Rot-Weiss Essen: Punkt gegen das BVB-Nachwuchsteam, das keines ist

Rot-Weiss Essen: Punkt gegen das BVB-Nachwuchsteam, das keines ist

„Unser Traum, macht ihn wahr. Holt 6 Punkte, ist doch klar!!!“ - der Banner der aktiven RWE- Fanszene an der Zufahrt zum Stadion Essen gab die Marschrichtung vor: Ein Sieg im 6-Punktespiel gegen den aktuellen Spitzenreiter der Regionalliga West die U23 von Borussia Dortmund würde das Aufstiegsrennen nach der unglücklichen Auswärtsniederlage von RWE bei Preußen Münster wieder offener gestalten. Die Nachwuchsgarde des BVB ist aktuell mit vier Punkten in Front, wobei Essen noch ein Nachholspiel hat. Dass es am Ende nach einem intensiven und für die Regionalliga wirklich hochklassigen Spiel zu einer gerechten Punkteteilung kam, lag (und liegt) vor allem an der Qualität der beiden Mannschaften.

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Schon im Hinspiel im September 2020, welches auch 1:1 Unentschieden endete und bei der RWE die besseren Chancen hatte, zeichnete sich der Trend ab: Diese beiden Teams machen den Aufstieg in die dritte Liga unter sich aus. Alles gut soweit, wäre da nicht der Umstand dass es sich bei dem RWE-Konkurrenten zum Verlassen der selbstbezeichneten „Schweineliga“ um ein Nachwuchsteam eines Profiklubs handelt mit auf diesem sportlichen Niveau fast unbegrenzten Mitteln in Sachen Spielermaterial. Denn es ist nicht so wie die Klubbosse von Borussia Dortmund versuchen glauben zu machen, dass die U23 dazu diene die eigene Jugend zu fördern und die Durchlässigkeit zur Profimannschaft effizienter zu gestalten. Die U23 vom BVB ist nichts anderes wie ein „normaler“ Regionalligaklub nur mit viel besserem finanziellem Background.



Ein Blick auf die gestrige Startformation zeigte dass mit Ansgar Knauff nur ein Spieler der ersten Elf die Jugendmannschaften des BVB durchlaufen hat. Der Rest wurde entweder für die Jugend (U17 / U19) oder direkt für die Regionalligamannschaft zusammengekauft, inklusive Top-Trainer (Enrico Maaßen). So kam der agile Haymenn Bah-Traore aus der RWE-Jugend und der kürzlich mit einem Profivertrag ausgestattete Steffen Tigges (Kapitän der Mannschaft) vom VfL Osnabrück. Natürlich ist das auch sehr gutes Scouting und Management wie es sich für einen ambitionierten Regionalligisten gehört und sie können es auch so machen. Aber es ist auch ein Stück kommunikative Augenwischerei des Klubs die Förderung der Jugend vorzuschieben, um sich dann ein schlagkräftiges Team zu basteln und bei einer Drittligasaison dann nochmal die Geldschatulle weit zu öffnen damit man dann auch mit der „Zwoten“ des Rekordmeisters Bayern München mithalten kann.



Wir haben uns schon oft über die unsäglichen Nachwuchsteams im Profifußball (dazu zählt die Regionalliga West) ausgelassen. Sie sind nichts anderes als ein unsägliches wettbewerbsverzerrendes Ärgernis, die Traditionsvereinen wie Rot-Weiss Essen, aber auch Rot Weiß Oberhausen oder den Wuppertaler SV und Alemannia Aachen daran hindern sich noch besser sportlich zu entwickeln. Besonders in dieser Zeit wird dieser Umstand deutlich. Während alle Vereine mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, nutzt ein Profiklub wie der BVB die Gunst der Stunde um sich ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen und den Heimspielbetrieb mit einer Sonderregelung sogar im eigenen Trainingszentrum durchzuführen. Während die anderen Klubs um Sponsoren kämpfen und den fehlenden Zuschauereinnahmen hinterhertrauern, spielen die U23 Teams finanziell top ausgestattet völlig sorgenfrei ihren Stiefel runter. Es ist völlig absurd und von der im vergangenen Jahr viel gepriesenen Demut ist keine Spur. Auch in der Regionalliga zählt für die Profiklubs nur das Business. Es geht auch anders. Wie in England beispielsweise. Da messen sich die Nachwuchsteam in eigenen Ligen und nicht in den Profiligen, dort wo sie den anderen Klubs keinen Mehrwert bringen. Ganz vorne ist dabei das fehlende Zuschauerinteresse zu nennen (außerhalb der Corona Pandemie), wobei Borussia Dortmund und Bayern München hier noch Ausnahmen bilden. Hier interessiert sich dann schon eine größere Fangruppe für die „Amas“, wenn nicht gerade die erste Garde parallel spielt.



