Rot-Weiss Essen mit filmreifen Finish gegen Alemannia Aachen

Rot-Weiss Essen mit filmreifen Finish gegen Alemannia Aachen

„Game of Thrones“, „Haus des Geldes“ oder „Dark“: Eigentlich kann jede Filmreihe oder Serie gegenüber Spielen von Rot-Weiss Essen einpacken. Netflix, Prime, HBO oder Sky ihr sucht nach wirklich spannendem nicht hervorsehbaren Streamingstoff? Wie wäre es mit einer Story wo man denkt den Verlauf des Plots schon zu kennen: Frühe Führung und ein planbarer Kantersieg über Alemannia Aachen. Dann aber plötzlich einen unvorhersehbarer Twist: Ausgleich von Aachen kurz vor der Halbzeitpause. Kurz bevor der Abspann der Folge durchs Bild läuft, aber noch ein Hollywoodwürdiges Happy End (jedenfalls für die, die es mit Rot-Weiss halten): Siegtreffer in der Schlusssekunde.

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Mehr Drama geht nicht. Und das Beste: Das gibt es fast bei jeder Folge der Serie „Rot-Weiss Essen und der Versuch die Regionalliga West zu verlassen“. Aktuell befindet sich die Serie in der elften Staffel, wobei nicht alle gut waren. Besonders die letzten beiden Staffeln lohnen aber und insbesondere die aktuelle mit den Folgen vier (zu Hause gegen Fortuna Köln – 2:1), fünf (auswärts in Düsseldorf – 3:3), sieben (auswärts in Münster – 2:3), elf (auswärts beim KFC Uerdingen – 0:11) und heute Nummer 14 (zu Hause gegen Alemannia Aachen – 2:1).



Bei Spielen von Rot-Weiss Essen braucht man eigentlich immer ein gutes Herz und ausreichend Fingernägel zum Abkauen oder halt reichlich Gerstensaft der lokalen Brauerei. Heute fand das Traditionsduell gegen Alemannia Aachen an der Hafenstraße statt. Anlass genug für die „Initiative GMS“ in Deutschlands einzigem Fußball-Freilichtmuseum „Kleine Gruga“ eine neue Station zu eröffnen, die die Deutsche Meisterschaft 1955 zum Thema hat: Gezeigt wird das Mannschaftsfoto   des deutschen Meisterteams nach dem 4:3 Erfolg über den 1. FC Kaiserslautern am 26. Juni 1955, welches in ein Tor eingepasst ist. Der Clou: Jeder Fan kann Teil des Fotos sein, denn im Bild wurde ein Loch gelassen für alle die dort ihren Kopf durchstecken wollen.



Auf dem Weg zum Stadion nutzen die ersten Fans die Gelegenheit für reichlich Selfies. Insgesamt kamen 11.250 Zuschauer darunter 800 Gästefans von denen es aber einige nicht bis ins Stadion schafften, sondern wieder nach Hause geschickt wurden. Rot-Weiss Essen hatte sich viel vorgenommen. Nachdem Punktverlust unter der Woche in Düsseldorf, wo man früh mit 3:0 zurücklag und zwar noch ausgleichen konnte, war ein Dreier heute Pflicht. Und flott ging es los gegen in dieser Saison überraschend schwache Aachener. Aktuell rangieren die Aachener auf einem Abstiegsplatz und zogen und entließen unter der Woche den Trainer Patrick Helmes. Der neue (altbekannte) Trainer ist nun Fuat Kilic, der die Kaiserstädter bereits von 2016 bis 2020 coachte.



Das Spiel begann ganz nach dem Geschmack der RWE Fans: Druckvoll und überlegen. Die Folge: Nach einer Flanke von Cedric Harenbrock versenkte Zlatko Janjic, der heute den Vorzug vor Simon Engelmann bekam, per Kopf den Ball in die Maschen. RWE bestätigte mit dem frühen Tor die Erwartungshaltung: Tore, Tore, Tore. Mindestens drei Dinger, wenn nicht sogar mehr sollten heute im Aachener Tor untergebracht werden. Was aber dann folgte ist irgendwie nicht zu begreifen. Chancen waren zwar vorhanden für Essen, wurden aber kläglich vergeben oder schlecht ausgespielt. Der Knaller dann kurz vor der Pause: Die nach vorne wirklich harmlos agierenden Aachener nutzen einen Fehler in der Hintermannschaft und der Ex-Essener Hamdi Dahmani kann nach einer Flanke fast freistehend zum 1:1 Pausentee einköpfen.



