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Sammelleidenschaft kennt keine Grenzen: Faszinierende Pins und Nadeln in jeglichen Formen

Der Mensch ist seit frühester Zeit ein Jäger und Sammler. Wurden zu Anbeginn Mammuts und anderes Getier gejagt sowie Beeren, Wurzeln und Kräuter gesammelt, um das reine Überleben zu sichern, so entwickelte sich das Sammeln über die Jahrtausende hinweg eher zum Hobby denn zum lebensnotwendigen Zweck. Die einen sammeln Videospiele aus der Anfangszeit der Konsolen, andere sammeln Münzen, wieder andere Erfahrungen. Man kann im Prinzip alles sammeln. Je nach Geldbörse und Interesse. Als ich jung war, hatte ich so ziemlich alles gesammelt, was mit Fußball im Allgemeinen und dem FC Rot-Weiss Erfurt im Speziellen zu tun hatte. 

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In Zeiten vor Internet und ebay war das Ganze natürlich recht überschaubar. Stadionprogramme, Eintrittskarten, mal ein Wimpel vom Flohmarkt. Dazu der Jahreskicker, Paninibilder und Bravo-Sport. Der Fanshop war damals nicht wirklich spektakulär, so dass er als Fundgrube für die Sammlung eher nicht in Frage kam. Nichts desto trotz wurde das heimische Kinderzimmer zu einer kleinen Bibliothek, die Regale zu einem Fußballmuseum im Miniformat. 

Kuddeln hieß damals das Zauberwort. Tausche zwei RWE-Programme gegen eine Autogrammkarte. Tauschbörse im ganz kleinen Format sozusagen. Eine andere Quelle war der monatlich stattfindende Flohmarkt auf der Erfurter Rollschuhbahn. So manches Schätzchen konnte man dort finden. Nicht immer konnte ich damals den Wert einiger Sachen richtig einschätzen und ließ sie ob der unterschiedlichen Preisvorstellungen links liegen. Heutzutage ärgere ich mich manchmal darüber. Und dann war da noch der Berliner Händler, der hin und wieder seinen Tisch vorm Stadion aufbaute und allerhand Nadeln und Wimpel feil bot. Ach hätte ich doch damals schon ein bisschen mehr gehabt als die 80 Mark Taschengeld im Monat.

Die Zeiten wurden rasanter, das Internet und damit auch der Onlinehandel wurden groß. Und damit war es plötzlich auch kein Problem mehr das Programm vom DDR-Pokalfinale 1980 für nen schmalen Taler zu erwerben.

Während damals alles irgendwie in die Sammlung wanderte, egal ob Schal, Wimpel, Trikot, Fanzine und so weiter, habe ich irgendwann einen kleinen Schnitt gemacht. Handelsübliche 3-Zimmer-Mietwohnungen eignen sich nur bedingt als Lagerstätte für ausschweifende Anhäufungen von Kram aller Art. Wo andere einen extra Raum für Ihre Schätze haben, hat mein Junior sein Zimmer. Man muss eben auch Abstriche machen.

So verschwanden nach und nach die Trikots, die Kisten voller Programme, ein Großteil der Fanzines. Eben alles was zu viel Platz wegnimmt, was man nicht mal eben ins Regal stellen kann - ohne gleich wie ein Messi zu wirken. Verkauft wurde das wenigste. Tauschen hieß die Devise. Und spezialisieren. Pins und Nadeln sind mein spezielles Sammelgebiet. Und Schals, wobei das mit den Schals eher so nebenbei läuft und auch nur auf zwei Clubs beschränkt ist. Pins und Nadeln also. Diese kleinen, manchmal unscheinbaren Abzeichen der Vereinszugehörigkeit. Zeugnisse der Fußball- und Wappengeschichte. 

