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Ich bin voll, ey! Der DFB Fan Club und seine teils verrückten Choreos

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Mit Vollgas gegen Oranje! Der Begriff „Vollgas“ bereitete jedoch im Vorfeld einigen Personen arge Kopfschmerzen, so dass kurzerhand die Pappen umgelegt wurden. Beim Einlaufen der beiden Mannschaften gab es nun auf dem Oberrang ein „Volley!“ zu lesen. Ergänzt wurde das Ganze mit dem Spruchband „Von Hamburg über München bis nach London“. Auf dem unteren Rang wurden ganz klassisch schwarze, rote und gelbe Pappen gen Abendhimmel gehalten. Ob „Vollgas“ oder „Volley“ - ganz ehrlich, wer braucht solch eine Choreo? Wie oft hatte ich mir in der Vergangenheit heimlich gewünscht, dass die dort sitzenden Zuschauer mal einfach nicht mitmachen und das Ganze in einem echten Desaster mündet.

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Choreographien in den Fankurven bei Eintracht Frankfurt, beim FC Schalke 04, beim F.C. Hansa Rostock oder der SG Dynamo Dresden - immer wieder ein Hingucker. Auch hier wird nicht jeder Fan stets konform mit der jeweiligen präsentierten Choreo gehen, doch unter dem Strich dürfte meist die Mehrzahl der Zuschauer / Fans eine Gänsehaut bekommen und begeistert sein. Jedoch bei den Heimspielen der deutschen Nationalmannschaft? Aktionen umgesetzt vom Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca- Cola? Na, ich weiß nicht…

Bereits 2003 wurde dieser offizielle Fanclub ins Leben gerufen, um das Fan-Geschehen auf den Rängen etwas mehr steuern und vor allem auswärts den Verkauf der Tickets besser kontrollieren zu können. Die Bilder aus den wilden 1990ern hingen noch wie ein Damoklesschwert über dem DFB. Die wilde Sau rauslassen auf den Touren quer durch Europa? Das sollte vorbei sein. Die Spiele der DFB-Auswahl sollten nach und nach familienfreundlicher werden. Zu einem Event werden mit sehr hohem gemütlichen Wohlfühl-Faktor für den - na sagen wir es mal so - 0815-Fußballfan, der auch sonst gern mal vor der Glotze im Sessel sitzend den europäischen Spitzenfußball konsumiert.

Apropos, wer in den offiziellen Fan Club eintritt, erhält ein Welcome Package, in dem die „Stadiongrundausstattung bestehend aus Cap, Schal und Schlüsselfinder im Look des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola“ zu finden ist. Des Weiteren heißt es: „Die exklusiven Artikel in Schwarz-Rot-Gold haben schon so manches Nicht-Mitglied neidisch gemacht. Wer Cap und Schal im Stadion trägt, gibt sich als Fan Club-Mitglied zu erkennen und wird als solches erkannt. Beide haben einen hohen Wiedererkennungswert.“ Oft hatte ich mich gefragt, ob ich, wenn statt in den 1990ern in der Gegenwart meine „wilden 20er“ ausgelebt werden würden, in solch einen Fan Club eintreten würde. Nein! Dafür war ich einfach zu sehr Freigeist. Meine Kumpels und ich hätten nur abgefeiert, wenn wir solch einen Zettel in den Hand gedrückt bekämen: „ … Zum heutigen Spiel hat sich der Fan Club Nationalmannschaft wieder eine Choreografie ausgedacht. Sei Teil eines tollen Gesamtbildes und helfe mit bei der Verwirklichung. Ihr findet eine Papptafel auf dem Sitz. Bitte faltet diese zum Einlauf der Mannschaft (ca. 20.40 Uhr) auf und hebt sie mit beiden Armen bis zum Beginn der Nationalhymnen in die Höhe. …“

Nordkorea und DDR olé! Die Weltfestspiele der Jugend und Studenten lassen grüßen. Hoch die Pappen auf Anweisung! Sei Teil des Ganzen! Kein Wunder, dass vor allem im Fußball-Osten Anfang des Jahrtausends die ersten Choreo-Pläne der noch jungen Ultra-Gruppierungen bei den anderen Fans auf sehr viel Skepsis stießen. „Weg mit dieser Scheiße!“, „Umklatschen, diese Bengels!“ war vor 20 Jahren allzuoft zu vernehmen, wenn erste optische Aktionen in die Realität umgesetzt wurden.

Eine Frage, die sich gestern früh (neee, das Spiel wurde nicht vor der Glotze verfolgt) beim Betrachten der Volley-Fotos aus Hamburg stellte: Seit wann gibt es eigentlich diese Choreos, die vom Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola umgesetzt werden? Es muss ziemlich schnell gegangen sein, denn auf der offiziellen Seite ist zu lesen: „Seit 2003 verzaubern Fans unserer Nationalmannschaft ihre Fankurve mit aufwendigen und kreativen Shows auf den Rängen. Ausgestattet mit Folien, Stoffen, Blockfahnen, Luftballons oder Papier erstrahlt die Kurve in den Farben der deutschen Mannschaft.“ Eine Bildergalerie kann zudem durchgeblickt werden.

