13. März: Wieder kein Fußball! Corona statt Geburt! Alles wie in einem surrealen Traum!

13. März: Wieder kein Fußball! Corona statt Geburt! Alles wie in einem surrealen Traum!

Gong, gong, gong. Dreimal läuteten kürzlich in der Nacht nebenan in der kleinen, bereits im Jahre 1435 errichteten Kirche die Glocken. Diese Glocken, die zu den Viertelstunden einmal und zu den vollen Stunden entsprechend häufig ihren kurzen Gong abgeben, begleiten mich bereits seit nun mehr 12 Jahren, und auch bei geöffneten Fenstern gewöhnte man sich nach und nach dran. Wie oft zählte ich in all den Jahren im Halbschlaf die Anzahl der Töne. Ah, erst viermal! Na dann, noch einmal umdrehen in der Koje! Anders war es in der Nacht vom 12. zum 13. März. Es traf mich wie der viel zitierte Blitz. Ich dachte, das letzte Stündlein habe geschlagen. Nicht mir, sondern uns allen. Der Welt. Ich lauschte in die Nacht hinaus, ob bereits die Krähen und Raben draußen auf dem Dach und den Schornsteinen ihr Unwesen treiben. Gespenstische Stille. Das Gefühl war ähnlich wie das vor ein paar Jahren, als ich einen überaus intensiven Albtraum hatte, in dem ich auf einer Wiese nahe meines Heimatortes Waldesruh stand und plötzlich der Himmel gespenstisch dunkel wurde. So in etwa, als würde es eine totale Sonnenfinsternis geben. Allerdings war es keine Sonnenfinsternis, sondern eine Abdunklung des Himmels aufgrund einer riesigen (atomaren) Aschewolke. 

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An Schlafen war am Morgen des 13. März nicht mehr zu denken. Ich drehte mich zigmal im Bett und musste an den 13. März 2010 denken, als es eigentlich mit dem Sonderzug zum Oberligaspiel FC Energie Cottbus II vs. BFC Dynamo gehen sollte. Was hatte ich mich auf dieses richtungsweisende Spiel gefreut! Gemeinsam mit meinem Bruder und 2.000 BFC-Fans sollte es ins Stadion der Freundschaft gehen. Auswärtssieg! Kurioserweise war jener 13. März genau der Stichtag für die Geburt unseres ersten Sohnes. Nun ja, Stichtage werden von den Babys eher selten eingehalten. Und da der Frauenarzt zudem grünes Licht gab („Vor Montag wird der Kleine schon nicht kommen…“), legte ich mir am Freitagabend alles zurecht. Poloshirt, Bahnticket, Eintrittskarte und die kleine digitale Kamera. Gegen halb zwei wurde ich jedoch geweckt. „Wir müssen sofort mit dem Taxi ins Krankenhaus!“ 

Rackzack ging es durch die Nacht in die Klinik. Ich rechnete fix durch. Vielleicht würde das Baby gleich zur Welt kommen und dann später gemeinsam mit Mama selig schlummernd sich erholen. Dann könnte ich doch noch fahren und gemeinsam mit dem Brüderchen und den Kumpels im Zug auf die Geburt anstoßen. Daraus wurde jedoch nichts. Es kam zur Zangengeburt (eine der ganz, ganz wenigen auf der dortigen Geburtsstation), und erst um 16:52 Uhr war es schließlich soweit. Der Sohnemann hatte sich wohl gedacht: Fußball? Ab jetzt nur noch mit mir, Papa! Der BFC hatte das Spiel mit 0:2 vergeigt. Aus die Maus, am Ende der so hoffnungsvoll begonnenen Saison 2009/10 wurde es nichts mit dem Aufstieg. Trotz toller Spieler wie „Patsche“, Spork & Co.

