RWE: 30 Minuten Zauberfußball reichen nicht für 3 Punkte von Essen in Aachen

RWE: 30 Minuten Zauberfußball reichen nicht für 3 Punkte von Essen in Aachen

Das war ein schnelles Ding. Es gibt Spieltage da sitzt man Stunden an der Auswahl von hunderten geknipsten Spielfotos und es gibt Tage so wie heute bei der der Auswahlprozess aufgrund fehlender Bilder schnell geht. Der Grund: Nach 30 Minuten war das Spiel für Rot-Weiss Essen im Tivoli bei Alemannia Aachen zu Ende. Ab der 31. Spielminute stellte RWE jegliche Bemühungen, die zehn Minuten vorher erzielte 1:0 Führung weiter zu erhöhen, ein. Entsprechend gab es kaum was Sehenswertes für die Linse, bis vielleicht den wie immer provozierenden Aachener „Vöbel“ („VIP-Pöbel“) schräg über dem Gästeblock.

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Dabei bot die erste Hälfte des immer wieder als „Westschlagers“ titulierten Duell zwischen Aachen und Essen viel Interessantes: Eine Choreo der Aachener Fans in der sie ihre Freundschaft mit Roda Kerkrade huldigten, eine hervorragende Kulisse und prächtige Stimmung unter den 10.900 Zuschauern (2.500 Gästefans) und eine von Beginn an frech aufspielende Essener Elf. Als zweiter der Regionalliga West gegen den abstiegsbedrohten Traditionsverein aus der Kaiserstadt wurde das auch von beiden Seiten erwartet.



Direkt kurz nach dem Anpfiff große Aufregung im Aachener Strafraum. Nach einem Zweikampf kommt der Essener Felix Herzenbruch zu Fall, aber anstatt des fälligen Elfmeters gab es die gelbe Karte für den RWE-Abwehrmann. Eine (ohne Videoüberprüfung) falsche und vor allem überharte Entscheidung des Schiedsrichters, der ansonsten das Spiel gut im Griff hatte. Aber Essen machte klar, dass es für Aachen heute nix zu holen gibt. In der zehnten Minute dann ein Traumpass des Esseners Thomas Eisfeld auf Isaiah Young, der frei auf den Aachener Torhüter Joshua Mroß zuläuft und wie erwartet vergibt. Young ist ein flinker Spieler und spielt den einen oder anderen klugen Pass, wenn er sich nicht gerade vertändelt, aber vor dem Tor ist er nur sehr selten eiskalt. Aber es ging weiter und die Chancen häuften sich nun im Minutentakt für RWE, dessen Spieler von der Gegengerade in einer Tour durchbeleidigt wurden. Ist halt Regionalliga, da muss man sich auf allen Ebenen durchbeißen.



Alles konzentrierte sich auf das Aachener Tor, als Tugrul Erat nach einem Konter fast die Aachener Führung auf dem Fuß hatte. Aber Jakob Golz im Essener Tor glänzte wieder einmal. Essen drückte nun massiver und schließlich war es Cedric Harenbrock der halb mit der Brust, halb mit dem Knie den Ball in der 20. Spielminute über die Linie drückte. Drücken ist das Wort: Essen drückte weiter und ging auf das 2:0, das auch fast durch Simon Engelmann fiel, aber er wurde zur Ecke abgedrängt. Ein starker Auftritt von Rot-Weiss Essen bis hier hin. Wie schon bei den Partien im Südstadion (Fortuna Köln) und im Niederrheinstadion (Rot Weiß Oberhausen) überrollte RWE förmlich den Gegner in den ersten Minuten des Spiels. Nur die Chancenauswertung ließ massiv zu wünschen übrig. Aber plötzlich ab der 30. Spielminute lief plötzlich fast gar nichts mehr bei RWE. Im Gegenteil, nun ließ Essen die Aachener mitspielen, die man nicht zweimal bitten musste. Mehrmals musste Golz retten und damit Essen in die Halbzeit retten.



