SV Sandhausen vs. F.C. Hansa Rostock: Big points und unkorrekte Bierdosen

SV Sandhausen vs. F.C. Hansa Rostock: Big points und unkorrekte Bierdosen

Bezogen auf das Spiel unseres F.C. Hansa am vergangenen Samstag gehen mir so viele Gedanken mit einmal durch den Kopf, dass ich gar nicht weiß, wo ich so wirklich anfangen soll. Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten fange ich deshalb mal mit dem an, was an diesem Tag das wichtigste sein sollte: Das Sportliche. Die Ausgangssituation war klar. Aufgrund der engen Tabellensituation und der Tatsache, dass quasi die komplette untere Tabellenhälfte noch in akuter Abstiegsgefahr schwebt, war ein Sieg in diesem Spiel umso wichtiger. Es war eines dieser Sechs-Punkte-Spiele, vor denen man sich als Hansafan eigentlich nur fürchten kann. Hansa hatte bereits die vorherigen Spiele gegen Schalke und Kiel gewonnen.

Der Gedanke daran, dass es uns in den letzten Jahren eher selten gelang, mal drei Spiele am Stück zu gewinnen, sorgte nicht gerade für zusätzlichen Optimismus, sodass die meisten eher mit dem Gedanken „Bloß nicht verlieren!“ in das Spiel gingen. 

 

Das startete dann aus unserer Sicht auch gar nicht mal so gut, denn Sandhausen erarbeitete sich früh diverse Eckbälle, die alle recht gefährlich in Richtung unseres Tores gebracht wurden. Kolke konnte sich dann schnell mehrfach auszeichnen, während Hansa die eigenen Chancen durch Becker und Rhein nur in die Nähe des gegnerischen Tores brachte.

 

Die Anspannung blieb also groß und in der Pause war man sich einig, dass es auch in der zweiten Halbzeit nicht viele Chancen für uns geben würde. Eine dieser wenigen Gelegenheiten wurde dann aber genutzt und sorgte für kurzzeitige Eskalation im gut gefüllten Gästeblock. Zum Leidwesen der 1.200 anwesenden Gästefans fiel das Tor aber schon in der 49. Minute, was bedeutete, dass man noch sehr viel Zeit rumkriegen musste, um die Punkte auch mitzunehmen. Und diese Zeit verging so langsam, wie schon lang nicht mehr. Gefühlt schaute man alle zehn Minuten auf die Uhr, nur um festzustellen, dass gerade einmal eine Minute vergangen war. 

 

In der 77. Minute gab es dann einen Schockmoment, der sich wahrscheinlich vor allem für die Fans im Stehplatzbereich hinterm Tor mehr ins Gedächtnis eingebrannt hat als das Siegtor. Auch mir ist in diesem Moment kurz das Herz in die Hose gerutscht. Eine Flanke in den Strafraum versucht unser Innenverteidiger vor dem einschussbereiten Stürmer der Sandhäuser per Flugkopfball zu klären, trifft dabei den Ball aber nicht richtig. Während alle hinter dem Tor schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und quasi darauf warten, dass der Ball ins eigene Tor fliegt, prallt dieser mit Schwung gegen den Pfosten und von da zurück ins Feld, wo er geklärt werden kann. Im Nachhinein betrachtet, eigentlich souverän geklärt von Malone, der damit nicht nur das Gegentor, sondern auch die Ecke verhinderte. An sich hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn wir solche Spiele einfach mal weniger dramatisch zu Ende bringen könnten. 

 

Während die Mannschaft sich dann noch feiern lassen konnte, stand ich wie so oft in den letzten Jahren etwas platt im Block und brachte nur noch mein fast schon obligatorisches „Dieser Verein macht mich fertig!“ heraus. Diese Siege sind zwar im Nachhinein umso schöner, weil sie einfach so emotional sind, allerdings hätte ich auch nichts dagegen, wenn wir so ein Ding einfach mal mit 2:0 nach Hause schaukeln könnten. Das nur mal so als Idee vielleicht für das Spiel gegen St. Pauli.

 

Da ich seit dem Erscheinen von „Kaperfahrten - Mit der Kogge durch stürmische See“ einen gewissen Ruf weghabe, möchte ich natürlich auch an dieser Stelle nicht darauf verzichten, das eine oder andere Wort zu den Geschehnissen rund um das Spiel zu verlieren und Marco damit Stoff für Kaperfahrten II“ zu liefern.  