Und zehn Jahre zuvor? Was hatte ich am 13. März 2000 gemacht? Fußball? Nein, es war ein Montag und sowieso rückte der Fußball erst wieder ganz, ganz langsam in den Fokus. Nachdem es in den 1990er Jahren heiß herging und ich quasi an jedem Wochenende in Sachen Fußball auf Achse war, ließ die Frequenz ab Frühjahr 1998 deutlich nach. Der Grund: Zu viert bauten wir an zwei acht Meter langen Segelbooten, mit denen es auf dem Seeweg zu den Olympischen Spielen in Sydney gehen wollte. Kommen die Spiele nicht nach Berlin, segeln wir eben zu ihnen! Es wurde viel geackert in einer Scheune vor den Toren Berlins, und Dank der Unterstützung von zahlreichen Freunden sowie den diversen Sponsoren und Medien konnten die Boote fertiggestellt werden. Allerdings ein wenig verspätet. Es blieb uns nichts anderes übrig, als im Oktober 1999 am Strelasund in See zu stechen. Einen Monat später machte uns auf der Nordsee ein schwerer Sturm einen Strich durch die Rechnung, und meterhohe Brecher brachten beide Boote am Abend des 6. November 1999 zum Kentern. Ein Rettungsboot der KNRM und ein schwerer Militärhelikopter der niederländischen Marine konnten uns vor der Insel Vlieland bergen und uns in Sicherheit bringen. 

Zurück in Berlin versuchte jeder von uns, einen Weg zurück ins „normale“ Leben zu finden. Ich zog anfangs in eine WG in Treptow, und im Laufe des Jahres 2000 nahm auch die Frequenz der besuchten Fußballspiele wieder deutlich zu. Ab 2002 ging es dann wieder richtig rund, im Jahr darauf machte ich mich selbständig. Und ja, zu den runden Jahreszahlen gab es immer einen neuen großen Schritt. 1980 wurde ich eingeschult, 1990 schloss ich die POS ab und die DDR löste sich quasi auf, 2000 musste ich nach dem abgebrochenen Segelprojekt wieder ein neues Leben beginnen, 2010 war die Geburt unseres ersten Sohnes der größte Meilenstein in unserem bisherigen Leben. Und 2020? Na, wir kommen gleich drauf zu sprechen.

Was den Fußball betrifft: Am 13. März 1980 ging ich noch in den Kindergarten in Waldesruh (Gemeinde Hoppegarten), am 13. März 1990 - es war ein Dienstag - saßen wir in der Schule und durften uns über neuen Lernstoff freuen. Aus Staatsbürgerkunde wurde Gesellschaftskunde, und auch in Geschichte und Geographie gab es gravierende Veränderungen. Wir von der Klasse 10a kotzten über Russisch ab und freuten uns diebisch, die stramm rote Geschichtslehrerin immer wieder mit provokanten Fragen zu nerven. Und Fußball? Während zu jener Zeit ein paar Kumpels zu den Heimspielen des BFC Dynamo und des 1. FC Union Berlin tingelten und aus der Ferne dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund die Daumen drückten, spielte Fußball für mich noch keine große Rolle. Bis dato kannte ich nur die Sportschau und wurde (wie die meisten) nur zu den Weltmeisterschaften wirklich „aktiv“. Vor dem Fernseher versteht sich. 

Interessant ist der Blick auf die jeweiligen Tabellen aus jener Zeit in Ost und West. Nach dem 24. Spieltag der Bundesligasaison 1979/80 war der FC Bayern München auf Rang eins zu finden, vor dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV. Auf den Abstiegsrängen verweilten Stand 13. März 1980 der SV Werder Bremen, Eintracht Braunschweig und Hertha BSC. Die 2. Bundesliga war in zwei Staffeln aufgeteilt, in der 20 bzw. 21 Vereine zu finden waren. Im Norden waren unter anderen Lüdenscheid (ich meine nicht den BVB!), Wanne-Eickel, Union Solingen und der OSC Hannover zu finden, im Süden fallen sogleich der Freiburger FC, der MTV Ingolstadt sowie Bayreuth und Bürstadt ins Auge. Gut auf Kurs waren zu jenem Zeitpunkt Arminia Bielefeld und der 1. FC Nürnberg. In der DDR-Oberliga war nach dem 16. Spieltag die SG Dynamo Dresden vor dem BFC Dynamo und dem Halleschen FC auf dem Platz an der Sonne zu finden. Bis auf die BSG Stahl Riesa gab es in jener Saison keine echten Außenseiter. Das weitere Feld bestand nur aus renommierten Namen.

