Remis im Ruhrpott-Derby, aber tolle Kulisse am Kanal bei RWO gegen RWE

Remis im Ruhrpott-Derby, aber tolle Kulisse am Kanal bei RWO gegen RWE

Es war wieder soweit. Derbytime zwischen Kanal und Emscher. Auch Fans höherklassiger Vereine wussten Bescheid, denn das lokale Sportblatt schoss wie gewohnt mehr als ein Dutzend Artikel in Sachen Vorberichterstattung zum Duell zwischen Rot Weiß Oberhausen gegen Rot-Weiss Essen durch seine Internetleitung. Jeder der einmal in seinem Leben kurz vor den Ball getreten hat wurde zum Interview gebeten, um ein paar Sätze zu sagen. Alles wie immer: Ein Klick-Schmaus für die lokale Sportpresse. Nur was macht sie bloß, wenn es das Derby nicht mehr gibt und allen Schreiberlingen zum Trotz Rot-Weiss Essen dann doch aufsteigt?



Denkt sich auch Rot Weiß Oberhausen, denn in der Regionalliga West bringt kein Verein eine ähnlich hohe Anzahl an Fans mit ins Niederrheinstadion. Gestern Abend waren es weit über 3.500 RWE-Fans und das bei teilweise strömenden Regen in der zum größten Teil nicht überdachten Kanalkurve. Aber auch die Rot-Weiß Oberhausen Fans ließen es sich nicht nehmen und pilgerten zahlreich ins ihre Heimstätte im Schatten des Gasometers. 9.128 Zuschauer wurden es, die auch das erste Mal seit langer Zeit ein Spiel genießen konnten ohne an Corona zu denken: Es gab keine Zuschauerbeschränkungen und auch keine Kontrollen.





Nur lecker Bratwurst, Frikadelle und ein kühles Gezapftes in Pfandbechern. Diese landeten dann nach dem Spiel zu hunderten im Innenraum. Nein nicht um einen Spieler oder Unparteiischen zu treffen, sondern für den guten Zweck. Der ganze Pfand, so erklärte es RWO-Präsident Hajo Sommers im Beisein des RWE-Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig, soll gespendet werden unter anderem für Kriegsflüchtlinge. Das ganze Spiel stand auch unter dem Eindruck des Krieges von Russland gegen die Ukraine. So waren nicht nur die Eckfahnen in den Farben der ukrainischen Flagge mit dem Label „Stop War“ gekennzeichnet, auch beide Mannschaften liefen statt in ihren üblichen weißen und roten Trikot in den Farben der Ukraine auf. Rot-Weiß Oberhausen in Blau und Rot-Weiss Essen in Gelb. Die Trikots werden dazu für den guten Zweck versteigert. Eine einmalige und vor allem starke Aktion beider Klubs, welche auch von den Fans getragen wurde.



Ja es gab die üblichen Schmähgesänge, aber es blieb ein friedliches Derby bei „ausgelassener Atmosphäre“ und das obwohl es vor allem in der zweiten Spielhälfte auf dem Rasen recht wild zuging. Zwar hat RWO nur noch minimale Chancen auf den Aufstieg. Trotzdem legten die Kleeblätter alles in die Waagschale um RWE noch ein weiteres Jahr in der Kirmesliga Regionalliga West zu halten. Spült doch ein Heimspiel gegen Essen doch immer wieder eine schöne Stange Geld in die Vereinskasse. Aber sportlich lief es vor allem zu Beginn der ersten Hälfte, so wie es die meisten Zuschauer erwartet haben: Einbahnstraßenfußball von Essen in Richtung Oberhausener Tor.



Zum Held der ersten Hälfte avancierte RWO-Torhüter Justin Heekeren, der glänzend in 1:1 Situationen eine frühe Essener Führung verhinderte. Mit vollem Körpereinsatz stellte er sich den wilden RWE-Angriffen in den Weg. Ein Schuss aus kürzester Distanz von Sandro Plechaty traf ihn im Gesicht. Er konnte aber nach kurzer Verletzungsunterbrechung weitermachen. Weiter machte auch Essen mit einem Doppelschlag, aber vom Tor vorbei. Erst setzte Simon Engelmann nach einer Hereingabe von Plechaty den Ball neben das Tor, dann köpfte Thomas Eisfeld knapp vorbei. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bekam RWE dann die Fußballweisheit („wenn du vorne die Dinger nicht machst“) in Form von Pierre Fassnacht zu spüren. Der Linksverteidiger nahm aus 20 Metern Maß und erzielte sein erstes Saisontor. Das passiert auch nur Rot-Weiss Essen. Unmögliche ins Tor gehende Schüsse des Gegners, damit kennt man sich aus.





Mit viel Wut im Bauch ging es für RWE in die Pause, während RWO feierte. Lange mussten die Essener Fans sich aber nicht gedulden, denn ihr neuer „Fußballgott“ Engelmann „regelte“ mit seinen 20. Saisontreffer den Ausgleich in der 54. Spielminute. Großer Jubel in der Kanalkurve, ein Sieg zum Greifen nah. Aber anders als in Hälfte Eins, versteckte sich Oberhausen nicht, sondern spielte intensiv mit und kam zu einigen hochkarätigen Chancen. Während Jakob Golz, der neue Mann zwischen den Essener Pfosten, stark unter anderem gegen Sven Kreyer parierte, wäre ein fehlgelenkter Schuss des RWO Spielers Fabian Holthaus fast im eigenen Tor gelandet.





Es wurde ein offener Schlagabtausch mit einem vor allem aufgrund der zweiten Hälfte gerechten Remis. RWE hat die Chance verpasst, wie schon bei Fortuna Köln, den sprichwörtlichen Sack in der ersten Hälfte zuzumachen. Für RWO geht es schon am Freitag gegen die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf weiter, während Rot-Weiss Essen zum abstiegsbedrohten Traditionsverein Alemannia Aachen reist. Kein leichtes Unterfangen für das Ziel Aufstieg in die 3. Liga. Auch wenn es noch nicht feststeht, die Punkte aus dem abgebrochenen Spiel gegen Münster wird RWE wohl verlieren und so steht man punktgleich mit dem trickreichen Rivalen. Aus den beiden Nachholspielen gegen Ahlen und gestern gegen RWO konnte man nur einen Punkt mitnehmen, aber die (englischen) Wochen nach der Corona Pause waren auch hart: von den Witterungsbedingungen, Platzverhältnissen und mehr als Hundertprozent gebenden Gegnern. Wer hoch will darf nicht jammern und muss alles überstehen.

Noch sind sieben Spiele zu gehen und vielleicht kann sich trotz aller Rivalität Essen noch einmal auf Oberhausen am 8. April (gegen MS) verlassen, wie in der vergangenen Saison, als RWO dem späteren Aufsteiger BVB II in der Hinrunde die Stirn bot und Unentschieden spielte. Warten wir es ab. Wir bleiben dran.

> zu den Rot-Weiß Oberhausen Fotos

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

 Titelfoto: Ein Tor, indem die zweite Tore des Spiels fielen.

Artikel wurde veröffentlicht am
06 April 2022
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
9.128
Gästefans
3500

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Regionalliga

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