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Blau-Weiß 90 Berlin vs. TSG Neustrelitz: Neue Spielstätte weiß zu überzeugen

Zurück liegt wieder einmal ein abwechslungsreiches Fußball-Wochenende, nach welchem im Kopf erst einmal sämtliche Gedanken und Ideen sortiert werden müssen. Nach dem Abendspiel des MTV 1860 Altlandsberg folgte am Samstag das Oberliga-Heimspiel der Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin, bevor am Sonntag der Familientag des FC Polonia Berlin an der Tagesordnung (inkl. zwei Spiele) stand. Nun bleibt es gewöhnlich nicht nur beim Spiel als solches. Vielmehr folgen nach dem Spiel längere Gespräche mit dem einen oder anderen Fan, und am Samstag gab es abends sogar noch ein Fest mit Feuerwerk im Lindenhofer Park nahe des S-Bahnhofs Priesterweg, an dem auch einige Blau-Weiß-Fans teilnahmen. Was nach solch einem intensiven Wochenende bleibt? Ein ganzer Stapel Arbeit, der am Montag fein abgearbeitet werden muss. Also dann!

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Um es mal gleich vorweg zu nehmen: Sämtliche drei Heimspiele, die ich sah, gingen verloren. Während Altlandsberg am Freitagabend mit 0:8 gegen Eisenhüttenstadt II unter die Räder kam und der FC Polonia Berlin am Sonntag etwas überraschend gegen Cimbria Trabzonspor mit 2:4 verloren hatte, gab es am Samstag im Volkspark Mariendorf eine knappe 3:4-Niederlage zu sehen. Als Glücksschweinchen kam ich demzufolge am vergangenen Wochenende nicht daher. Dafür sorgte ich für einen gewissen Umsatz an Bier und Limo. Kind und Papa waren durstig.

Apropos Volkspark Mariendorf. Zu Beginn der Saison zog die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin vom Sportplatz an der Rathausstraße ins Volksparkstadion. Am ersten Spieltag gab es vor immerhin 230 Zuschauern ein torloses Remis gegen den 1. FC Lok Stendal zu sehen, und ich war sehr gespannt, wie sich wohl dieses Stadion bei einem Heimspiel der Blau-Weißen anfühlen mag. Ein wenig skeptisch war ich durchaus, was den Umzug betraf. Schließlich hatten die Spiele an der Rathausritze durchaus was. Die Partien auf dem Kunstrasenplatz waren sogar ein wenig surreal, da es nicht einmal ein Geländer gibt und die Zuschauer demzufolge dem Linienrichter fast auf die Füße treten. Und klar, auch das Vereinsheim hat seinen Charme und gehörte zu den Heimspielen dazu. Andererseits bietet das Stadion im Volkspark Mariendorf ganz andere Möglichkeiten, und sollte eines Tages wirklich der Aufstieg in die Regionalliga Nordost klappen, wäre der Verein recht gut gerüstet, wenngleich auch in dieser Sportstätte noch einiges passieren müsste, um es regionalligatauglich zu machen. Ähnlich wie im Zoschke-Stadion in Lichtenberg müssten in Mariendorf Zäune aufgestellt und mittelfristig eine Flutlichtanlage angeschafft werden.

Errichtet wurde das Stadion einst im Jahre 1928. Nostalgiker werden sich bei einem Besuch dieses Stadions auf Anhieb in die alten Stufen im weiten Rund verlieben. Und ja, auch ein kleines Marathontor mit einer Eisentür gibt es dort zu sehen. Die moderne Haupttribüne wurde 1994 fertiggestellt. Als diese geplant wurde, spielte die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 noch in der 2. Bundesliga. In Mariendorf sollte es für Blau-Weiß 90 ein zweitligataugliches Stadion geben, schließlich hat der Verein dort seine Wurzeln. Das Berliner Olympiastadion war einfach eine Nummer zu groß. Als die Haupttribüne mit der markanten weißen Dachkonstruktion eröffnet wurde, spielte der Nachfolgeverein SV Blau-Weiss in der Kreisliga. Bekanntlich musste nach dem Konkurs im Sommer 1992 der neu gegründete Verein ganz unten in der Kreisliga C neu starten und arbeitete sich Stück für Stück wieder nach oben.

Eigentlich ein positiver Wahnsinn, dass nun 25 Jahre nach der Eröffnung der modernen Haupttribüne die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin endlich dort auflaufen kann. Zwar wird es noch ein Weilchen dauern, bis sich die Blau-Weiß-Fans dort richtig heimisch fühlen, doch hatte man beim Heimspiel gegen die TSG Neustrelitz durchaus das Gefühl, dass die meisten Zuschauer recht angetan sind von der neuen Spielstätte. 

