Fußballfest in Abendsonne: Frankonia vernascht Phönix mit 7:0

Fußballfest in Abendsonne: Frankonia vernascht Phönix mit 7:0

Seddinsee, Crossinsee, Große Krampe und Ziegenhals. Das klingt nach wunderbaren Kindertagen, als in den 1980ern im Sommer jede Woche mit den Eltern ein Ausflug unternommen wurde. Um an die gute Tradition anzuknüpfen, wurde vorgestern Nachmittag der Große geschnappt und mit S-Bahn und Straßenbahn nach Alt-Schmöckwitz gejuckelt. Von dort aus ging es über die Brücke und anschließend am Ufer des Crossinsees und des Oder-Spree-Kanals entlang gen Wernsdorfer Schleuse. Das Testspiel SV Frankonia SG vs. Phönix Wildau lockte, und an der dortigen Bushaltestelle wollten wir Sportsfreund Jan abholen, der direkt von seiner Arbeit am BER kam. Allerdings hörte er mehr auf die Anzeige im Bus als auf unsere Worte. Auf ein Winken reagierte er nicht, stattdessen wollte er es besser wissen und fuhr eine Haltestelle weiter. Tja, er wusste wohl nicht, dass ich mich bereits in Wernsdorf auskannte. Im Februar hatte ich auf dem Sportplatz von Frankonia noch ein Foto für das Buch „Fußballheimat Brandenburg“ angefertigt.

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Damals regnete es Katzen und Hunde, vorgestern verwöhnte uns angenehmes Sommerwetter. Auf dem Sportplatz wurde der Grill angeworfen (die Würste waren lecker!), und für 2,20 Euro bekam man auch eine ordentliche Portion Pommes. Mein Sohn war glücklich! Recht „light“ erschien das gezapfte Bier, doch das war aufgrund der Tage zuvor auch gar nicht mal so verkehrt. Mal ein wenig kürzer treten, kann auch nicht schaden. 

„Easy, easy. Come on, come on…“, ertönte es beim Aufwärmen der beiden Mannschaften aus den Boxen. Und der Rap-Song half wohl, denn der Aufsteiger aus Wernsdorf, der in der kommenden Saison in der Brandenburg-Liga spielen wird, legte sogleich los wie die Feuerwehr. Gordan Griebsch mit der Rückennummer 3 zeigte in der fünften Minute gleich eine prima Aktion und setzte den Ball von schräg links an den Querbalken. Nur eine Minute später brachte Griebsch den Ball rein, doch Bennet Wengler verpasste das Leder. 

In der 10. Minute gab es einen Freistoß von den Gästen aus Wildau, und Frankonia-Keeper Rico Prominski wehrte den Schuss ab. Fortan blieb Gordan Griebsch ein Aktivposten und suchte immer den Abschluss für Frankonia. Früchte trug der Aufwand bereits in der 17. Minute. Nach einem Freistoß machte Griebsch mit dem Kopf das verdiente 1:0 gegen Phönix Wildau, das weiterhin in der Landesliga anzutreffen ist. Es lief bei Frankonia, in der 25. Minute konnte Bennet Wengler auf 2:0 erhöhen. Dann aber! In der 38. Minute landete nach einer Wildauer Aktion der Ball auf der Oberkante der Latte.

Und auch zu Beginn der zweiten Halbzeit war Wildau dicht dran am Anschlusstreffer. Zuerst gab es in der 49. Minute einen guten Freistoß zu sehen, dann wurde, nachdem der Torwart bereits umspielt wurde, in der 56. Minute rechts am Gehäuse vorbeigezogen.In der Folge wurde es auf dem Rasen etwas ruppiger. Da scheinbar auf Heimseite mehr Aktionen gepfiffen wurden als auf Gästeseite, echauffierte sich Phönix-Spieler Tobias Wieczorek in der 63. Minute mit folgenden Worten: „Und wenn ich mich fallen lasse, kriege ich nix?!“

Für Phönix Wildau war an diesem Abend nichts mehr zu holen, Frankonia Wernsdorf kam immer besser ins Spiel. Nach einigen Auswechslungen wurde in der 70. Minute auf 3:0 erhöht. Lauten Applaus unter den rund 60 Zuschauern gab es, als fünf Minuten später nach einer Ecke Nico Klockzien mit dem Kopf das 4:0 machte. Nur zwei Minuten später konnte Frankonia Dank des Treffers von Roland Richter auf 5:0 erhöhen. Locker flockig machte Richter in der 79. Minute gleich noch das 6:0 klar. Den Schlusspunkt des Tages gab es in der 90. Minute zu sehen, als Max Milz vom Elfmeterpunkt zum Endstand von 7:0 verwandeln konnte. Das Ergebnis wurde gar nicht mehr angezeigt, und wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit wurde die Partie verständlicherweise abgepfiffen. 