Die erste Chance des Spiels genutzt. Was eine Effektivität. Aachen brachte das auf den Platz, was Essen fehlte. Unverständlich warum RWE den sprichwörtlichen Sack nicht frühzeitig zumachte und durch die schlechte Chancenverwertung und einen Fehlpassreigen die Aachener erst stark gemacht hat. Glück für Essen: Die Alemannia ist in der aktuellen Verfassung kein gefährlicher Gegner und es war auch die einzig wirklich nennenswerte Chance des Spiels. Dafür stand die Verteidigung der Kaiserstädter ganz gut.



Alle Fans, jedenfalls die es mit Essen hielten, erwarteten in der zweiten Halbzeit einen Sturmlauf, aber der kam nicht. Stattdessen setzten sich schlecht gespielte Angriffe und Fehlpässe fort. Trainer Christian Neidhart reagierte und wechselte  in der 60. Spielminute gleich dreimal: Engelmann, Dürholtz und Kefkir sollten mehr Leben und vor allem Effektivität ins Spiel bringen. Ausgewechselt wurden Tarnat, Harenbrock und Krasniqi. Unverständlich bei den meisten Fans und auch beim Autor, warum ein Isaiah Young nicht ausgewechselt wird. Ja er tankt sich gut durch, verdribbelt sich aber und spielt viele Fehlpässe.



Ausgewechselt gehörte eigentlich auch der Linienrichter Alexander Ernst, der vor der Haupttribüne die Fahne schwenkte, bzw. nicht schwenkte. Über nicht gemeldete Zupfer an Young konnte man vielleicht noch hinwegsehen, aber das böse Foul eines Aachener Spieler, der mit gestreckten Bein an der Seitenlinie Oğuzhan Kefkir weggrätschte, nicht zu ahnden obwohl er direkt daneben stand ist eigentlich nicht vertretbar auch nicht in der Regionalliga. Das Spiel lief weiter, aber ohne Kefkir, der musste verletzungsbedingt direkt wieder ausgewechselt werden. Für ihn kam Felix Heim, der sich gut einfügte und in der Folge einige gute Szenen hatte. Wo hat der RWE-Trainer den 19-jährigen Neuzugang vom TSG Balingen bisher versteckt?



Der Wind wurde stärker, das Laub und ein paar leere Bierbecher flogen über den Platz. Es ist Oktober und vom Gefühl befindet sich Rot-Weiss Essen im berüchtigten Herbstblues wo nicht nur die Blätter von den Bäumen fallen, sondern auch die Punkte verloren gehen. 1:1 in einem Spiel, das nur Essen spielte und Aachen tapfer verteidigte. Hohe Bälle rein in den Aachener Strafraum, die postwendend zurück geköpft wurden. Ein paar Fans hatten genug gesehen und gingen. Aber hallo: Wie in der letzten Saison, so gilt auch in dieser. Es ist erst vorbei wenn es vorbei ist. Und wenn das Phrasenschwein schon mal auf ist, dann noch der hier: Es ist erst zu Ende wenn der Schiri abpfeift.





Der Schiedsrichter (der übrigens im Gegensatz zu seinem Assistenten ein gutes Spiel machte), pfiff in der 95. Spielminute ab, bzw. gar nicht mehr an. Vorher gab es aber noch die letzte Ecke in dem Spiel. Irgendwie stand Felix Herzenbruch richtig und versenkte den Ball in die Maschen. Das Stadion explodierte vor Jubel. Am Ende hatte das niemand mehr erwartet, nicht die Essener und auch nicht die Aachener Fans. Letztere waren so frustriert, dass sie gleich mal das Tor zum Gästeblock öffneten und sich den Weg in den Innenraum bahnen wollten, was aber von der Polizei verhindert wurde. Alemannia Aachen hat einen schweren Weg vor sich, aber die Saison ist lang noch ist nichts verloren.



Und RWE? Der Sieg war verdient. Aber warum sich das Spiel so schwer machen und bis zum Ende zittern, wenn man auch früher die Entscheidung sichern kann? Warum nicht einmal früher wechseln? Warum an Spielern festhalten, die mal keinen guten Tag erwischt haben? Darüber werden sich die Verantwortlichen ihre Gedanken machen. Nach dem Spiel ist vor dem nächsten Spiel und Highlight der Serie: Folge 15 spielt in Mönchengladbach bei der zweiten Mannschaft der Borussia VfL 1900 und zwar nicht im Grenzlandstadion, sondern im BORUSSIA PARK. Bundesligaluft für RWE den Spitzenreiter der Regionalliga West. Wir sind gespannt ob das einen Motivationsschub gibt für das voraussichtliche Serienfinale im Mai 2022.

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

> zu den Alemannia Aachen Fotos

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Oktober 2021
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
11.250
Gästefans
800

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Regionalliga

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