War im März 1980 Hertha BSC richtig am Arsch, so befand sich die Dame exakt zehn Jahre später auf Aufstiegskurs. Trotz 1:4-Klatsche auf Schalke stand Hertha in der 2. Bundesliga auf Rang eins, und dieser wurde bis zum Saisonende behauptet. Ebenso oben mit dabei waren die SG Wattenscheid 09 und der 1. FC Saarbrücken. Damals mit von der Partie waren Rot-Weiss Essen, die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin, die SpVgg Bayreuth und Hessen Kassel. In der 1. Bundesliga grüßte wieder einmal der FC Bayern von der Spitze, die ärgsten Verfolger waren Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln und der TSV Bayer 04 Leverkusen. Große Sorgen hatte der Aufsteiger FC 08 Homburg, doch immerhin wurde am 9. März 1990 der Borussia aus Dortmund ein Punkt abgerungen. Und dabei war sogar mehr drin, denn vor 7.000 Zuschauern im Waldstadion wurde bis zur Schlussphase mit 3:1 geführt. Dann schlugen jedoch Michael Rummenigge und Martin Driller zu. 

Und in der DDR-Oberliga? Dynamo Dresden war gemeinsam mit dem 1. FC Magdeburg ganz oben zu finden, im Spitzenspiel musste der sich nun FC Berlin nennende BFC mit 1:3 beim FCM geschlagen geben. Allerdings lockten selbst solche Duelle nur noch 6.000 Zuschauer ins Grube-Stadion. Die Leute hatten halt zu jenem Zeitpunkt anderes im Blick. Zuschauertechnisch gut dabei war Energie Cottbus, das auf einem überraschenden sechsten Platz zu finden war. Vor über 10.000 Fußballfreunden wurde am 10. März 1990 der F.C. Hansa Rostock mit 3:1 geschlagen. Nur beim Duell SG Dynamo Dresden vs. FC Karl-Marx-Stadt kamen mehr Zuschauer. 18.000 bekamen einen 2:0-Sieg zu sehen, bei dem Matthias Sammer beide Treffer erzielen konnte.

Zurück in die Gegenwart. Im vergangenen Jahr überraschte ich zum 9. Geburtstag unseren größeren Sohn und ging mit ihm abends in den Jahn-Sportpark, um gemeinsam die RL-Partie BFC Dynamo vs. Chemnitzer FC zu schauen. Cola und Suppe mit Würstchen im Presseraum, danach auf dem Rasen ein 2:1-Sieg. Es handelte sich um ein Nachholspiel an einem Mittwochabend, und im folgenden turus-Bericht kombinierte ich das Ganze mit dem abgebrochenen Interview mit dem damaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel und den 25 Katar-Milliarden. Wir erinnern uns. Beim Interview der Deutschen Welle kam es vor der Kamera zu folgendem Dialog:

