BVB Fußballfibel: Der überstreckte Spagat zwischen 90er-Jahre-Note und Hipstertum

BVB Fußballfibel: Der überstreckte Spagat zwischen 90er-Jahre-Note und Hipstertum

 
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„Hast du Lust über die Dortmund-Fibel zu schreiben?“ „Ja klar, schick rüber das Ding.“ Kurz und knapp hat mir Marco die Aufgabe zugeschustert für turus.net die Borussia Dortmund Fußballfibel zu analysieren. Na dann auf geht’s. Die Reihe der Fußballfibeln ist ja inzwischen bundesweit bekannt. Traditionsclubs, Dauermeister, eher kleine Vereine, internationale Größen, der Verlag Culturcon medien hat da ein buntes Potpourri quer durch die Fußballlandschaft im Programm.

Nun also die Fibel über den Traditionsverein aus der Ruhrmetropole. Sicher kein Leichtes ein Buch über einen Club zu schreiben, über den ja eigentlich alles bekannt ist. Von der Gründung im Dezember 1909 über die erfolgreichen Jahre und den ersten internationalen Titel in den 60er Jahren bis hin zur mehr oder weniger erfolgreichen Neuzeit. Ich selbst war Mitte der 90er zum BVB-Sympathisanten geworden, neben der Erfurter Regionalliga-Tristesse wollte ich mich auch im Glanz der westdeutschen Erfolge sonnen. Trug abwechselnd das rot-weiße Trikot des Heimatvereins und das neongelb-schwarze des Bundesligisten. Dortmund oder Bayern - das war damals auf dem Schulhof die Frage. Andere Glaubensfragen waren Onkelz oder Hosen, Coca oder Pepsi, Maria aus der 7b oder doch Claudia aus der 8a. 

Es waren unbeschwerte Zeiten. Die größten Sorgen waren vergessene Hausaufgaben und das samstägliche Zeitmanagement. Würde man es nach dem Heimspiel schaffen pünktlich auf der Couch zu sitzen und bei „ran“ die Zusammenfassung des Spieltags sehen? Würden Sammer, Möller, Cesar, Ricken und Tanko den Freiburgern, Karlsruhern oder Kölnern die Bude vollmachen? Wird Ottmar Hitzfeld irgendwann seinen Mantel ablegen? So war das damals in den 90er Jahren. 

Ungefähr zu der Zeit hat auch Nik, einer der beiden Autoren des Buches, sein Herz an den BVB verloren. Neugier und die Suche nach außerfamiliärem Halt mögen die Gründe dafür gewesen sein. Vielleicht auch das leuchtende Gelb der Dortmunder Jerseys. Auf jeden Fall landete er beim BVB. So wie ich supportete er das Team auch eher vor dem heimischen TV, trotz räumlicher Nähe zum Herzensclub. Diese Schilderung der Fan-Werdung und  auch die Niederschrift der ersten Stadionbesuche sind für mich dann auch schon die Highlights der Fibel. 

Die Stärke der Reihe, die Vergangenheit und Gegenwart der Clubs feinmaschig zu verknüpfen, geht der schwarz-gelben Fibel völlig ab. Klar weiß so gut wie jeder Fußballfreund in unseren Landen über die manchmal nicht ganz so glorreiche Geschichte des Ballspielvereins bescheid, aber das fast gänzlich auszublenden und sich nur auf die eigene Person zu konzentrieren verleiht dem Ganzen doch einen leicht egomanischen Anstrich. Mit-Autorin Eva macht erst gar keinen Hehl daraus, dass sie mit Fußball eigentlich gar nix anfangen konnte. Der WM-Sommer 2006 war zwar schön, aber was machen die da auf dem Rasen eigentlich? Durch Nik kam sie dann auch zum BVB, scheint aber durchweg mit dem Fußball und seinem Umfeld zu fremdeln. 

Es ist aller Ehren wert, dass sie wann immer möglich versucht in den Kneipen Berlins, Zürichs oder sonst wo den BVB live zu sehen, aber es erinnert dann doch ziemlich an Friedrichshainer Hipster, die dem Trend folgend einfach bei einem Event dabei sein müssen. Naja, immerhin trinkt Eva Bier und keinen sojamilchverdünnten spicy Pumpkin Latte. 

Die BVB-Fibel wird sich zu den anderen Büchern der Reihe im Regal gesellen. Zur Hand werde ich  sie wohl eher nicht mehr nehmen. Zumindest nicht, bevor ich nicht das alte „Volksparkstadion“ in Gelsenkirchen gefunden habe. 

Fotos: Marco Bertram, K. Hoeft

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Artikel wurde veröffentlicht am
11 April 2021

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Kommentare
Mega. Danke für die Rezension. "Maria aus der 7b oder doch Claudia aus der 8a", haha ;-)
G
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G
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