Knapp 4.000 FCM-Fans im Berliner Regen - Viktoria erster Liga-Sieg in diesem Jahr

Knapp 4.000 FCM-Fans im Berliner Regen - Viktorias erster Liga-Sieg in diesem Jahr

„Kommste mit?“ - „Logo!“ Der größere Sohn hatte trotz übler Witterung richtig Bock auf Montagabend-Fußball im Berliner Jahn-Sportpark. Zugegeben, ich hätte das Spiel komplett verpasst, wenn nicht eine gute Freundin mich einen Tag zuvor drauf aufmerksam gemacht hätte. Die Drittligapartie FC Viktoria 1889 Berlin vs. 1. FC Magdeburg lief unter dem Radar, was wohl auch daran lag, dass ich Montagabendspiele überhaupt gar nicht mehr auf dem Schirm habe. 

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Es gab ja Zeiten, da war der 1. FC Magdeburg ein gefühlter Dauergast in Berlin. In der Regionalliga wurde bei Viktoria 1889 in Lichterfelde, beim Berliner AK 07 im Poststadion und bei Hertha BSC II, bei Union II beim BFC Dynamo im Amateurstadion, in der Alten Försterei und im Jahn-Sportpark gespielt. Bei einer Cola im gemütlichen Empor-Ecke werteten die anwesenden FCM-Fans das Ganze noch einmal aus. Es müssten acht Gegner gewesen sein, gegen die die Magdeburger bereits im JSP antreten mussten. Türkiyemspor Berlin, Türkspor Berlin, Berliner AK, Hertha BSC II, 1. FC Union Berlin, 1. FC Union Berlin II, BFC Dynamo und FC Viktoria 1889. 

 

Im Berliner Raum allgemein kamen seit der Wende noch der FC Lichterfelde, S.D. Croatia Berlin, der Spandauer SV, Bergmann Borsig Berlin, Hertha 03 Zehlendorf, der Köpenicker FC, die Reinickendorfer Füchse, Tennis Borussia Berlin, der SC Charlottenburg und der BFC Preußen dazu. Schreibt in die Kommentare, falsch etwas vergessen wurde. Kurzum: Nach Berlin verschlug es den 1. FCM in all den Jahren sehr häufig.

 

In guter Erinnerung blieb der Magdeburger Auftritt am Abend des 27. April 2007, als rund 2.000 FCM-Fan den 2:0-Auswärtssieg bei den Amateuren von Hertha BSC feierten. Damals waren die Magdeburger auf klarem Aufstiegskurs, am Ende wurde es überaus tragisch. Ihr wisst schon. Bayer 04 Leverkusen II, der FC St. Pauli…

Aktuell sind die Magdeburger wieder auf Aufstiegskurs. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga gerät allerdings etwas ins Stocken. Konnte in der Hinrunde von einer Übermannschaft gesprochen werden, so hakte es zuletzt ein wenig. Nur ein 1:1 daheim gegen den Halleschen FC, ein torloses Remis gegen den SV Meppen. Aber gut, was sollen die Fans von Viktoria Berlin sagen? Sah es zu Saisonbeginn noch richtig gut aus, hagelte es in der Liga in vergangenen Wochen etliche Niederlagen. 0:2 bei Wehen Wiesbaden, 0:2 gegen Freiburg II, 1:4 in Halle, 0:2 gegen 1860 München, 1:3 in Osnabrück. Unentschieden gab es bei Havelse und gegen Zwickau. Der Abstieg nach nur einem Jahr Drittligafußball droht akut. 

 

Kein Wunder, dass am Montagabend gegen den Tabellenführer aus Magdeburg auf Heimseite nur noch extrem wenige Fans kamen. Während der eigentliche Gästeblock voll war, konnten auch auf der Gegengerade fast nur FCM-Fans ausgemacht werden. Dabei war sicherlich auch der eine oder andere neutrale Zuschauer, der an diesem Abend einfach mal dem FCM ein wenig die Daumen drückte. Aufgrund des überaus miserablen Wetters wirkte die Haupttribüne indes fast menschenleer. Die Anwesenden stellten sich halt unter die Vorsprünge oder blieben gleich in den warmen Räumlichkeiten. Recht gut geschützt stand man auf der Gegengerade. Der Wind kam von hinten, und unter dem Dach war es vergleichsweise lauschig. 

