Kampf verloren: R.I.P. Regionalligateam der SG Wattenscheid 09

SG Wattenscheid 09: Wir sehen uns wieder, egal in welcher Liga

R.I.P. Wattenscheid 09? Zum Glück nicht ganz. Die Lohrheide ist Kult und damit ist nicht nur die Bratwurst gemeint. Die SG Wattenscheid 09 ist ein Stück Fußballkultur, die komplett zu verschwinden drohte, nun aber immerhin als Verein mit starker Jugendabteilung (vorerst) bestehen bleiben darf. Dafür muss die erste Mannschaft zurückgezogen werden, und die Regionalliga West wird punktemäßig durcheinander gewirbelt. Noch im Januar 2019 wurde die SG Wattenscheid 09 mit einer erfolgreichen Crowdfunding Aktion vor dem Aus gerettet. Trotz starker sportlicher Leistung konnte die finanzielle Talfahrt nicht gestoppt werden. Bereits kurz nach Saisonbeginn der Regionalliga West Ende August hatte der Verein beim Amtsgericht Bochum einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt, um den Fortbestand des Klubs anzustoßen. Ziel war es Sponsoren zu finden und trotz neun Punkten Abzug die Liga erfolgreich zu bestreiten. Aber die Sponsorensuche war nicht erfolgreich. Nun musste die erste Mannschaft aus der Regionalliga West zurückgezogen und der Spielbetrieb eingestellt werden.

Auch kurzzeitig prominent besetzte Positionen wie mit Trainerikone Peter Neururer (der eigentlich dachte, er unterstützt den königsblauen Nachbarn) als sportlicher Leiter konnten nicht helfen. Andere wollten es auch nicht mehr. Es ließen sich keine Sponsoren dazu bewegen der SG Wattenscheid 09 noch einmal finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Bis zur Winterpause wären laut Verein 135.000 Euro nötig gewesen, bis zum Saisonende sicherlich über 600.000 Euro, aber keiner weiß was dann gekommen wäre.



In den 1990er Jahren mit kräftiger finanzieller Unterstützung des Textilunternehmer Klaus Steilmann, der auch Präsident des Klubs war, schaffte es die SG Wattenscheid 09 bis in die Bundesliga (vier Saisons), spielte aber auch davor schon recht erfolgreich. Insgesamt absolvierte Wattenscheid 748 Spiele in Liga 2 und brachte auch international bekannte Spieler aus seiner Jugend hervor wie die Altintop-Zwillinge Hamit und Halil sowie Leroy Sané.

Mysteriös: Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Tod des ehemaligen Präsidenten (14. November 2009) muss auch die erste Mannschaft der SG Wattenscheid 09 beerdigt werden, wenn auch glücklicherweise nicht der ganze Verein. Die starke Jugendarbeit darf zumindest bis zum Saisonende weiter geführt werden. So heißt es von Vereinsseite in einer Mitteilung:

Der Spiel- und Trainingsbetrieb für 211 Kinder und Jugendliche und ihre Trainer und Betreuer geht weiter. Eine Gruppe engagierter Privatleute und Unternehmer bringt die notwendigen Mittel auf, um den Spiel- und Trainingsbetrieb der Jugendabteilung für die laufende Saison zu sichern. Der künftige Vorstand wird sich aus diesen Reihen formieren und dem Verein eine neue zukunftsfähige Struktur geben, um verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Gemeinsam mit der Insolvenzverwalterin soll der Traditionsverein über das Insolvenzplanverfahren erhalten bleiben.“ 



Die SG Wattenscheid 09 ein Opfer des modernen Fußballs? Vielleicht, der Klub hatte dieser ja in den 1990er Jahren erfolgreich vorgelebt. Aber auch ein Opfer des Verbandes, der eine unattraktive aber kostenintensive Regionalliga geschaffen hat, aus der es nur schwer zu entrinnen gibt (Relegation). Die Aufstiegsregelung wurde angepasst, aber das hilft der Liga und seinen Vereinen nicht, in der außer den finanziell aufgepimpten Dorfklubs mit Küchenmillionen aus Ostwestfalen und den unsäglichen zweiten Mannschaften der Profiklubs alle zu knapsen haben. Dazu die regionale Lage: Eingepfercht zwischen den Top-Klubs aus Liga eins (Dortmund und Schalke), dazu einen Zweitligisten in der Stadt (VfL Bochum) und einen direkten Ligakonkurrenten (Rot-Weiss Essen) mit einer viel größeren Fanbase mit 14-Mal mehr Zuschauern bei Heimspielen direkt hinter der Stadtgrenze. Das rockt dann keinen finanziellen Unterstützer mehr hervor. Nur aus Liebe zum Verein ohne werbewirksame Gegenleistung macht ja heute kaum einer was, außer aktuell vielleicht Sascha Pehljan, Gründer von Naketano, der seinen Herzensklub RWE aktuell unterstützt.



Recht viele Zuschauer kamen am letzten Samstag zum letzten Mal ins Lohrheidestadion. 1.400 Zuschauer sahen einen 3:0 Heimsieg gegen die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf, es war der letzte der ersten Mannschaft. Immerhin bleibt der Klub erhalten.

In diesem Sinne: SG Wattenscheid 09, wir sehen uns wieder, egal in welcher Liga.

> Unsere SG Wattenscheid 09 Fotostrecke

 

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Artikel wurde veröffentlicht am
23 Oktober 2019

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