So wäre auch gestern beim Spitzenspiel Rot-Weiss Essen gegen Borussia Dortmund die Bude an der Essener Hafenstraße sicherlich mit 15.000 Fans (inklusive zahlreichen Gästefans) fett gefüllt gewesen. Zwar gab es ein für diese Zeit sehr unübliches großes Polizeiaufgebot vor dem Stadion (vielleicht wollte man die feierfreudige Essener Fanszene so fernhalten), aber im Stadion wie immer gähnende Leere zwischen Vereinsmitarbeitern, Medienvertretern und Trainern künftiger Gegner der beiden Teams (wie Mike Terranova von Rot-Weiß Oberhausen). Dabei hätten die Emotionen von den Rängen dem Spiel mehr als gut getan. Vor allem hätte man diese inzwischen auch bei Dortmund in Mode gekommenen Schreiattacken auf dem Platz und das Rumpelstilzchen-Verhalten des BVB Trainers Enrico Maaßen zur Beeinflussung der Schiedsrichter nicht gehört. Inzwischen gehört es anscheinend zur Taktik das ganze Spiel wie eine wild gewordene „Bullenherde“ durchzubrüllen, um den Gegner und den Schiedsrichter versuchen zu verunsichern.



Gestern klappte das nicht. Nicht beim Schiedsrichter, der klar nicht fehlerfrei war, aber natürlich auch um die Dortmunder Spieler wusste die nur zu gerne und leicht in Strafraumnähe wie die gereiften Äpfel von den Bäumen fallen. Aber auch nicht bei Rot-Weiss Essen, die dem Gebrüll Taten folgen ließ. Außerdem hat RWE mit Felix Backszat auch einen Brüll-Anführer in ihren Reihen, der mit seinem „ja, ja, ja“ die Mannschaft immer wieder ins Pressing und das "Ball jagen" zwingt. Viel wurde über das Spiel im Vorfeld geschrieben und diskutiert. Erst über die Absage Anfang Februar aufgrund der Unbespielbarkeit des Platzes (hier echauffierten sich vor allem die Journalisten-Kollegen der Ruhrnachrichten in übertriebener Weise) und bis zum Anpfiff über die Wertung der Saison je nach Ausgang des Spiels. Vor allem in sozialen Medien und im RWE-Fanforum meinten einige ungeduldige Fans nach der unglücklichen Niederlage in Münster, dass die Saison gelaufen wäre. Was natürlich bei noch 14 auszutragenden Begegnungen völliger Quatsch ist. Aber die Zündschnur bei einigen rot-weissen Anhängern ist recht kurz. Probleme die schwarz-gelben im U23 Team nicht kennen. Sie können fast völlig ohne Druck aufspielen.



Und so startete gestern auch das Spiel, mit einem BVB der wie ein Überfallkommando die Essener versuchte zu überrollen. Das Spiel entwickelte sich zu einem sehr wilden Ritt mit wenigen Chancen auf beiden Seiten. Nachdem RWE in den letzten Wochen die besten Chancen vergeigte, saß gestern direkt die Erste: Nach einer sehr gut aufgezogenen Angriff von Amara Conde und Felix Backszat erzielte Simon Engelmann seinen 21. Saisontreffer. Dortmund drückte intensiv weiter und RWE hatte Glück das Daniel Heber einen Ball nicht ins eigene Tor lenkte und wenige später Lennard Maloney nur den Pfosten traf. Später war der Ball dann trotzdem im Tor, aber der Schiedsrichter entschied auf Abseits.



Die zweite Hälfte war ein Abbild der Ersten. RWE versuchte sich aus dem druckvollen Pressing der Dortmunder zu befreien, was nur selten gut gelang. Das Spiel von Essen wirkte etwas behäbig im Aufbau. Immer wieder wurde der Torhüter „hinten herum“ ins Spiel eingebunden, der sich dann nur mit weiten Abschlägen zu helfen wusste. Klare Chancen blieben fast aus. Die hatte Dortmund. So scheiterte Richmond Tachie in der 66. Spielminute noch am Essener Keeper Daniel Davari, zehn Minuten später war er dann aber erfolgreich zum 1:1 Endstand.



Am Ende ein gerechtes Unentschieden und ein weiterhin offener Aufstiegskampf. Für beide Mannschaften sind bis Anfang Juni noch viele Spiele zu gehen. Alles ist nicht zu gewinnen, wie auch Dortmund mit dem 1:1 beim Tabellenletzten in Ahlen vergangene Woche zeigte. Für Essen heißt es dran bleiben und die Chancen nutzen, damit die 3. Liga in der kommenden Saison ein weiteres Highlight bekommt, anstatt einer „gut betuchten“ Zweitvertretung mit Sonderregelungen (Stadion, Spielverlegungen).

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

Artikel wurde veröffentlicht am
18 März 2021
Spielergebnis:
1:1

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3 Kommentare
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Kommentare
Nachwuchsteams sind wichtig, wenn auch Spieler aus dem Nachwuchs drin sind. BVB II ist ja auch nur ein Team das zusammengekauft wurde und dann später weitervertickt wird.

Die Zwoten haben nix zu suchen in den Wettbewerben.
G
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G
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G
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