Nun will ich nicht sagen, dass ich der größte Sammler im Land bin, aber mit knapp 1.800 Stück aus aller Herren Länder bin ich meiner Meinung nach gut dabei. Und dabei geht es gar nicht mal nur um das Sammeln an sich. Es geht auch um Austausch, Expertisen, Hilfe untereinander und das Rätsel, welcher Verein das wohl sein könnte. Über das Nadelsammeln lernte ich den Blick über den Tellerrand zu intensivieren. Wo ich vor Jahren noch jeden Jena-Fan verabscheut habe, ist durch das Sammeln und Tauschen ein sehr gute Kontakt zu Jens aus Saalfeld entstanden. Seines Zeichens FCC-Fan, aber sonst ein ganz umgänglicher Typ. 

Und das ist doch das schöne am Sammeln. Man bricht aus, man lernt sich selbst und seinen Verein nicht so wichtig zu nehmen und respektiert auch den sportlichen Rivalen. Dazu die Kontakte nach Polen, Holland, England, Spanien. Der eine sucht eine Nadel von Concordia Hamburg und bietet als Tausch etwas von Recreativo Huelva. Passt, hab ich. Luftpolsterumschlag und fertig. Darüber hinaus hilft man sich bei der Identifizierung einzelner Stücke. Ist die Nadel offiziell oder nachgemacht? Hat jemand die Nadel vom Vorgängerverein vom Fusionsclub 1.FC Soundso? 

Es ist ein ewiges suchen und finden, fragen und antworten, rätseln und lösen. Und es macht Spaß. Tauschgruppen bei Facebook, Trödelmärkte, Sammlerbörsen (Spiegel online hatte neulich einen Artikel über eine der größten Börsen in Erftstadt) und natürlich ebay sind die Jagdgründe. Manchmal endet das Ganze sehr frustrierend, eben weil man das Angebotene schon hat, oder Preise aufgerufen werden, die jenseits von gut und böse sind. Sammlerschicksal. 

Und dann sind da natürlich noch Freunde, Bekannte und Familie, die um das Hobby wissen und von Groundhoppingtouren, Flohmarktbesuchen und Urlauben Nachschub mitbringen. Dazu natürlich immer wieder tauschen, tauschen, tauschen. Mit Jens aus Saalfeld tausche ich gern. Er sammelt Schals und Aufkleber. Habe ich etwas, was zu ihm passen könnte, wird dann auch schonmal ein Überraschungspaket geschnürt. Andersrum genauso. Die Freude ist dann groß.

Sven aus Erfurt findet manchmal alte Nadeln aus dem Duisburger Amateurfussball, die dann ein paar Tage später im Briefkasten liegen. Gemeinsam tauschen wir uns außerdem über Nadeln aus Erfurt aus. HSG Pädagogik, TuS Braugold, BSG Umformtechnik. „Haste die schon?“ - „Nee, nur die mit silbernem Kranz.“ So geht es Woche für Woche, Monat für Monat.

Meinen Junior konnte ich im Laufe der Zeit auch begeistern, eine kleine Sammlung mit Papas doppelten Stücken, einigen selbst gekauften und von meinen Sammlerfreunden gesponserten Pins und Nadeln nennt er inzwischen auch sein Eigen. Und natürlich seine Schalsammlung, knapp 20 werden es inzwischen sein, zum Großteil vom MSV Duisburg, dagegen wirkt meine Sammlung von FC RWE Schals fast schon verschwindend klein. Ich hoffe, er wird auch in Zukunft noch Freude am Sammeln haben. Irgendwer muss ja später mal meine Sammlung pflegen. Die Pins, die Nadeln, die knapp 250 Fußballbücher (ein Thema für sich). Und vielleicht knüpft er darüber auch Freundschaften und Kontakte über Vereins- und Ländergrenzen hinweg. Denn darum geht es ja letztendlich.

Bericht: Christian Lenke

Fotos: Christian Lenke

Artikel wurde veröffentlicht am
19 November 2019

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LL
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1800 Nadeln und 250 Fußballbücher. Respekt!!!
K
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G
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