Ahu! Blau-weiß-roter Auswärtssieg im Stadion des einstigen Pionierparks Wuhlheide

Ahu! Blau-weiß-roter Auswärtssieg im Stadion des einstigen Pionierparks Wuhlheide

DDR-Laternen vom Typ RSL 1, alte Geländer und Steinmauern, schiefe morsche Sitzbänke, ein trockener märkischer Waldboden, der mit tausenden Kienäppeln bedeckt ist. Bei angenehmen Sonnenschein kamen am vergangenen Samstag wie erwartet eine Menge Erinnerungen auf, als es zum Stadion im FEZ Wuhlheide ging. Erinnerungen an die Kindheit, an die genialen Aufenthalte im Betriebsferienlager in Eggersdorf, Großbreitenbach und Breege, an weit zurückliegende Klassenfahrten in den 1980er Jahren nach Pirna, Bad Doberan und Kloster Chorin. Anfang der 80er fuhren wir als Klasse 2a von Mahlsdorf Süd aus mit der Straßenbahnlinie 82 zum einstigen Pionierpark, um in der für damalige Verhältnisse sensationell modernen Schwimmhalle im Pionierpalast am Schwimmunterricht teilzunehmen. Auf der weitläufigen Treppe des Pionierpalastes bekamen wir einst auch das blaue Pioniertuch überreicht und wurden Jungpioniere.

Geile Kiste, das Ganze ist mal eben vier Jahrzehnte hier. 40 Jahre! Exakt so lange, wie einst die DDR Bestand hatte. Zwar hatte ich im Pionierpark einst den einen oder anderen Crosslauf, doch hatte ich im dortigen Stadion noch nie ein Fußball gesehen. Bereits Anfang der 1950er Jahre wurde nach Plänen des Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner der Pionierpark „Ernst Thälmann“ mit einer Freilichtbühne, dem besagten Stadion und einem künstlich angelegten Badeteich mit Strand und Liegewiese gestaltet. Der Pionierpark wurde am 27. Juli 1951 zu den dritten Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Ost-Berlin feierlich eröffnet. 1955 wurde die Pioniereisenbahn eingeweiht, der besagte Pionierpalast öffnete am am 3. Oktober 1979 seine Tore. 

 

Das Stadion des FEZ, das auf angenehme Art und Weise einen nostalgischen Charme versprüht, wird zum einen vom Kreisligisten SV Askania Coepenick und zum anderen von den Nachwuchsmannschaften des 1. FC Union Berlin genutzt. Allerdings sollte man, wenn man ein Nachwuchsspiel der Eisernen besuchen möchte, genau schauen, auf welcher Spielstätte ein Heimspiel ausgetragen wird. So fand kürzlich das U19-Spiel 1. FC Union Berlin vs. FC Energie Cottbus in Adlershof statt. Genutzt werden auch die Kunstrasenplätze in Oberspree und direkt am Stadion An der Alten Försterei. Ist die Witterung trocken, wird recht gern der Rasenplatz in der Wuhlheide genutzt.

 

Zu Gast war in der B-Junioren-Bundesliga am vergangenen Samstag die U17 des F.C. Hansa Rostock, die seit 2020 von Tobias Sieg - zuvor Co-Trainer beim FC Mecklenburg Schwerin - trainiert wird. Der Zugang zum Stadion im FEZ ist völlig frei. So hält während eines Spiels der eine oder andere Fahrradfahrer mal eben am Geländer der Gegengerade, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Auf der Haupttribünen-Seite wurde am Samstag ein Imbisswagen aufgestellt, und aus einer aufgestellten Box ertönten vor Anpfiff all die typischen Union-Klassiker. 

 

Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Krieges in der Ukraine konnte es auf dem Rasen losgehen. Der eine oder andere hatte noch nicht mal seinen ersten Schluck Bier zu sich genommen, als in der dritten Minute vor rund 100 Zuschauern nach einem individuellen Fehler in der Hintermannschaft Kevin Akogo das 1:0 für die Rostocker klarmachen konnte. Nun zeigte sich, dass rund 20 Fußballfreunde auf den Rängen den Jungs mit der Kogge auf der Brust die Daumen drückten. Logisch, dass zwischendurch immer wieder ein Blick auf den Liveticker geworfen wurde. Was machte Hansa auf Schalke?!

 

Die U17 der Eisernen zeigten nach dem frühen Rückstand eine gute Reaktion, Nick Graupner hatte die Möglichkeit zum Ausgleich, doch konnte Hansa-Keeper Fynn-Jason Karsten den Schuss mit den Füßen abwehren. In der Folgezeit wurde es etwas ruhiger, der Großteil des Geschehens spielte sich im Mittelfeld ab, dicke Tormöglichkeiten blieben zunächst weitgehend aus. Nachdem Hansa kurz vor der Pause noch eine gute Chance hatte, ging es zur Erfrischung in die Kabinen.

 

Im zweiten Spielabschnitt verteidigten die Rostocker recht robust, doch mehrten sich nun die Möglichkeiten der Gastgeber. Union Berlin gab zwar weitgehend den Ton an, konnte jedoch keinen Treffer erzielen. Am Ende konnte der F.C. Hansa die knappe Führung über die Bühne bringen. Als dann auch noch die Nachricht aus Gelsenkirchen eintrudelte, war der sonnige Samstagnachmittag perfekt. Gemeinsam mit Trainer Tobias Sieg wurde der Kreis gebildet. Tobias Sieg lüftete symbolisch sein Haupt und verneigte sich vor der erbrachten Leistung seiner Jungs. Im Anschluss konnte den Emotionen freien Lauf gelassen werden. Ahu! Nachdem ein Exemplar von ‚Kaperfahrten‘ an den Mann gebracht wurde, hieß es für mich gemeinsam mit dem größeren Sohnemann noch einmal durch das Gelände des einstigen Pionierparks zu streifen.

 

Fotos: Marco Bertram, frontalvision.com

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

> das Buch „Kaperfahrten - Mit der Kogge durch stürmische See“ auf www.marco-bertram.de

Artikel wurde veröffentlicht am
07 März 2022
Spielergebnis:
0:1
Zuschauerzahl:
100
Gästefans
20

Ligen

Inhalt über Liga
1. Bundesliga

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