WSV vs. RWE: Feuerwerk von Wuppertal, drei Punkte und fünfter Sieg in Folge für Essen

WSV vs. RWE: Feuerwerk von Wuppertal, drei Punkte und fünfter Sieg in Folge für Essen

Schon irgendwie traurig sah der Rot-Weiss-Essen Schal aus, der ganz alleine im Gästeblock des Stadions am Zoo auf den vollgeklebten Wellenbrechern hing, wo normalerweise und gerade in dieser (Aufstiegs-)Saison mehrere tausend RWE-Fans zum Derby "ins Tal" gepilgert wären. Aber seit über einem Jahr bestimmt die Corona Pandemie auch den Fußball und verhängt für alle Fans ein Stadionverbot. Es ist so bitter, denn es sind gerade diese Spiele bei denen nicht nur auf den Rängen die Emotionen hochkochen, sondern auch bei den Spielern auf dem Rasen. Ohne aktive Fans wirkt der Fußball in diesen Tagen immer wieder wie ein Tennismatch mit Szenenapplaus der Vereins- und Medienvertreter auf den Rängen.



Passend dazu heute auch das Wetter: Ein grau verhangener Himmel bei leichtem Nieselregen. Immerhin etwas Farbe gab es dann doch noch: So hatte die aktive Wuppertaler Fanszene ein über die ganze Horst Szymaniak Heim-Tribüne (Nord) spannendes Spruchbanner ("Unser Tag wird kommen, heute ist Euer Tag, Holt den Sieg) als Motivation für ihre eigenen Mannschaft angebracht. Dazu zündeten die Fans mit dem Anpfiff vor dem Stadion ein kleines Feuerwerk was den grauen Wuppertaler Nachmittagshimmel und der aktuellen Grundstimmung wenigstens etwas Farbe verlieh. Dann folgten gut hörbare Gesänge und Sprechchöre so lange bis diese durch die ersten Polizeisirenen unterbrochen wurde. Die Fangruppe, die soweit man das sehen konte sich auch an die Abstandsregeln hielt, löste sich auf und verteilte sich im Zooviertel.



Wuppertaler SV gegen Rot-Weiss Essen ist ein Spiel voller Anekdoten und mit viel Tradition über das die Fans auf beiden Seiten viel berichten können. Beispielsweise das letzte Aufeinandertreffen im Stadion am Zoo im November 2019 noch vor der Corona Pandemie. Rund 4.500 Zuschauer kamen, mehr wären es sicherlich gewesen, aber die aktive Essener Fanszene bekam damals ein Betretungsverbot von der Polizei ausgesprochen und verpasste so den ersten Liga-Sieg in Wuppertal seit 33 Jahren. Wenn schon ein Sieg dann auch spektakulär: In der sechsten Minute der Nachspielzeit knipste Hedon Selishta für RWE den 2:1 Siegtreffer und lief zum jubelnden Anhang (die rein durften). Diese Emotionen fehlen momentan komplett. Keine ausrastenden Fans und keine Spielertrauben an Fanblöcken.



Dabei hätte gerade heute das Spiel viele Zuschauer verdient gehabt. Rot-Weiss Essen reiste mit vier Siegen in Folge und reichlich Torhunger ins Bergische Land. Wuppertal hatte dagegen gleich doppelt was gut zu machen: Zum einen die Niederlage vor zwei Wochen gegen die Sportfreunde Lotte, aber vor allem die 6:1 Hinspielpleite im Stadion Essen. Das kam bei den WSV-Fans gar nicht gut an, die in der Folge auch einmal beim Training vorbeischauten. Heute zwar ersatzgeschwächt aber voll auf Wiedergutmachung getrimmt ging es ins das Traditionsduell, indem wie zu erwarten Essen von Beginn an die dominante Mannschaft war. Der WSV schaffte es kaum sich zu befreien, RWE spulte Angriff um Angriff runter, so dass es nur folgerichtig direkt nach 20 Spielminuten 1:0 für die Gäste stand. Und Essen drückte weiter, vergab aber mehrfach. Erst durch Oguzhan Kefkir (freistehend vor dem Torwart) und dann durch Simon Engelmann (Pfosten).



Mit dem 0:1 zur Pause war der Wuppertaler SV gut bedient, das sahen auch zwei WSV-Vereinsvertreter vor der Toilette so, die hofften das ihr Klub nicht ähnlich hoch abgeschossen werden würde wie im Hinspiel. Kurioserweise kam es aber (etwas) anders. Mit dem Pfiff zur zweiten Halbzeit spielte der WSV mutiger und kam auch zu einigen Chancen, ebenso Essen durch Heber, Conde und Kehl-Gomez. Alle blieben ungenutzt und das Spiel tröpfelte bei unebenem Geläuf so vor sich hin. Manch ein Essener befürchtete schon einen späten Ausgleich wie gegen Oberhausen oder Wiedenbrück, aber in der 88. Spielminute war der eingewechselte Steven Lewerenz wie schon in Straelen zur Stelle und netzte ein. Die Essener Fanseele schien beruhigt, aber hatte die Rechnung ohne den beherzt aufspielenden WSV gemacht, der bis auf ein paar Aussetzer eine starke Rückrunde spielt. Nach einer gut hereingebrachten Ecke war es Moritz Römling der für die Rot-Blauen zum 1:2 Anschluss traf. Auch wenn Wuppertal direkt versuchte nachzulegen, hatte der nicht immer souverän agierende Schiedsrichter auf Zuruf seines Linienrichters am Ende ein Einsehen und pfiff ab.





Die drei Punkte gingen nach Essen. RWE rückt bis auf einen Zähler an die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund heran, die sich ("komischerweise") bis auf drei Spieler die bei der ersten Mannschaft aushelfen müssen, aktuell in einer Corona bedingten („passenderweise“) Quarantäne-Pause befinden und nicht das schwere Auswärtsspiel beim SV Rödinghausen bestreiten musste. Essen hat genauso wie Wuppertal unter der Woche noch das Viertelfinale im Niederrheinpokal vor der Brust. RWE spielt in Oberhausen, der WSV gegen Homberg. Am kommenden Wochenende erwartet Essen dann Alemannia Aachen zum nächsten Traditionsduell, während der WSV zum SC Wiedenbrück reist. Wenn es so weiter für RWE läuft, werden am 5. Juni übrigens alle RWE-Fans zu Sympathisanten des Rivalen, denn dann spielt der Wuppertaler SV gegen die unsägliche Zwote des BVB – vielleicht könnten die Bergischen dann sogar Essen zum Aufstieg schießen. Heute in vier Wochen wissen wir mehr.

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Artikel wurde veröffentlicht am
08 Mai 2021

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2 Kommentare
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Kommentare
Essen packt das noch. Das wäre wirklich ultrageil. Sport frei!
B
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G
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