Oben und unten leisten zwei Bierstände gute Arbeit. Zudem gibt es oben eine große sonnige Terrasse, auf der man sitzen, sein Bierchen schlürfen und zeitgleich durch die Plexiglasscheiben das Spiel verfolgen kann. Da darf schon fast von Luxus gesprochen werden. Im oberen Bereich der Plexiglasscheiben wurde ein Draht gespannt, an dem die bekannten Stoffe befestigt werden können. Und was die Akustik betrifft: Unter dem Dach ist wirklich einiges möglich! Ich hatte zuvor in diesem Stadion noch kein Spiel gesehen (nur auf den Nebenplätzen) und ich hatte mich sogleich in diese Kombination aus Alt und Neu verliebt. Und schau mal einer an, es gab an diesem Nachmittag sogar einen Überraschungsgast. Gesichtet wurde der Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“, der sich im hinteren Bereich der Haupttribüne sichtlich wohl gefühlt hatte.

Etwas kurios erscheint jedoch die Anweisung, dass nur der obere Bereich der Haupttribüne (hinter den Geländern) genutzt werden darf. Anweisung vom NOFV. Es könnte ja sein, dass Blau-Weiß-Fans mal überschnappen und spontan aufs Spielfeld stürmen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich auf dem Kunstrasenplatz an der Rathausstraße nicht einmal ein Geländer befand und die Zuschauer dem Linienrichter auf die Schulter klopfen konnten und mit den Füßen quasi die Außenlinien berührten, erscheint diese Anweisung ein wenig merkwürdig. Aber egal. Somit stehen / sitzen die Zuschauer ein wenig kompakter beisammen. Ausbaufähig sind die Zuschauerzahlen in jedem Fall. Nach oben ist viel Luft, und es muss sich noch herumsprechen, dass sich ein Fußballnachmittag im Volksparkstadion durchaus lohnt. 

Zum Sportlichen: Am Samstag zu Gast war ein Gegner, an den man keine gute Erinnerungen hatte. In der vergangenen Saison gingen beide Partien mit 0:2 verloren. Immerhin sollten dieses Mal gegen die TSG Neustrelitz drei Tore gelingen. Allerdings klingelte es hinten gleich viermal im eigenen Gehäuse. Nach dem 2:0-Auswärtssieg in Ludwigsfelde sollte eigentlich ein Sieg nachgelegt werden, um gleich von Beginn an in der Tabelle oben dran zu bleiben. Und es schaute in der ersten Halbzeit gar nicht mal so übel aus. Nachdem nach einer Viertelstunde Kürsat Mahmut Cicek die Jungs aus der Residenzstadt mit 1:0 in Front bringen konnte, drehte Fabian Engel das Ding mit seinen beiden Toren in der 21. und 40. Minute. Lautstark ertönte das „Wir sind heiß auf Blau-Weiß!“ aus den Boxen, die Fans waren zufrieden. 

Die Freude währte jedoch nicht lange, denn nur eine Minute nach der Führung glich Maciej Liskiewicz zum 2:2 für Neustrelitz aus. Noch länger wurden die Gesichter, als nach knapp einer Stunde Djibril N Diaye das 3:2 für die Mecklenburger klarmachen konnte. Aber hey, es blieb spannend! Nur sieben später war es Guilherme Henrique Lopes de Oliveira, der nun den Spieß umdrehen und für Blau-Weiß 90 zum 3:3 ausgleichen konnte. Danach kam allerdings nicht mehr allzu viel. Es fehlten an diesem Nachmittag einfach ein paar Prozente. Nicht unverdient konnte die TSG Neustrelitz die Partie am Ende mit 4:3 für sich entscheiden. Nach einer Ecke erzielte Kapitän Kevin Riechert in der 71. Minute. Nach Abpfiff feierte die Mannschaft mit der Handvoll mitgereister Fans. 

Auf Heimseite wurde sich kurz gesammelt. Dann packten die Fans mit an, säuberten die Stufen, leerten die aufgestellten Eimer und schoben die mobilen Spielerbänke in die Katakomben. Danach gab es noch ein Stelldichein beim Imbiss, wo die anstehenden Spiele besprochen und der Stand der Dinge ausgewertet wurden. Wie eingangs erwähnt traf man am späteren Abend noch den einen oder anderen Blau-Weiß-Fan auf dem Fest an der Arnulfstraße. 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin

> zur turus-Fotostrecke: TSG Neustrelitz

Artikel wurde veröffentlicht am
27 August 2019
Spielergebnis:
3:4
Zuschauerzahl:
150

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Oberliga

Benutzer-Kommentare

3 Kommentare
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Kommentare
wow!
Respekt, dass du wieder einen Stadion-Schatz gehoben hast.
Ich war überzeugt ich kenne alle Plätze in Berlin, mitnichten.
"In Mariendorf sollte es für Blau-Weiß 90 ein zweitligataugliches Stadion geben"
Kannst du noch ein wenig mehr dazu schreiben?
Diesen Abschnitt finde ich am spannendsten!
T
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G
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G
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