Die Chemie muss stimmen! Gedanken an Chemie Premnitz vs. Motor Eberswalde II (2004)

Die Chemie muss stimmen! Gedanken an Chemie Premnitz vs. Motor Eberswalde II (2004)

Beim Durchstöbern der alten Papierfotos liefen mir Stadionbilder vom Stadion der Chemiearbeiter über den Weg. Die stammten vom Auftritt der Reserve-Mannschaft von Motor Eberswalde in Premnitz im Jahr 2004. Was für eine Liga damals! Strausberg in der Landesliga Brandenburg Nord zusammen mit Victoria Seelow. Die ehemaligen Hausnummern Prenzlau und Wittenberge waren auch mit von der Partie. Stahl Finow war damals sogar noch die zweite Macht in Eberswalde. Mittlerweile sind die völlig weg vom Fenster. Briesen spielte in der Nordstaffel! 

Die einzigen Mitstreiter, die heute noch in der Landesliga zusammen mit Premnitz spielen, sind die Kicker von Fortuna Babelsberg! Alle anderen haben sich nach oben oder unten verteilt oder sogar aufgelöst. Viel blieb nicht mehr vom Spiel hängen, auch die Recherche brachte außer dem Ergebnis keine weiteren Details. Na mal sehen, was die eigenen grauen Zellen davon noch reaktivieren können! 

Es war ein Rückrundenspiel. Im Hinspiel siegte Motors Reserve mit 4:0. Damals hatten die Spieler noch Lust auf Reserve und der Nachwuchs wurde gut ausgebildet, was am Ende durch Tabellenplatz 6 ziemlich deutlich wurde. Die Anreise wurde aus Gründen der Bequemlichkeit per Mannschaftsbus erledigt. Das war gewiss nicht die coole Art, aber mit Sicherheit kostengünstiger, und die Bockwurst gab es ebenso aufs Haus. Jeder, der Premnitz besuchte, schwärmte anschließend vom DDR-Charme der Anlage. Als Gästefan war es eine Ehre, hier mal mit dem eigenen Verein auftauchen zu können. 

Bereits mit dem Passieren des Eingangstores ging es los. An dem einen Wochenende führte der Weg auf einen normalen Sportplatz der Kategorie Borgsdorf, schon kaum später konnte man in einer richtig schönen Hütte stehen. Premnitz zähle ich mal dazu. Die alten Ränge, die Aschenbahn, das Portal und natürlich der Sprecherturm sind Details, die nach so vielen Jahren danach noch präsent sind. Allen voran natürlich der Sprecherturm. Man kopierte einfach die Konstruktion, die sich in Rathenow befand. 

Als Kleinstszene hatten wir auch bunte Stoffe für die alten Geländer im Gepäck. Alles war angerichtet für 90 Minuten Einsatz und Leidenschaft. Mindestens einen Platzverweis muss es gegeben haben, Theater mit dem Schiedsrichter dazu. Das Ergebnis zeigt, dass bis zur letzten Minute noch an den Ausgleich geglaubt wurde. Ja, das Spiel war heiß und wir gaben noch von außen Feuer. Für ein paar Euro wurden über das Internet die billigen Bengalfackeln erstanden. Das waren die, deren Schlacke dann so widerlich tropfte. Eine Jacke habe ich mir damit versaut. Nach ein paar Sekunden wurden die dann einfach auf den kahlen Beton gelegt. Die Nadeln der sportplatzeigenen Nadelgehölze und ein fauler Platzwart legten das Fundament für eine kleine Rauchsäule. In Hülle und Fülle lag das Zeug dort herum. Die Arme wurden ausgebreitet und wie ein Bagger griffen die Hände nach den gut getrockneten und beförderten die Pflanzenreste auf die inzwischen zu Flämmchen gewordenen Bengalfackeln. Strafen gab es keine, kein Ordner interessierte sich dafür, kein Verband. Nicht einmal der kleine Heimfanblock hinter seiner einzigen Fahne setzte zum Sturm an. Zwar beäugte man sich interessehalber, mehr aber auch nicht. 

Auch gegen Finow war damals gut Feuer drin. Um genauer zu sein, bedeutete das eine pechschwarze Old-School-Rauchsäule. Es loderte mehrmals in der Landesliga. Manchmal traf es das auch in übertragener Weise zu. Im unweit entfernten Wittenberge mochten die Einheimischen unsere bissigen Kommentare nicht, weshalb wir da mit mehr Glück als Verstand heil aus der Affäre kamen. Landesliga 2003/2004 – was für Zeiten! 

Fotos: Michael

> zur turus-Fotostrecke: Nordost-Fußball von 2000 bis 2009

Artikel wurde veröffentlicht am
01 März 2021

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5 Kommentare
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Kommentare
Lokalkolorit
Da von Stahl Finow zu lesen ist, tränt einem, der noch aktiv am Wasserturm gespielt hat, das Auge was aus dem Verein geworden ist. Motor EW konnte in Finow keiner riechen, aber bei denen ist nach der grauenhaften Umbenennung auch jegliches Feuer raus. Aber vielleicht wird`s ja mal wieder....

Schön zu lesen die regelmäßigen Anekdoten aus der Provinz.
HN
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