Der Bundesadler auf weißem Grund, ein Wappen mit der Aufschrift „Gipfelstürmer“, ein feuriges „Deutschland“, ein schwarzes „Germany“ auf weißem Grund, das „Vienna“ als Ziel der Reise, das DFB-Emblem als zentrales Element, ein schwarz-rot-goldenes Herz auf weißem Grund, eine schlichte Blockfahne mit der Jahreszahl „2010“, ein einfaches „Mannschaft“, eine große Blockfahne mit dem Maskottchen des Fan Clubs, der eine Geburtstagstorte in der Hand hält. Und mal war nicht wirklich was zu erkennen, weil die Zettel-Choreo zu kleinteilig war und in der Tat nicht jeder Zuschauer mitgemacht hatte oder halt noch am Würstchenstand verweilte. Aus solchen Dingen wurde gelernt, in der Folge blieben die Choreos eher einfach gestrickt. Sicher ist sicher. Und doch gab es nun in Hamburg diesen Fallstrick „Vollgas“. 

Ohne jetzt zu penibel zu sein, aber ein „Vollgas“ ist einfach nur bescheuert. Egal, ob man nun Assoziationen zu einstigen Gaskammern hat oder nicht. Ein daraus gemachtes „Volley!“ ist selbstverständlich auch nicht das Gelbe vom Ei. Unter dem gestrigen Beitrag auf unserer Facebook-Seite hatte der Leser Ronny A. jedoch eine geniale Idee. Der Vogel wurde abgeschossen! So kommentierte er wie folgt: „Hab lange gebraucht, aber hängt es mit dem Spruch darunter zusammen? Hamburg = Volkspark = VO, München = Allianz = LL & London = Wembley = EY ? Das Ganze wegen der Gesamteuropa EM?“ Ronny, you made our day!

„Dann lieber weiter an die Hafenstraße!“, schrieb Marcel B. Am gleichen Abend fand parallel das Landespokalspiel von Rot-Weiss Essen gegen den KFC Uerdingen 05 (2:1) vor über 10.000 Zuschauern statt. Volley in Hamburg oder lieber die volle Kanne in Essen?! In unserem Fall dürfte sich die Frage von selbst beantworten. 

Um zurück zur Volley-Choreo zu kommen. Es hätte ja auch ein „Völler“ werden können, war in den sozialen Medien zu lesen. Zwei Punkte auf das „o“ wären doch zu machen gewesen. Unser Rudi Völler! Liebe Holländer, wir vergessen nie! Unvergessen die Spuckattacke von Frank Rijkaard auf unseren Rudi Völler! Aber nee, es soll ja nicht provoziert werden. Stattdessen gab es ein braves „Volley“ zu lesen und die Fußballwelt lachte sich schlapp. Ob es beim nächsten Volleyballländerspiel auch ein „Fußball“ auf den Rängen zu lesen gebe, fragte jemand. 

Noch eine Idee für etwaige weitere Choreographien des Fan Clubs? Eigentlich müsste jetzt das Ganze aus Prinzip frech fortgesetzt werden! Das hätte was. Eier, wir brauchen Eier, forderte einst Olli Kahn. Also dann, die nächsten Schriftzüge bei den Heimspielen der DFB-Auswahl: „Spannschuss!“ (klingt so schön nach Blattschuss), „Hackenstoß!“ (so richtig voll hacke), „Bogenlampe!“, „Dropkick!“ und dann ein finales „Voll Pike!“ 

Fotos: Marco Hensel, Arne Amberg, Felix, K. Hoeft

Artikel wurde veröffentlicht am
08 September 2019

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G
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Vollr Zustimmung
War früher bei ein paar Spielen im Ausland 2004,2005.
Das war schon immer n guter Haufen, aber teilweise auch Nazis ( was die Leute nicht sooo gestört hatte).
Mittlerweile ausgetauscht durch Klatschpappen Langweiler, die sonst nur im TV Fußball gucken. Keine Frage, auch normale bis unauffällige Stadiengänger dabei, aber eher unauffällig.
Nazis find ich abstoßend und dumm, mit den andern kann man aber auch nichts Verrücktes, Lustiges , Sinnvolles, Interessantes auf den Rängen starten ( was meiner Meinung nach den Reiz an Fanszenen ausmacht).
Noch dazu kommt eben der Event-Charakter, das ganze Theater und Getue von den Medien und dem Stadionsprecher, das gleicht einer Werbeveranstaltung. Wobei man das auch in der Bundesliga etc hat.
Nee, das Ding ist durch bei mir, generell der Profifußball.
FF
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L
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L
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Ha ha, unser Fan Club .... :-$
G
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G
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Dazu als Krönchen das 2:4 auf dem Platz. Und das gegen Holland....
G
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G
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Hau rein. Volle Punkte!
G
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