers Fans lassen es in Leipzig gut krachen

Als die Rangers im Jahre 2017 letztmals in Leipzig auf die "Roten Bullen" trafen, waren wir mit unserer Kamera natürlich auch schon vor Ort. Mehrere tausende Briten begleiteten ihre Männer in die kalte und nasse Messestadt und verloren das Testspiel damals mit 0:4. Für die Rangers war es damals das erste internationale Kräftemessen nach einer schweren Zeit mit Zwangsabstieg und Herumdümpeln in den Tiefen der schottischen Fußballprovinzen. 

Nur fünf Jahre später sind die Rangers aber wieder eine große Nummer auf der europäischen Bühne und reisen an einem sonnigen und warmen Donnerstagabend zum Europa League Halbfinale nach Leipzig. Eine erstaunliche Entwicklung! Wir ließen uns die Möglichkeit auch diesmal nicht entgehen und schauten zumindest auf dem Treffpunkt am Marktplatz, sowie auch auf Teilen des einstündigen Fanmarsches zum Stadion vorbei. 

 

Im Vorfeld der Partie las man schon so einige Schlagzeilen und hörte das ein oder andere Gerücht. Die Gazetten sprachen von bis zu 8000 Gästefans, darunter sollten sich auch knapp 500 Personen aus dem befreundeten Hamburg einfinden. Wie auch schon im Jahre 2017 wurden mehrere Sonderflüge gestellt, welche die Fans unproblematisch von Glasgow nach Leipzig und/oder Erfurt einfliegen lassen sollten. Wir haben nachgezählt - fünf Flieger landeten in Leipzig und drei Stück in Erfurt. Der Rest der Anhängerschaft musste anderweitig planen und teilweise von England aus in eine x-beliebige deutsche Stadt fliegen, um dann mit dem Bus oder mit dem Zug nach Leipzig weiterzureisen. 

 

Es wäre wohl das Einfachste gewesen, wenn sich die Jungs aus Schottland einen Frachtflieger von DHL geleased hätten. Auch die Gastronomen und Hoteliers waren mehr oder weniger begeistert vom regen Interesse ihrer Locations. Britische Fußballfans bedeuteten zumindest immer ausgelassene und gute Stimmung, einen sehr hohen Verbrauch von Alkohol, aber auch immer ein mögliches Restrisiko vor Schäden, wie es auch im Jahre 2017 einige Barbesitzer zu beklagen hatten. Im Gegensatz zum letzten Aufeinandertreffen trafen in dieser Woche bereits am Mittwoch die ersten durstigen Jungs in der Leipziger Innenstadt ein und beflaggten typisch britisch ihren Standpunkt. 

 

Am Spieltag direkt traf unter anderem die bekannte Leipziger Bar "Spizz", die sinnvollste aller Vorkehrungen und installierte eine mobile Zapfanlage, sowie Grill inmitten ihres Freisitzes und sorgten mit den ziemlich happigen Preisen zumindest für funkelnde Augen des Barbesitzers. Den Briten war dies natürlich egal, denn Bier ist Bier und Leipzig ist nur einmal im Jahr, und außerdem waren die Bierkästen, die bereits seit Stunden in der prallen Sonne von Leipzig auf dem Markt platziert waren, schon ungenießbar und der naheliegende Rewe nahezu ausverkauft. 

 

Laut Angaben der Behörden trafen sich gut 2.000 bis 2.500 Rangers Anhänger auf dem Marktplatz ein und zogen kurzerhand zum Steigenberger Hotel um. Ein Hotel, welches eher durch Schicki-Micki und extrem hohe Zimmerpreise bekannt sein dürfte, ist aber seit vielen Jahren die Anlaufstelle für die meisten Fußballvereine, die in Leipzig gastieren. 

Während die allgemeine Stimmung am eigentlichen Treffpunkt eher einem lauen Frühlingsabend glich, so erhöhten sich Temperatur und Laune am Vorplatz des Hotels beständig. Ununterbrochen brüllten hunderte Fans gegen die Absperrungen, die Mannschaftsbusse und die Hotelmauern, bis sich Mannschaft und Trainerteams tatsächlich an die Fenster bewegten und in Ode an die Queen mal kurz mit der Hand nach links und rechts wippten. 

 

18.40 Uhr sollte der offizielle Marsch dann tatsächlich auch beginnen. Unmittelbar zwischen Leos Brasserie und Ibis-Budget-Hotel platzierten sich die teils vermummten Anhänger der "Union Bears" hinter einer extrem großen und angemessenen Ultrafahne (nicht). Damit die Abstände und die Linie gehalten werden können befestigte man links und rechts der Fahne noch ein paar meterlange Fahnenstangen. Nur eben ohne Fahne. 

 

Die Stimmung war einem Halbfinale absolut angemessen und im Vergleich zum Spiel der Rangers im Jahre 2017 und zur Begegnung der grün-weißen Schotten im Jahre 2018 wurden nochmal ein paar Schippen draufgelegt. Ab und zu wurde noch ein Rauchtopf gezündet, des Öfteren wurden auch die Schnapsflaschen in die Luft gestreckt und laut geschallt hat es in den engen Leipziger Gassen sowieso. In der Pfaffendorfer Straße kurz vor dem Leipziger Zoo nutzten wir als Investigativjournalisten die Möglichkeit und eroberten einen der gut gelegenen Balkone eines Mehrfamilienhauses. 

 

Nach kurzer Rücksprache mit einem der Anwohner durften wir einen wunderbaren Blick auf den heranschleichenden Mob erhaschen und die Show genießen, bevor der Mob in Richtung Rosental abbog. 

 

Im Stadion selber waren wir zwar nicht mehr vor Ort, ließen uns aber sagen, dass die grob geschätzten 5.000 Gäste (davon nur 2.500 im Gästebereich) für eine vernünftige Stimmung sorgen konnten. Die Leipziger konnten das Spiel in der Schlussphase dennoch für sich entscheiden und tragen nun auch ihren Teil zu einem möglichen deutschen Finale in der Europa League bei - Wer hätte es gedacht?

Bericht & Fotos: "schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)

> ein Video vom Auftritt der Rangers-Fans auf YouTube

> weitere Impressionen in der turus-Fotostrecke

Artikel wurde veröffentlicht am
29 April 2022
Spielergebnis:
1:0

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Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
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Kommentare
@Dor_Falk
Dann sollen sie auch Schottlandfahnen schwenken auf dem Marsch und nicht nur britische...
W
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Briten?
Wenn Du die Briten nennst, also so persönlich im 1 zu 1, könnte das schmerzhaft werden. Das sind Schotten!
D
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G
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Starker Auftritt, danke für den Bericht
G
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