Polonia Berlin gibt Visitenkarte beim einstigen DDR-Oberligisten Einheit Pankow ab

Polonia Berlin gibt Visitenkarte beim einstigen DDR-Oberligisten Einheit Pankow ab

Beim Auswärtsspiel des FC Polonia Berlin beim VfB Einheit zu Pankow auf dem altehrwürdigen Paul-Zobel-Sportplatz wurde bereits in der vergangenen Kreisliga-A-Saison im Spielplan ein fettes Häkchen gemacht, allerdings wurde die Saison bekanntlich aufgrund der Corona-Maßnahmen frühzeitig abgebrochen. Nach dem turbulenten Heimspiel gegen den Rixdorfer SV im vergangenen Herbst, bei dem es unter anderen zur verbalen Androhung eines Gästespielers kam, dass eine Seitenfahne in den Allerwertesten geschoben wird, trat der Lockdown ein. Das Starterfeld in der Staffel 4 der Kreisliga A ist in der laufenden Saison das Gleiche, und somit gab es erneut ein Kreuz für den Auftritt in Pankow.

Bereits am zweiten Spieltag erfolgte nun die Polonia-Sause zum Verein, der einst sogar zwei Jahre in der DDR-Oberliga gespielt hatte. 1950/51 war der Verein als VfB Pankow im Fußballoberhaus mit am Start, wurde allerdings hinter der SG Union Oberschöneweide, der BSG Turbine Wismar und der SG Lichtenberg 47 mit 7:61 Punkten Tabellenletzter. Die Heimspiele wollten im Schnitt 924 Zuschauer sehen. Absteigen musste Pankow dennoch nicht.

Vielmehr wurde die DDR-Oberliga aufgestockt. Berlin sollte weiterhin in der Oberliga vertreten bleiben. Konkret lautete es in der Begründung: „Das Präsidium der Sektion Fußball ließ sich davon leiten, dass Berlin als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der DDR in der Oberliga vertreten sein muß.“ Zuerst hieß es, dass die BSG Einheit Nordost Berlin in die Oberliga aufgenommen wird, wenig später stellte sich heraus, dass es BSG Einheit Pankow (zuvor VfB Pankow) war, die nochmals ins Rennen gehen sollte.

Zwar wurden 1951/52 immerhin mehr Punkte geholt (16:56), doch reichten diese bei weitem nicht, um die Klasse halten zu können. Nach zwei Jahren DDR-Oberliga war dann endgültig Schluss. Nun denn, gegen die BSG Stahl Thale konnte daheim ein 3:2-Sieg errungen werden. Ebenso besiegt wurden in jener Saison die BSG Fortschritt Meerane (2:1), die BSG Motor Wismar (4:1) und die BSG Stahl Altenburg (3:1). Der einzige Auswärtssieg (2:1) gelang ausgerechnet beim Stadtrivalen BSG Motor Oberschöneweide. 

Nach dem Abstieg folgten Umbenennungen und Fusionen, in den 1970ern gelang es immerhin in den Saisons 1971/72, 1973/74 und 1975/76 in der DDR-Liga (zweihöchste Spielklasse) zu spielen. Die restliche Zeit wurde bis zum Fall der Mauer in der Bezirksliga verbracht. Kurios: Bereits am 19. Juli 1951 wurde in West-Berlin ebenso ein VfB zu Pankow gegründet, dieser spielte Mitte der 1960er kurzzeitig in der drittklassigen Amateurliga. Nach der Deutschen Einheit schlossen sich schließlich am 14. Mai 1991 der Ost-Berliner SV Einheit und der West-Berliner VfB Pankow zum neuen Verein VfB Einheit zu Pankow zusammen. Eine Zeitlang wurde in der Landesliga gespielt, 2015 erfolgte der Abstieg aus der Bezirksliga in die Kreisliga A, in welcher aktuell unter anderen der 2012 ins Leben gerufene FC Polonia Berlin der Gegner ist.

Nun war die Vorfreude groß, als bekannt wurde, dass bereits im August die Begegnung stattfinden würde. Sommer, Sonne, ein Bierchen auf der dortigen Terrasse. Klasse! Das Bierchen trank ich in der Tat, allerdings unter einem aufgespannten Sonnenschirm. Und dieser wurde nicht geöffnet, weil die Sonne brachial schien, sondern weil erheblicher Regen einsetzte. Nach dem Anfang Juli in Polen erlittenen Wadenbeinbruch geht es zwar an Krücken inzwischen ganz gut voran, doch bei Regen und Matschepampe blieb ich mal lieber bei den älteren Herrschaften auf der Terrasse, schob die leckere Knacker in mich hinein, genoss das Weizenbier und ließ nebenbei auf dem Handy noch eine Regionalliga-Party laufen. 

Nachdem der FC Polonia Berlin am ersten Spieltag auswärts beim SV Adler Berlin II mit 3:10 böse unter die Räder kam, sah ich bereits die nächste deutliche Niederlage in Pankow kommen. In der Vergangenheit kamen die Polonia-Spieler auf Naturrasen nicht wirklich gut zurecht. Allerdings zeigte Polonia heute eine couragierte Leistung und hätte fast einen Punkt mitgenommen. 

Vor rund 50 Zuschauern, am Eingang wurde sogar ein Eintritt von vier Euro genommen - diese historisch wertvolle Sportanlage ist das Geld in jedem Fall wert -, konnte Tim Weisse den Gastgeber nach knapp einer Viertelstunde mit 1:0 in Führung bringen. Polonia hatte die passende Antwort parat, Rückkehrer Konrad Cudny machte in der 25. Minute den Ausgleich klar. Und besser noch! Kurz nach der Pause erzielte Konrad Cudny seinen zweiten Treffer des Tages. Plötzlich lag Polonia Berlin mit 2:1 in Front. Die Freude währte jedoch nicht allzu lange, denn in der 56. Minute machte auch Tim Weisse seine zweite Bude.

Am Ende schien es, als würde es beim Remis bleiben, da machte Jonas Krauß nach guter Kombination in der 85. Minute das 3:2 für den Gastgeber aus Pankow. Großer Jubel auf der Terrasse, wo den Anwesenden das Bierchen unter den großen Sonnenschirmen gleich noch besser schmeckte …

Foto: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: VfB Einheit zu Pankow vs. FC Polonia Berlin

Artikel wurde veröffentlicht am
23 August 2021
Spielergebnis:
3:2
Zuschauerzahl:
50
Gästefans
20

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3 Kommentare
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T
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Dziekuje
Dziekuje bester Mann.
Wie immer sehr geht geschrieben. Auf viele Jahre mit dir im Kreis der Mannschaft und dem gesamten Verein.
Polonia!
J
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G
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