Gewissermaßen hofft ja ganz Fußballdeutschland seit Jahren, dass es den SV Sandhausen mal erwischt, was den Abstieg in die 3. Liga angeht. Das kann ich, was den Verein angeht, so erstmal nicht bestätigen. Der einzige Kritikpunkt hier: Es ist in gewisser Weise eine Frage des Respekts und des Anstands, das richtige Logo des Vereins zu verwenden, gegen den man gerade spielt. Das soll es dazu schon gewesen sein. Die Ticketpreise sind für Zweitligaverhältnisse okay und aufgrund der überschaubaren Anzahl an Heimfans ist es absolut kein Problem, sich dort als Fan der Gastmannschaft frei zu bewegen. 

 

Das ist aber in gewisser Weise schon das Problem, denn das muss in Sandhausen quasi eine Art Grundvoraussetzung sein. Wenn man die in der Gästeinfo genannte Adresse für den anzusteuernden Parkplatz ins Navi eingibt, landet man nämlich mitten in einem Wohngebiet hinter dem Heimbereich. Irgendwelche kommentarlos aufgestellten Straßensperren erleichterten das Erreichen des eigentlich anzusteuernden Parkplatzes nicht gerade, sodass ein großer Teil der Hansafans einfach in besagtem Wohngebiet parkte und gezwungen war, sich am Heimbereich vorbei in Richtung Gästeblock zu begeben. 

 

Auf dem Weg dorthin stellte eine Gruppe junger Kerle ihre Bierdosen neben einem der dort stehenden Mülleimer ab. Man sollte meinen, dass dieses Vorgehen mittlerweile überall gängig und bekannt ist. Nicht so im reichen Baden-Württemberg, wo sofort Polizisten auf der Matte standen und darauf hinwiesen, dass die Dosen doch im Müll zu entsorgen sind. Der Hinweis auf eventuelle Pfandsammler wurde dann nur mit „Wenn die das Geld brauchen, werden die die Dosen auch aus dem Eimer holen“ beantwortet. Ich lass das an der Stelle mal unkommentiert, einfach weil mir zu so einer Aussage auch komplett die Worte fehlen.

Am Stadion selbst war man dann wohl mit der hohen Anzahl an Gästefans komplett überfordert. Etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff standen hinter dem Gästeblock noch massig Leute, was bei dem Anblick von einem einzigen geöffneten Eingang für reichlich Unruhe sorgte. Diese Unruhe wurde dann mal kurzerhand so ausgelegt, dass es den Versuch gegeben hat, zu „drücken“, was wiederum der Vorwand für einen kurzzeitigen kompletten Einlassstopp war. Das Auftreten der nun angerückten BFE schien aber die Ordner mehr zu verunsichern, als in irgendeiner Weise für zusätzliche Sicherheit zu sorgen, sodass dann gefühlt 9 von 10 Fans unkontrolliert ins Stadion gelangten. Ob das dann auch erklärt, wie diverse Schnapsflaschen und komplette Menüs aus dem Restaurant zur Goldenen Möwe den Weg in den Block gefunden haben, überlasse ich eurer Fantasie. Aber Hauptsache, wir haben am Eingang wegen zwei Aufklebern ein großes Fass aufgemacht.

 

Nach dem Spiel sorgte dann eine etwas unnötige Sperrung des kürzesten Weges in Richtung des besagten Wohngebiets für reichlich Unverständnis. Aber da sich das Wetter wirklich von seiner schönsten Seite zeigte, hatte keiner etwas gegen einen Waldspaziergang einzuwenden, um nach diesem nervenaufreibenden Spiel etwas runterzukommen.

 

Alles in allem ist das aber jammern auf hohem Niveau. Das wichtigste ist, dass unser F.C. Hansa dieses wichtige Spiel gewonnen und sich somit etwas Luft im Abstiegskampf verschafft hat. Wenn man es bösartig ausdrücken will, könnte man sagen, dass es jetzt nur noch Dummheit ist, wenn man diese Ausgangssituation noch verspielt. Aber wir wissen ja alle, dass bei diesem Verein eigentlich nichts ohne Drama funktioniert. 

Fotos: Heiko Baumann, Matthias, Aumi

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

> der 512-seitige Wälzer Kaperfahrten (externer Link)

Artikel wurde veröffentlicht am
22 März 2022
Spielergebnis:
0:1

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2. Bundesliga

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