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Hallenturnier in Frankfurt (Oder): Zuschauerrekord und gesangfreudige Fans aus Słubice

Als es mit einem guten langjährigen Kumpel in der Dämmerung den Gronenfelder Weg entlang in Richtung Brandenburghalle ging, hätte man meinen können, sich am anderen Ende des Kontinents zu befinden. Irgendwo östlich. Ein-, zweitausend Kilometer weiter. Für den gestressten Großstädter ist es immer wieder wunderbar, in den Weiten Brandenburgs unterwegs zu sein. Vom heimischen Tisch des besagten Frankfurter Kumpels aus ging es kurzerhand zu Fuß über Felder und Wiesen zum Ort des sportlichen Geschehens. Während nebenan kurz vor Weihnachten mein Radsportkollege Arne Mill in der Oderlandhalle beim 12. Frankfurter Kreisel die deutschen Radsport-Asse ablichten durfte, stand für mich am Samstagabend Hallenfußball auf dem Programm.

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Hinein in die gute Stube, und schon schnell wurde sichtbar, dass die Veranstaltung gut besucht wurde. Erhofft hatte man sich das Knacken der 1.000er Marke - und am Ende waren es tatsächlich insgesamt 1.017 zahlende Zuschauer, die den Weg auf die Ränge der überaus freundlich wirkenden Brandenburghalle fanden. Als der Präsident des 1. FC Frankfurt (Oder) die einzelnen zehn Mannschaften des diesjährigen Benefizturnieres kurz vorstellte, war hinter dem einen Tor der Bereich noch ziemlich leer. Wenig später gesellten sich dort die ersten polnischen Fußballfreunde aus der Nachbar- und Partnerstadt Słubice. Als dann auch die letzten Fans des MKS Polonia Słubice eintrafen, die Trommel ausgepackt und das Banner befestigt wurde, war klar: Es könnte ein netter Abend werden!

Logisch, dass ich mich sogleich an das Potsdamer Hallenmasters im Januar 2013 erinnert fühlte, als ein ziemlich großer Haufen von Polonia Bytom für Furore zu sorgen wusste. Am Ende legten die Jungs aus Bytom sogar die Oberkörper frei, zündeten vor der Siegerehrung zahlreiche rote Bengalen und lösten somit einen Feuerwehralarm aus. Die Halle musste evakuiert werden, der Veranstalter musste wohl oder übel die Kosten für das Anrücken der Feuerwehr übernehmen.

Ganz so wild sollte es in Frankfurt (Oder) nicht werden. Die Fußballfreunde aus Słubice waren eher eine sanftere Polonia-Light-Version. Für Unterhaltung wussten diese jedoch auch zu sorgen. Und trinkfest war der eine oder andere Kibice auch. Schön war, dass es für den MKS Polonia Słubice im ersten Spiel sogleich mit einer echten harten Aufgabe losging. Am Gastgeber 1. FC Frankfurt hatte Polonia Słubice hart zu knabbern. Die Frankfurter zeigten guten Fußball auf dem Parkett und konnten sich am Ende knapp mit 2:1 durchsetzen. Kurios: Quasi mit der letzten Sekunde schienen die Polen den 2:2-Ausgleichstreffer erzielt zu haben, doch der Schiedsrichter sah den Ball nicht hinter der Linie. Es halfen keine Beschwerden, es blieb beim 2:1-Sieg für Frankfurt.

Einen anderen polnischen Vertreter gab es in der Gruppe B zu sehen. Allerdings hatte der MKP Carina Gubin keine aktiven Fans mitgebracht. Auf dem Hallenparkett stand die Mannschaft aus Gubin der des FC Polonia Słubice in nichts nach. Vor Anpfiff wurde sich akribisch warmgemacht, und dann ging es los mit vollem Einsatz und voller Konzentration. Punkte gelassen wurden in der Vorrunde gegen den 1. FC Frankfurt II (2:2) und gegen den FC Lokomotive Frankfurt (0:0), dessen Sportanlage ich wenige Stunden zuvor besucht hatte, um Fotos für das in Arbeit befindliche Buch „Fußballheimat Brandenburg“ anzufertigen. Keine Frage: Das Vereinswappen (auch auch der Lok-Platz als solches), das dort auch am Gebäude zu finden ist, ist ein echter Hingucker!

