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Viktoria 1889 Berlin vs. Chemie Leipzig: Vorweihnachtliches Leuchten in Lichterfelde

Zugegeben, es wurde hier schon mal im Magazin auf hohem Niveau herumgemäkelt, was den Support der Anhängerschaft der BSG Chemie Leipzig betrifft. Zu viel Singsang, zu viel Ultrà-Bezug, und und und. Das Ganze ist aber auch schon wieder zwei Jährchen her, und damals wurde in Sachen Erwartungshaltung die persönliche Maßlatte im Vorfeld auch extrem hochgelegt. Anders war es am vergangenen Freitag, als die Chemiker im Stadion Lichterfelde ihre Visitenkarte abgaben. Erwartet wurde nicht allzu viel, und umso erfreuter durfte man in Anbetracht des Supports im Gästebereich gewesen sein. 90 Minuten Gesang, und die Liebhaber der Pyrotechnik kamen mehr als auf ihre Kosten.

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„Brennen im Herzen, aber im Kopf kühl“, hieß es auf einer grünen Folie in transparenten Buchstaben. Was folgen würde, war allzu klar. Zumal eine grüne Blockfahne zum Einsatz kam. Hinter den transparenten Buchstaben leuchteten zahlreiche Blinker, und weißer Rauch stieg empor. Wie eine Walze bahnte sich der Rauch wenig später den Weg quer über den Rasen und stieg dann an der Gegengerade gen Himmel empor. Als der Blick wieder frei war, konnte das Spiel beginnen, und vor insgesamt 770 Zuschauern gab es eine unterhaltsame Partie zu sehen, in der allerdings die Leutzscher vor dem gegnerischen Gehäuse viel zu harmlos agiertern.

Mit freiem Kopf konnten die Himmelblauen aus Lichterfelde ins Spiel gehen. Seit vergangenem Dienstag ist das Insolvenzverfahren aufgehoben. Eine sichere Bank war in der laufenden Saison so oder so die Abwehr des FC Viktoria 1889. Nur 14 Gegentreffer wurden in 19 Partien zu gelassen. Das war allerdings auch wichtig, denn nach vorn wurde in der Regel auch kein Offensivfeuerwerk abgebrannt. 19 Tore in 19 Partien. Minimalismus in Perfektion. Ein 1:0 muss reichen. So spielte einst in den 1990ern auch der AC Milan, als Franco Baresi und Paolo Maldini die gegnerischen Stürmer zum Verzweifeln brachten.

Ganz sooooo erfolgreich fahren zwar derzeit Tino Schmidt, Mattis Daube, Tobias Gunte & Co. nicht mit dieser Taktik, doch für einen Mittelfeldplatz reicht es allemal. Und das mit den mickerigen 19 Toren. 19! Nun denn, allzu schlecht sah es nun aber wirklich nicht aus, was Viktoria 1889 nach vorn auf die Beine stellte. So verfehlte Pardis Fardjad-Azad in der ersten Halbzeit mit einem prima Schuss aus der Distanz den linken Winkel. Nach knapp einer halben Stunde war es Chemie-Keeper Benjamin Bellot, der den Rückstand zu verhindern wusste. Und da aller guten Dinge drei sind, versuchte sich vor dem Pause Fardjad-Azad noch einmal. Dieses Mal lenkte Bellot den Ball über den Querbalken.

Erst einmal hinten die Null halten, so lautete wohl auch die Devise der Chemiker. Und dann in der zweiten Halbzeit nach Möglichkeit den Lucky Punch erzielen! Im Gästeblock tat sich indes einiges. Es wurde durchgesungen, und zwischendurch wurde auch ein klassisches „Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin!“ zum besten gegeben. Und wer gedacht hatte, das Pyro-Pulver wurde zu Beginn komplett verschossen, der wurde eines Besseren belehrt! Mitten im anschwellenden Gesang „Chemie Leipzig ist unser Leben…“ leuchtete plötzlich oberhalb der Diablos-Zaunfahne eine rote Bengale auf. 

Und da es Zuschauer gab, die aufgrund der Arbeit und des Berufsverkehrs zu spät bei diesem Regionalligaspiel eintrudelten, gab es in Halbzeit zwei noch einmal einen fetten Nachschlag. Nachdem ein Spruchband mit der Aufschrift „5 Jahre Rechtskollektiv“ hochgehalten wurde, leuchteten passend dazu noch einmal fünf rote Fackeln auf. Hübsch, hübsch. Wer auf der Gegengerade sein Plätzchen eingenommen hatte, hatte alles richtig gemacht. Und jetzt noch ein Törchen der Chemiker, dachte sich gewiss der eine oder andere neutrale Besucher, der das Smartphone bereits griffbereit hatte.

Daraus wurde jedoch nix. Fußball ist kein Wunschkonzert. Den besagten Lucky Punch erzielten die Himmelblauen aus Lichterfelde. Kurios: Der MDR hatte echte Probleme mit der Sicht, nachdem es im Gästeblock mal wieder fackelte. In der 68. Minute wurde der Ball von der rechten Seite von Mattis Daube hereingebracht, dann war Fardjad-Azad zur Stelle und köpfte den Ball zum 1:0 für die Berliner in die Maschen. Ärgerlich aus Sicht der Gäste: Eine Minute zuvor hatten sie die beste Möglichkeit des Spiels. Florian Kirstein hatte nur das Außennetz getroffen. 

Am Ende blieb es beim 1:0 für Viktoria 1889. Jedoch ließ man auf Leutzscher Seite nicht die Köpfe hängen. Sämtliche Gästefans blieben noch im Block, und die Mannschaft wurde Minuten nach dem Abpfiff noch ausgiebig gefeiert. Respekt!

Fotos: Marco Bertram

 

Artikel wurde veröffentlicht am
15 Dezember 2019
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
770

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