Was war das bitte schön? Wie in Köln und Oberhausen hätte es nach 30 Minuten locker 4:0 für RWE stehen können, aber die Chancen wurden reihenweise liegengelassen. Die Hoffnung auf die zweite Halbzeit war bei den RWE Fans groß, aber es kam anders als erhofft. Anstatt an die gute erste halbe Stunde anzuknüpfen spielte Essen überhaupt nicht mehr. Verwaltungsfußball der sich schon in der 52. Spielminute rächte, als Marcel Damaschek zum Ausgleich für die Alemannia einnetzte. Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt: Aachen versuchte mit frechen Kontern auf den Sieg zu gehen, hielt aber die Abwehr stabil. Essen hatte nicht mehr die Ideen von Spielbeginn und auch irgendwie keine Power die erneute Führung zu erzwingen. Was bringt es auch im Strafraum nochmal trickreich den Ball für den nächsten Spieler abzulegen, als wenigstens einmal direkt abzuschließen. Es geht nicht um schöne Tore, es geht darum nur Tore zu schießen. Dazu hatte RWE auch das Glück die 1:1 Szenen für sich zu entscheiden wieder einmal nicht auf seiner Seite.

Am Ende stand ein für Aachen nicht ganz unverdientes 1:1, das die Fans wie ein Sieg feierten insbesondere die eingangs erwähnten im VIP Bereich residierenden Fans (Alcoholican Boys) schräg über dem Gästeblock, die sich sicher in ihrer Komfortzone fühlten und nicht mit Gesten und nacktem Arsch (à la „Braveheart“) in Richtung RWE Fans sparten sowie auch den einen oder anderen vollen Bierbecher in den Block warfen. Ob sie Rot-Weiss Essen wiedersehen? Das wird knapp, denn Aachen steckt immer noch im Abstiegsstrudel fest und das Restprogramm ist alles andere als leicht. Ein Abstieg in die Oberliga Mittelrhein wäre bitter.

Anders sieht es bei Rot-Weiss Essen aus. Die wahrscheinlich verlorenen Punkte aus dem abgebrochenen Spiel gegen Münster eingerechnet, sind die Preußen (die heute auf Schalke gewannen) nun zwei Punkte vor. Essen muss auf einen unwahrscheinlichen Ausrutscher von Münster hoffen, das gegen Gegner spielt die RWE liebend gerne auch in der kommenden Saison in der Liga sehen möchten. Aus eigener Kraft ist es für RWE nicht mehr möglich aufzusteigen, dafür wurden zu viele „Matchbälle“ in den vergangenen Wochen (Ahlen, Fortuna Köln, RWO) liegen gelassen, indem man einfach die vielen Chancen nicht nutzte.

Vielleicht hat die erzwungene zweiwöchige Corona-Pause und die daraus resultierenden englischen Wochen ihr übriges getan und das Team ist einfach nur platt. Die sportliche Qualität ist da, das ist Fakt. Es ist das beste Team seit Jahren, das für RWE um den Aufstieg spielt und im Hintergrund agiert. Jetzt hat man ein paar Tage Zeit sich zu erholen, bevor am Ostersamstag die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach an der Hafenstraße gastiert. Noch sind sechs Spiele zu gehen, zwei auswärts und vier zu Hause. 18 Punkte sind noch zu vergeben.

Enden wir mit einer gewohnten Floskel: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

> zu den Alemannia Aachen Fotos

Stadionname:
  • Tivoli
Artikel wurde veröffentlicht am
10 April 2022
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
10.900
Gästefans
2500

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Regionalliga

Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
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Kommentare
Zum Kommentar "Mäßige Berichterstattun". Der Autor schreibt nur über das was er gesehen und gehört hat. Er war nicht im Fanblock / Gästeblock und kann dazu nichts schreiben. Gleichwohl waren die Beleidigungen von der Gegengerade im Innenraum nicht zu überhören und die Aachener Fans im Oberrang auch nicht zu übersehen.
R
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G
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Mäßige Berichterstattung
Da geht mehr!
Und kein Wort zu dem sexistischen Verhalten der Essener Fans.
SF
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G
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