In der Gruppe A gab es in der Vorrunde am Ende eine überaus packende Begegnung zwischen Polonia Słubice und dem SV Blau-Weiss Markendorf. Es waren acht Minuten, die alles hatten, was das Hallenfußballherz begehrt! Polonia musste einiges in die Waagschale werfen, konnte dann aber die Partie letztendlich mit 3:1 gewinnen. Für einen klasse Support hatten oben hinter dem einen Tor die polnischen Fans gesorgt. Die Erleichterung war zu spüren, als endlich der Einzug ins Halbfinale in trockenen Tüchern war. Allerdings schien dann auch irgendwie ein bisschen die Luft rausgewesen zu sein. Im Halbfinale musste sich Polonia Słubice dem anderen polnischen Vertreter aus Gubin mit 0:2 geschlagen geben. Das andere Halbfinale gewann der 1. FC Frankfurt gegen den Stadtrivalen FC Lokomotive Frankfurt denkbar knapp mit 1:0.

„Dziękujemy! Dziękujemy!“, hieß es plötzlich auf den Rängen. Die Mannschaft aus Słubice wurde von ihren Fans noch einmal aufs Parkett beordert. Wenig später leuchteten ein paar Wunderkerze, die keine Gefahr für die Rauchmelder darstellen sollten, und dann wurde das Banner abgenommen. Geschlossen wurde noch vor dem Spiel um Rang drei die Halle verlassen. Vielleicht stand am anderen Ufer der Oder noch eine wichtige Party an. Wer weiß das schon. Oder es sollte einfach der letzte Bus genommen werden. Vier, fünf Polonia-Fans blieben dann allerdings doch zurück. Diese gruppierten sich dann auch zusammen und gaben ihr Bestes beim Spiel um Platz drei, das gegen den FC Lokomotive Frankfurt, das in einer Ecke auch ein paar Fans / Freunde mit zwei Trommeln vor Ort hatte, mit 2:1 gewinnen.

Das große Finale konnte am Ende der 1. FC Frankfurt mit einer wirklich überzeugenden Leistung gegen den MKP Carina Gubin mit 6:0 für sich entscheiden. Jeder Treffer hatte gesessen, den Gästen aus dem Nachbarland wurde nicht ein Hauch einer Chance gelassen. Es gab zudem einen weiteren großen Gewinner: Der örtlichen Lebenshilfe wurde ein Scheck in Höhe von 2.227 Euro überreicht. Im Sommer 2020 dürfen sich Kinder und ihre Familien auf einen Abenteuerausflug freuen. Zudem gab es eine „Busladung voll“ Freikarten für ein Heimspiel des FC Energie Cottbus.

Etwas kurios verlief indes meine abendliche Wanderung durch Frankfurt (Oder). Komm, nimm ein Taxi, wurde mir empfohlen. Kein Thema, ich sei gut zu Fuß und habe eine Stunde Zeit, entgegnete ich. Ich holte beim Kumpel meine Tasche ab, schaute auf den Plan bei google maps - und los ging’s! Einfach die Straße Klingetal entlang und dann an der Kreuzung rechts ab die Kieler Straße (112) weiter bis zum Stadtzentrum! Aber was soll ich sagen? Plötzlich entlud sich der Akku wie von Geisterhand, das Handy ging aus, im Dunkeln folgte ich der Straße Klingetal zurück bis zum gewünschten Abzweig. Allerdings hatte ich aus dem Kopf nicht auf dem Schirm gehabt, dass bereits vorher eine Straße rechts abging. Nun denn, sie erschien etwas sehr ruhig, aber es war ja auch schon 22:45 Uhr. 

Ei der Daus, gruselig kamen die Unterführungen daher, oben ratterten und schepperten die Güterwaggons in der Dunkelheit. Ich lief weiter und weiter und ahnte, dass hier was nicht stimmte. Spätestens an der August-Bebel-Straße war allzu klar, ich muss wieder nach links. Sich als Fremder aus dem Kopf im dunklen Frankfurt (Oder) zurecht zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Jedoch war mir das Glück hold. Der Bus der Nachlinie 1 brachte mich am Ende wohlbehalten zum Bahnhof, wo fünf Minuten später der Regionalexpress gen Berlin losdüste. Mit Frankfurt und mir passt es irgenwie immer gut... :-)

An dieser Stelle Euch allen einen guten Rutsch und einen prima Start in ein hoffentlich erlebnisreiches (Fußball-)Jahr 2020! Und ebenso ein fettes Dankeschön an all unsere Mitstreiter!

Fotos: Marco Bertram

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Dezember 2019
Zuschauerzahl:
1.017

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