„Nein, drei Fragen zu Katar, sonst hören wir gleich auf…“, hörte ich Herrn Grindel sprechen. „Aber Herr Grindel, ich frag doch offen…“, entgegnete der freundliche Mann von der Deutschen Welle, der das exklusive Interview führen durfte. Nun wurde es kurios. „Nein, sie fragen nicht offen. Sie versuchen mir irgendwas in die Schuhe zu schieben…“ Dabei schaute Reinhard Grindel in die Kamera und wedelte aufgeregt mit der Hand. Psychologen, ran an die Front! Was hatte das zu bedeuten? Nach kurzem Hin und Her wurde es delikat. Der Knaller schlechthin: „Darf ich jetzt die 25 Milliarden noch einbringen?“, wurde gefragt. „Nein!“, fiel ihm der DFB-Präsident sogleich ins Wort. „Herr Bauer, komm…“, setzte er fort und fummelte sogleich das am Jackett angebrachte Mikro ab. Als er dann aufstand, legte Herr Bauer noch einen nach: „Herr Grindel, Herr Grindel, könnte ich zu Katar noch zuende fragen?“

Nö, durfte er damals nicht. Was am 13. März 2020 indes nicht getan werden durfte: Fußballspielen! Zwar hatte ich für den 10. Geburtstag unseres Sohnes keinen Besuch bei einem Fußballspiel fest eingeplant, doch Optionen gab es in den unteren Ligen ein paar. Daraus wurde so oder so bekanntlich nichts. Stattdessen gingen wir gegen 14 Uhr in ein österreichisches Restaurant, um das berühmte XXL-Schnitzel zu futtern. Wir waren die einzigen in den Räumlichkeiten, und während wir aßen, kamen noch zwei wichtige Anrufe rein. Mit weniger erfreulichen (beruflichen) Nachrichten. Der gesamte Tag fühlte sich komplett surreal an. Immer wieder tickerten weitere News rein. Ab Dienstag würden die Berliner Schulen geschlossen sein, in den verschiedenen Ländern wurde diese und jene Maßnahme eingeläutet. Und der Berliner Nahverkehr? Kurzzeitig wurde erwogen, diesen richtig derb runterzufahren. Man fühlte sich wie in einem Film aus dem Genre „Dramen & schleichende Katastrophen“. Ich kann mich nicht daran erinnern, mich dermaßen unwirklich gefühlt zu haben. Nicht einmal nach dem wahrlich dramatischen Schiffbruch auf der Nordsee im Herbst 1999.

Und während die verschiedenen Maßnahmen eingeläutet werden und das gesellschaftliche Leben nach und nach auf ein Minimum heruntergefahren wird, erscheinen die vor ein paar Tagen geführten Diskussionen um Spielabsagen und Geisterspiele völlig absurd. Warum gab es nicht einfach eine Generalabsage an einem Tag X? Das ganze nervenaufreibende Hin und Her wäre uns erspart geblieben. Eine Pause für erst einmal fünf, sechs Wochen - und gut ist. So bitter das auch ist. Im Nachhinein erscheint es erstaunlich, wie langsam eigentlich alles anlief. Es dauerte Tage, bis man endlich auf die Idee kam, die vordere Tür der Linienbusse abzusperren. Davon ganz abgesehen, erschien es am Samstagabend wahrlich gespenstisch, im Bus vorn die rot-weißen Flatterbänder zu sehen. Filmreif! Und ebenso Filmreifes geschah am Samstag gegen 23 Uhr auf dem U-Bahnhof Biesdorf Süd. Etwas vom Bier berauscht sah ich, wie eine vermummte Truppe auf die stehende U-Bahn zustürmte. Sie wollten die Bahn nicht entern, sondern im großen Stil besprayen. Dazu kam es aus irgendwelchen Gründen nicht, und die Truppe verschwand wieder in der Dunkelheit. Kurzzeitig dachte ich, ich sei verrückt geworden. Zumal die rechte Hand ein wenig blutete. Warum auch immer. Plötzlich verspürte ich unbändige Lust, die Typen draußen zu versohlen. Mir ging das einfach auf den Zeiger, in solch einer Gesamtlage eine U-Bahn beschmieren zu wollen. Auf die Fresse! Die Vernunft siegte trotz zwei Promille und ich blieb einfach sitzen.

