Eisernes-energetisches Stelldichein in Adlershof: Ein Blick auf den Nachwuchsfußball

Eisernes-energetisches Stelldichein in Adlershof: Ein Blick auf den Nachwuchsfußball

Der Besuch auf der Fritz-Lesch-Sportanlage in Berlin-Adlershof, wo auch der Kreisligist SV Chemie Adlershof seine Heimspiele austrägt, spiegelte perfekt die aktuelle Situation im Nachwuchsfußball unseres Landes wider. Zwar können wir auf internationaler Ebene kaum noch mit den besten Jugendakademien Europas mithalten, aber der Zulauf und das Interesse der Zuschauer ist ununterbrochen hoch. Beim Spiel in Adlershof, welches wochentags um 15 Uhr angesetzt wurde, schauten fast 200 junge und alte Personen zu. Eine beachtliche Zahl, wenn gleich natürlich auch sehr viele Groundhopper auf der Anlage aufzufinden waren, welche sich oftmals nicht so sehr für das Geschehen auf dem Rasen interessieren. 

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Unserer Meinung nach sollten sie das aber machen und sich allgemein auch mehr für den Jugendfußball in unserem Lande interessieren. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich ein qualitativ hochwertiges Spiel zwischen jungen, hungrigen und ambitionierten Mannschaften anzuschauen und manche potentiellen Stars der Zukunft bei ihrer Entwicklung zuzuschauen. In beinahe jeder Region unseres Landes wird mittlerweile Bundesliga im Jugendbereich gekickt. 

 

Die U19 und U17 Bundesliga werden hierbei in drei regional eingeteilte Staffeln unterteilt. In der Regionalliga West wagte sich Borussia Dortmund etwas aus der Deckung, in dem sie eine neue Reform in der höchsten deutschen Spielklasse forderten. Die Borussen investieren seit Jahren schon sehr viel Geld in ihre Jugendabteilung und stecken auch nicht mehr davor zurück hochtalentierte Spieler aus dem Ausland zu verpflichten und sie erstmal in der U19-Bundesliga akklimatisieren zu lassen. Dies führt zu einem noch größeren Ungleichgewicht zwischen Spitzenteam und Abstiegskandidat als im Herrenbereich.  

Mit einer fast makellosen Bilanz führt Dortmund die Tabelle der Bundesliga West problemlos an und lässt die ebenfalls starken Jugendabteilungen aus Leverkusen und Gelsenkirchen ziemlich blass aussehen. Im Gegensatz hierzu steht mit Alemannia Aachen ein finanzschwacher Verein mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz und sorgt für wenig Gegenwehr gegen die jungen Stars im Ruhrpott. Dortmund selber würde die Ligen gerne zusammenfügen, um einen besseren und ausgeglicheneren Wettbewerb durchführen zu können. Die weiteren Anfahrtswege stellen für die größeren Vereine natürlich keinerlei Probleme dar und die schwächeren Teams würden aufgrund der neuen Reform meist eh nur noch in die Röhre schauen. 

 

Zusammengefasst wünscht man sich die Einführung einer "Nachwuchsleistungszentrumspflicht". Wenn ein Verein sich die Einstufung als NLZ nicht leisten kann bzw. noch nicht die nötige Infrastruktur aufweisen kann, dann dürften sie nicht mehr in der höchsten deutschen Nachwuchsliga teilnehmen. Ein Vorsatz, der kritisch sowie auch positiv begutachtet wird. Klar ist, dass diese Pflicht den großen Teams in der Entwicklung ihrer Spieler enorm helfen würde, andererseits schadet diese Reform den Spielern der kleineren Vereine. 

 

Werfen wir einen Blick auf die Bundesliga Nord/Nordost, welche sich jetzt bereits über enorm viele Bundesländer streckt. Zwischen etablierten Bundesligateams im Herrenbereich wie RB Leipzig, Hertha BSC, Union Berlin und dem VfL Wolfsburg spielen hier auch Mannschaften wie der Chemnitzer FC, VfL Osnabrück und der Eimsbüttler TV mit. Auf der Fritz-Lesch-Anlage gastierte am vergangenen Mittwoch die U19 des FC Energie Cottbus, welche eine überraschend starke Runde spielt und einen starken vierten Platz belegt. Zwar besitzt der FC Energie ein Nachwuchsleistungszentrum, aber ob sie sich auf Dauer die Fahrten nach Essen, München oder Freiburg leisten können ist die andere Frage. 

 

Ein weiteres Problem im Nachwuchsbereich ist die Durchlässigkeit der Talente in den Herrenbereich. Bei Hertha BSC kann man ein Lied davon singen. Seit Jahren gehört man in allen Altersklassen zu den besten Teams des Landes, aber nur sehr wenige talentierte Spieler schaffen den Sprung in den Profibereich (zumindest bei Hertha). Wenn es dann doch mal ein paar vielversprechende Talente in den Dunstkreis der Herrenmannschaft schaffen, dann werden sie oftmals von größeren Vereinen weggekauft, wie man an den Beispielen Samardzic und Netz sehen kann. 

 

Im Falle RB Leipzig könnte man dieses Rad noch weiter drehen, denn dort hat es mit Hugo Novoa erst ein einziger Spieler aus dem Nachwuchs überhaupt mal geschafft über ein Spiele hinweg auf dem Platz der Red-Bull-Arena stehen zu dürfen. In Leipzig stehen finanzieller Aufwand und sportlicher Ertrag nicht im Verhältnis. Lieber lässt man die Talente versauern, schickt sie in die zweite Liga als Leihe, die oftmals auch nicht so fruchten wie gewünscht und stattdessen verpflichtet man junge Talente aus dem Ausland. Nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass bei solchen Vereinen natürlich ein enormer Erfolgsdruck herrscht.

 

Um den Kreis zu schließen: Schaut einfach mal bei einem Nachwuchsspiel der A- oder B-Junioren vorbei. In unserem Fall gab es am Mittwoch ein kleines turus-Treffen in Adlershof - genauer gesagt zwischen Marco und mir -, und zur unserer Freude war sogar ein Imbissstand geöffnet. Bei einem frisch Gezapften und einer Bockwurst ließ es sich wunderbar bei angenehmer Witterung das Spiel schauen. Zwar ging die Partie 0:0 aus, doch war die auf dem Naturrasen erbrachte Leistung in jedem Fall sehenswert. 

 

Marco hatte schon angekündigt, dass er mit seinen beiden Söhnen mal ein Nachwuchsspiel des F.C. Hansa Rostock mitnehmen möchte. Apropos, am kommenden Sonntag empfängt die U19 von Hansa im Volksstadion den FC St. Pauli, und am 5. März treten die B-Junioren mit der Kogge auf der Brust beim 1. FC Union an. Voraussichtlich gespielt wird dann auf dem Platz im einstigen Pionierpark Wuhlheide (FEZ)...

Bericht: schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram) 

Fotos: Marco Bertram, schwarze Natascha

> zur turus-Fotostrecke: Nachwuchsfußball in Deutschland

Artikel wurde veröffentlicht am
25 Februar 2022
Spielergebnis:
0:0
Zuschauerzahl:
176

Ligen

Inhalt über Liga
1. Bundesliga

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