Um 21:14 Uhr konnte der letzte Bus nach Königs Wusterhausen genommen werden. Die Anstoßzeit von 19 Uhr ist perfekt. Blöd ist es, wenn eine halbe Stunde später gespielt wird. Zur Not muss halt zu Fuß nach Alt-Schmöckwitz gelaufen werden. Im Sommerhalbjahr ja auch kein echter Akt.

Sowohl der SV Frankonia Wernsdorf, als auch die SG Phönix Wildau sind mit einem Beitrag im neuen Buch „Fußballheimat Brandenburg“ (arete Verlag) mit von der Partie. Folgend gibt es die Möglichkeit ein Kapitel zu lesen. Hier der Beitrag über Frankonia Wernsdorf:

Frankonia am Crossinsee

14 deutsche Vereine heißen „Frankonia“. Erwartungsgemäß ist der Mehrzahl von ihnen im fränkischen Teil des Freistaates Bayern anzutreffen. Ein Vertreter ist indes auch in Brandenburg zu finden. 2019 feierte der SV Frankonia Wernsdorf seinen 100. Geburtstag, zur großen Jubiläumsfeier gab auch die Traditionsmannschaft von Union Berlin ihr Stelldichein. Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Auftritt der „U100“ auf dem grünen Rasen. Zum runden Geburtstag gab es eine Vereinshymne zu hören, die von Sven Kaselow und Alexander Goldmann geschrieben wurde.

Bereits 1913 wurde von Pfadfindern der „Sportclub Freiheit Wernsdorf“ ins Leben gerufen, am 27. August 1919 gab es mit der Gründung des „Sportverein Frankonia“ einen zweiten Anlauf, das Fußballspielen im 1460 erstmals urkundlich erwähnten Wernsdorf zu etablieren. Weshalb das „Frankonia“ davorgesetzt wurde, ließ sich später nicht genau klären. Es wird vermutet, dass das Ganze auf einen aus Franken stammenden Bäckergesellen zurückzuführen ist, der sich damals in Wernsdorf angesiedelt und im Verein eingebracht hatte. Sitz des Vereins war das Gasthaus „Zum alten Krug“, ein regelrechter Spielbetrieb konnte ab 1925 durchgeführt werden. Zuvor gab es nur Partien gegen benachbarte Dorfmannschaften.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich die Wernsdorfer Fußballer der „Interessengemeinschaft Sport Neu Zittau“ an, 1950 erfolgte der Zusammenschluss zum „Sportverein Crossinsee Wernsdorf“. Ab der Saison 1951/52 konnte wieder am regulären Spielbetrieb teilgenommen werden, ab 1965 durfte der Verein wieder den Namen SG Frankonia Wernsdorf tragen.

In jüngerer Vergangenheit gelang im Juni 2017 der Aufstieg in die Landesliga, der Sprung von der Kreisliga in die Landesklasse konnte drei Jahre zuvor gefeiert werden. Aktuell läuft es sportlich prima, ein Aufstieg in die Brandenburgliga erscheint machbar. Ein Besuch des Sportplatzes an der Niederlehmer Chaussee ist in jedem Fall empfehlenswert. Bei guter Witterung kann das Ganze mit einem Spaziergang an Seddinsee und Crossinsee verbunden werden. Von der Straßenbahnendhaltestelle in Schmöckwitz lässt sich problemlos nach Wernsdorf zu Fuß gehen.

4 Harte Frakten:

Gründung: 27. August 1919

Besonderheit: Zu DDR-Zeiten keine BSG

Aktuelle Spielklasse: Brandenburgliga

Ein Muss: Wanderung an den umliegenden Gewässer

Bei Interesse an einem Exemplar bitte einfach eine Nachricht an marco.bertram(at)gmx.de

Fotos: Marco Bertram

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Juli 2020
Spielergebnis:
7:0
Zuschauerzahl:
60

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Testspiel

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