Mein erstes größeres Spiel des Jahres führte mich ins beschauliche Luckenwalde, ein paar Kilometer unterhalb Berlins. Für mich war dies bereits der zweite Besuch im Werner-Seelenbinder-Stadion. Auch damals war der 1.FC Lokomotive Leipzig zu Gast und konnte einen knappen 0-1 Sieg einfahren. Der damalige Erfolg war nur einer von vielen gegen den ebenfalls im blau und gelb erstrahlenden Kontrahenten. In der Geschichte beider Vereine gab es neun direkte Duelle, sieben davon in der Regionalliga und zwei in der Oberliga. Gewinnen konnte der 1.FC Lok ganze acht davon.
1. FC Lok Leipzig nutzt in Luckenwalde die Gunst der Stunde
In der laufenden Saison sollte es das erste Aufeinandertreffen beider Vereine werden, da die Partie im vergangenen Kalenderjahr zwei Mal abgesagt werden musste. Die erste Absage „verschuldete“ der Gastgeber aufgrund mehrerer positiver Covid-Fälle und die zweite Absage ging auf die Kappe der Gäste – aus den gleichen Gründen.
Wie es natürlich kommen musste verlief die Anreise zur Partie gelinde gesagt suboptimal. Kurz nach acht aufs Handy geschielt - "Hab Fieber. Wird wohl nix". Es stellte sich heraus, dass sich mein Fahrer mit Covid infiziert hat. Glücklicherweise gehört er nicht zum Kader beider Vereine, von daher ärgerlich für ihn, verschmerzbar für mich. Die ICE-Verbindung nach Luckenwalde ist gut, die aktuellen Preise erträglich und der Rabattcode unserer Bueno-Packung im Müll ersparte mir auch nochmal zehn Euro. Aber die Bahn wäre nicht die Bahn, wenn das ganze Prozedere problemlos ablaufen würde, wohlgleich sie hierbei wenig Schuld trifft. "Personen auf den Gleisen" - 70 Minuten Verspätung. Mir blieb nichts anderes übrig als völlig abgehetzt, aber gut vorbereitet, ins Testzentrum zu joggen und mir am Bahngleis noch ne Hülse für die kommende Fahrt einzuverleiben.
Eine Stunde früher als geplant ging es also in Richtung Norden. Die Umstiegszeit wurde noch für den Kauf einiger Ersatzbatterien genutzt und dann musste ich ja noch knapp 100 Minuten in Luckenwalde die Zeit rumbekommen. Alleine. Zu meiner Überraschung kann die Innenstadt von Luckenwalde optisch punkten und die Zeit verging doch relativ fix.
Die Gefühlswelt beider Vereine dürfte besser kaum sein. Die Brandenburger spielen die beste Saison ihrer kurzen Regionalliga-Geschichte und konnten am vergangenen Wochenende nochmals untermauern, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden. Die Gäste aus Leipzig spielen sich als Underdog weiterhin oben fest und besiegen mittlerweile sogar die direkten Konkurrenten um den Aufstieg in die dritte Liga – Ein Ziel, welches im Verein nie ganz oben auf der Agenda stand, allerdings aufgrund der letzten Ergebnisse wenigstens schon in den Mund genommen wurde. Der „Underdog“ in Sachen Aufstiegskampf ist bei der Partie gegen Luckenwalde natürlich der klare Favorit.
Nicht nur die Bilanz der direkten Duelle spricht für die Leipziger, sondern auch die utopische Punkteausbeute auf fremden Plätzen. Elf Auswärtsspiele – Neun Siege – 2 Unentschieden. Topwert der Regionalliga Nordost. Im Gegensatz konnte Luckenwalde im eigenen Stadion erst zwei Siege in elf Partien einfahren und ist dort seit Anfang August sieglos. Einziger Hoffnungsschimmer der Gastgeber dürfte die stabile Defensivarbeit sein, denn nur der heutige Gast aus Leipzig hat bisher seltener den Ball aus dem eigenen Tor holen müssen.
Die 750 Zuschauer (darunter 195 Gäste und knapp zwanzig supportende Heimfans) sahen eine unterhaltsame, sowie auch spannende Partie. Die ehemaligen Leipziger Gottschick und Becker sorgten für die nicht unverdiente Führung der Brandenburger, die sie bis zum Pausenpfiff auch problemlos hätten ausbauen können. Erst in der zweiten Hälfte wurde Lok im letzten Drittel gefährlicher und erzielte kurz nach Wiederbeginn den Ausgleich.
Bogdan Rangelov und Eric Voufack sorgten für die mutmaßliche Vorentscheidung und ließen den lang gedehnten Gästebereich erstmals richtig lautstark werden. Da diese Fanszene/Fankurve des 1.FC Lok zwar anwesend war, aufgrund der Regularien aber auf einen organisierten Support verzichtete, hörte man das Spiel über fast ausschließlich Pöbelei und die typischen Ausbrüche von Männern, welche mit Alkohol und Adrenalin vollgepumpt sind.
Luckenwalde stellte das Spiel beinahe nochmal auf den Kopf, erzielte einen sehr sehenswerten Anschlusstreffer und traf kurz darauf noch die Latte des Gästetores. Doch es blieb beim 2-3 für Lok, die weiterhin Schritt für Schritt dem BFC Dynamo auf die Pelle rücken.
Wir bedanken uns auch hierbei nochmal beim FSV Luckenwalde für die rasche und problemlose Akkreditierung und geben anbei noch den Hinweis, die Faninfos für Gäste zu überarbeiten, denn diese waren teilweise völlig fehlerbehaftet und lückenhaft.
Bericht & Fotos: "schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)