Berolina zu Gast bei Victoria. In der ersten Hauptrunde des Berliner Länderpokals gab es auf der Halbinsel Stralau das Duell zweier Nachbarn, die überaus klangvolle Namen tragen. Bereits im Jahre 1909 wurde der 1901 ins Leben gerufene Lichtenberger SC „Frisch Auf“ 1901 in SC Berolina 1901 umbenannt. Im August 1943 wurde mit dem SV Stralau die Kriegssportgemeinschaft „Berolina Stralau 1901“ gebildet, nach dem Weltkrieg ging ab 1949 als SG Berolina Stralau der Spielbetrieb weiter, am 23. Juli 1992 wurde der Verein in FSV Berolina Stralau 1901 umbenannt. In der Saison 2006/07 wurde noch in der Kreisliga A gespielt, recht knapp wurde der Abstieg in die Kreisliga B verhindert. Am Ende der Spielzeit 2017/18 durfte als Meister der Staffel 1 der Landesliga der Aufstieg in die Berlin-Liga gefeiert.
Derby auf der Halbinsel Alt-Stralau: Berolina gewinnt Pokalspiel bei Victoria
Die Saison begann sogleich mit einem 3:2-Auswärtssieg bei den Füchsen Reinickendorf, doch am Ende der Saison standen nur sieben Siege zu Buche. Zu wenig, um die Klasse zu halten. Am Ende fehlten vier, fünf Punkte, um auch 2019/20 in der Berlin-Liga den Ball rollen zu lassen. Gespielt wird aktuell auf dem Laskersportplatz in der Persiusstraße. Ebenso dort gespielt hatte bis 2014 der BSV Victoria Friedrichshain, dann erfolgte der Umzug auf die Halbinsel Alt-Stralau. Der Jugendbereich hatte auf dem dortigen Sportplatz bereits seit 2008 ein Zuhause, ab 2014/15 tragen auch die Herrenmannschaften dort ihre Heimspiele aus.
1949 wurde der Verein als BSG Aufbau Friedrichshain gegründet, fünf Jahre später wurde er in Ingenieurhochbau Berlin (IHB) umbenannt. Ingenieurhochbau?! Jawoll, dieses Kombinat war zuständig für die Prachtbauten der DDR, so zum Beispiel für den Fernsehturm, den Palast der Republik und einige Botschaftsgebäude. Seit dem 1. Juli 1990 trägt der Verein den Namen BSV Victoria 90 Friedrichshain. In den vergangenen 15 Jahren pendelte Victoria Friedrichshain zwischen Kreisliga A und Kreisliga C, aktuell ist die Kreisliga B der Stand der Dinge. Die zurückliegende Saison wurde mit Rang acht beendet.
Am gestrigen Nachmittag kam es um 14 Uhr zu einem echten Nachbarschaftstreffen zwischen Victoria und Berolina. Kreisliga B gegen Landesliga, auf dem Papier eine klare Angelegenheit. Allerdings konnte der Gastgeber, unterstützt durch einige Zuschauer, zu Beginn der Partie gut gegenhalten. Und nicht nur das! Nach einer Viertelstunde brachte Thomas Vu die Victoria mit 1:0 in Führung. Zu jenem Zeitpunkt hatte der eine oder andere Spieler in Gelb-Schwarz wirklich das Gefühl, dass eine Überraschung möglich sei.
Fünf Minuten nach dem Rückstand konnte Oscar Schauer für Berolina Stralau ausgleichen, doch bis zum Pausentee konnte der Kreisligist das 1:1 halten. Man muss schon sagen, bei Victoria wurde sich viel Mühe gegeben, den Zuschauern einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Zu überaus moderaten Preisen - eine Limo gab es für 1,50 Euro, eine Portion Kartoffelsalat sogar für schlappe 50 Cent - konnte sich am aufgebauten Stand versorgt werden, auf einzelnen Bänken konnte sich niedergelassen werden. Manche standen in der hinteren Ecke, andere machten es sich auf dem Boden gemütlich. Untermalt wurde das Ganze von etwas Gesang.
In der zweiten Halbzeit konnte Berolina Stralau nach und nach die Oberhand gewinnen. Florian Hermstein machte in der 49. Minute das 2:1 für die Gäste in Rot-Weiß klar, in der Schlussphase fielen drei weitere Treffer für Berolina. Zwei Buden machte Ole Verkok Meyer, ein weiteres Tor steuerte Brian Baltruschat bei. Nicht ganz glücklich waren einige Victoria-Spieler mit dem mitunter körperlich robusten Einsatz des FSV Berolina Stralau. Aber gut, zwischen Kreisliga B und Landesliga liegen schon kleine Welten. Unter dem Strich hatte sich Victoria wacker geschlagen, hielt das Spiel lange offen und zeigte sich als guter Gastgeber. Das hatte wirklich Spaß gemacht!
Fotos: Marco Bertram