 

Ich hätte nicht gedacht, dass ich dort noch einmal als Zuschauer bei einem Fußballspiel stehen würde, hatte ich - wie viele - fest mit dem baldigen Abriss des Jahn-Sportparks gerechnet. Umso größer war das Erstaunen, als im vergangenen Sommer dann doch noch einmal die Betriebserlaubnis verlängert wurde und der Aufsteiger aus Tempelhof/Lichterfelde einzog. Würde der BFC Dynamo am Ende der laufenden Saison aufsteigen, dürfte auch er in der kommenden Spielzeit seine Heimspiele in der 3. Liga dort austragen.

 

Die Zahl der Gästefans war am vergangenen Montagabend in jedem Fall eine Wucht. Ganz egal, ob es nun 3.000 oder knapp 4.000 „echte“ FCM-Fans waren. Zu Beginn der Partie wurde die eigentliche Gästekurve ein blau-weißes Fahnenmeer - Block U war wieder zurück -, und mein größerer Sohnemann (und manch ein anderer) hoffte gewiss ein wenig auf eine schmucke Pyro-Show. Dieses blieb jedoch aus. Verständlich, wenn es quasi gar kein richtiges Heimpublikum gibt. Der Support konnte sich indes hören lassen. Endlich wieder volle Kurven, endlich wieder klassischer Support, wie man ihn vor der Corona-Krise gewohnt war. Schön, mal wieder all die Klassiker zu hören. 

 

Leider war die Magdeburger Leistung auf dem Rasen nicht allzu berauschend. Vielleicht lag es am Mistwetter, vielleicht ist auch wirklich der Wurm drin. Wer weiß das schon? Meinem Sohn und mir taten all die Fans leid, die sich am Montag auf den Weg nach Berlin gemacht hatten, um ihr Team zu unterstützen. Da müsste man unten auf dem nassen Grün eigentlich volle 100 Prozent geben. Gefühlt eigentlich sogar 120. Aber gut, Viktoria Berlin steht nun mal mit dem Rücken zur Wand und nutzte die Gunst der Stunde. Der hellblaue Knoten platzte und Lewald und Benyamina brachten die Berliner mit 2:0 in Führung. Der Kopfball zum 1:0 in der 19. Minute nach hereingebrachtem Freistoß war halt wie aus dem Lehrbuch und konnte ohne große Gegenwehr untergebracht werden. 

 

Immerhin wurde die Schlussphase noch einmal spannend, nachdem Brünker in der 76. Minute mit dem Kopf den 1:2-Anschlusstreffer erzielen konnte. Zehn Minuten zuvor hätte Benyamina allerdings bereits das 3:0 machen können. Nun denn, spannend wurde es halt aufgrund des knappen Spielstandes, ein echtes Aufbäumen der Magdeburger war nämlich nicht zu erkennen. Das war schlichtweg zu wenig, und so war es kein Wunder, dass nach Abpfiff die meisten Fußballfreunde sofort den Weg nach draußen suchten.

 

Noch ist das Punktepolster groß genug, doch gegen Viktoria Köln sollte mal langsam wieder ein Dreier her, um das gesteckte Ziel nicht noch zu verspielen. Wer würde sich am Ende der Saison über eine mögliche Relegation gegen die SG Dynamo Dresden freuen? Dieses Szenario haute ich nach dem Spiel bei der Auswertung im besagten Empor Eck bei einem frisch Gezapften mal einfach in den Raum. Zurecht erschrockene Gesichter am Tisch …

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg

Artikel wurde veröffentlicht am
06 April 2022

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