Am Sonntagmorgen wurden ein paar Sachen gepackt, ein großer Rucksack wurde geschnürt. Klamotten und Unterlagen für die kommenden Wochen. Home office und auf die Kinder aufpassen - so das Programm. Allerdings fühlt sich das Ganze nicht mehr so unwirklich an. Der Mensch gewöhnt sich verdammt schnell an neue Umstände. Rational überlegt man nun, was man die kommenden Tage alles abarbeiten und wohin man mit den Kindern zu Fuß wandern kann, und welche Filme man sich gemeinsam wohl abends anschauen mag. 

Morgens staunte ich noch über die gespenstische Leere auf den Wegen und Straßen. Nur vereinzelte Jogger kamen mir entgegen. Am blauen Himmel war kein einziges Flugzeug zu sehen. In Rixdorf hatten ein paar Cafés geöffnet, und im Normalfall wären diese sogleich bei den wohligen Sonnenstrahlen von den Anwohnern geflutet worden. Aber auch hier herrschte gegen zehn noch weitgehend Stille. Anders jedoch wurde es am Nachmittag im Treptower Park. Es schien, als hätte es ein unsichtbares Kommando gegeben. Alle raus an die frische Luft! Solange das noch möglich ist. Einen Sonntag noch einmal genießen, als sei alles in bester Ordnung. Auf der Insel der Freundschaft wurde kurzerhand der Biergarten geöffnet. Gläser mit Desinfektionsmittel standen beim Imbiss bereit. In diese sollte das Hartgeld geworfen werden. Mit Handschuhen wurde akribisch drauf geachtet, einem möglichst safe die Pommes zu reichen. Wenn das doch immer so schmuck aussehen könnte in der Gastronomie!

Die Menschen sind irre! Während ich eine Limo trank, las ich eine Meldung von der Nordseeinsel Sylt. Tausende hatten sich auf den Weg gemacht, um dort Seeluft zu tanken. Selten seien Mitte März dermaßen viele Besucher mit dem Autozug auf die Insel geströmt wie am vergangenen Wochenende. Kein Wunder, dass die Einheimischen in diesem Fall nicht so erfreut waren. Das mit dem möglichst zuhause bleiben und höchstens Mal eine Runde im Park drehen, hatten wohl noch nicht alle so richtig verstanden. 

Aber das wird schon noch kommen! Innerhalb der kommenden Wochen wird sich im raschen Takt die Infektionsquote immer weiter verdoppeln, ein Ende der Krise ist nicht abzusehen. In Anbetracht der aktuellen Zahlen ist es nicht vorstellbar, dass Mitte April der Fußballbetrieb weiter gehen wird. Verständlich ist aber auch, dass ein Saisonabbruch nicht allzu schnell bekanntgegeben werden soll. Wie sollen die Lösungen aussehen? Wie weiter im Spätsommer oder im Herbst? Wer soll aufsteigen? Wie soll aufgestockt werden? Wie sollen riesige finanzielle Deckungslücken geschlossen werden? Bereits als Freiberufler bekommt man schon ordentlich Muffe, wenn man an all die Verluste denkt (keine Sportberichterstattung, keine Lesung, usw.). Doch was sollen erst die Gastronomie, all die mittelständischen Betriebe und auch all die mittelgroßen Vereine machen? Ganz oben kann man vielleicht auch mal notfalls einen Schnitt machen und ein Gehalt (die Solidarität der Spieler vorausgesetzt) von drei Millionen Euro auch mal halbieren. Ganz unten in den Kreis- und Bezirksligen geht es indes vor allem um den Sport als solches. Doch kritisch wird es im mittleren Bereich von den Oberligen über die Regionalliga bis hoch in die 3. Liga. Dort wird es vermutlich zu den größten Problemen kommen. Es ist kaum auszumalen, was passiert, wenn der Fußball für ein paar Monate aussetzen muss.

Davon ganz abgesehen ist es erstaunlich, wie schnell sich der Fußball als solches entfernt. Also gefühlt. Mit einem Mal stehen die beiden Kinder noch viel mehr im Mittelpunkt. Nicht nur emotional, sondern auch räumlich. Ab morgen sind die Schulen und Kindergärten geschlossen. Okay, okay, die Ferien waren bereits immer ein guter Test. Wie halte ich die kleinen Rabauken bei Laune?! Andererseits: Wann immer es ging, schnappte ich mir den Größeren oder auch mal beide und ging zum nächsten Sportplatz oder halt auch mal in den Jahn-Sportpark und ins Rostocker Ostseestadion. Die Verknüpfung aus Ausflug, Spannung, Abenteuer und Kumpels treffen war auch für die Kids immer eine dufte Sache. Aber nun: Ausgeduftet das Ganze! Kaum auszumalen, wenn es hier in Deutschland wie ja bereits in Italien, Frankreich und Spanien ein Ausgehverbot gibt. Nur noch Netflix und Minecraft sind auch irgendwie blöd.

Aber gut, ich möchte das Ganze mit Fußball schließen. Immer wieder tauchte die Frage auf, wo denn zuletzt überhaupt noch der Ball rollen durfte. Während in Europa weitgehend Ritze ist, geht es heute in Algerien bei zwei Erstligapartien auf den Rasen. Ob mit oder ohne Publikum, ist mir nicht bekannt. Fix noch zuschlagen (bitte dort nicht wörtlich nehmen) kann man auch noch punktuell in Argentinien. Und wer gerade in Rio de Janeiro ist, darf heute beim Staatsmeisterschaft Madureira vs. Volta Redonda vorbeischauen. Also auf Facebook gibt es 15 Zusagen und 40 Interessierte. Vielleicht geht da wirklich was im Estádio Aniceto Moscoso! Aber faz favor, ohne Gewähr! 

Ansonsten schaut es dünn aus. Egal, wohin man schaut: Die Spiele wurden meist angesagt / verschoben. Ob in Ägypten, in Israel oder in Ecuador. Moment! Nicht ganz! In der türkischen Süper Lig wurde zuletzt noch fleißig gegen das runde Leder getreten. Gestern kam es sogar zum Derby Galatasaray vs. Besiktas, das torlos endete. Aber doch wohl ohne Zuschauer, oder? Ja! Diskussionen gibt / gab es auch in Istanbul reichlich. Was mit der Gesundheit der Fußball sei, lautete die oft gestellte Fragen. Nun denn, meinte jemand auf Facebook. Wenn die restliche Gesellschaft - allen voran das Militär - arbeiten geht, dann können es dies auch die Fußballspieler tun. 

Okay, okay, lassen wir es dabei. Wir alle hier werden jetzt wohl nicht mehr in Frage stellen, dass es vernünftig war, hier in Deutschland den Spielbetrieb erst einmal komplett einzustellen. Es wird eine Zeit kommen, in der wir - solange wir gesund und fit sind - uns erden können. Mal auch zur Ruhe kommen. Den Fernseher und das Handy am besten auch mal auslassen. Greift Euch, wenn Ihr zu Hause bleiben müsst, Bücher und schmökert in Bildbänden und alten Fanzines. Wenngleich ich mich auch immer wieder ertappe, in düstere Gedanken zu verfallen, werde ich mich ans Werk machen und richtig ranklotzen, um zwei weitere Bücher fertigzustellen.

Ab und an wird es auch hier was zu lesen geben. Den einen oder anderen spannenden Rückblick in die 90er haben wir noch in petto. So wird unter anderen gerade an einem Blick auf Legia Warschau Mitte der 90er Jahre gearbeitet.

Bleibt gesund! Bleibt hoffnungsvoll! Gebt Euren Freunden und Familien Kraft! Der Osten bleibt stabil! Wir alle bleiben stabil! Sport frei!

Foto: Marco Bertram, Heiko Neubert, Claude Rapp

Artikel wurde veröffentlicht am
16 März 2020

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