Was gibt es spannenderes als ein alles entscheidendes Aufstiegsderby am letzten Spieltag der Liga? Eigentlich nicht viel. In der IV Liga der Region Lodz sollte exakt dies der Fall sein. RKS Radomsko auf Platz 1 mit 79 Punkten, gefolgt von Warta Sieradz mit 78 Punkten. Der Sieger würde also in die 4. Liga aufsteigen. Da sich mein ursprünglicher Plan in Warszawa am Vortag eh änderte und die neuen Varianten eh nicht sehr vielversprechend gewesen wären, entschied ich mich also mit dem Zug ins beschauliche Radomsko zu fahren. Beschaulich trifft es ganz gut. Da ich schon recht zeitig vor Ort war, gönnte ich mir noch eine kleine Stadtbegehung, aber so richtig glücklich wird man hierbei nicht mangels vorhandener Sehenswürdigkeiten. Also die Zeit bestmöglich abgegammelt und deutlich eher als geplant zum Stadion gelaufen, um in Punkto Ticketfrage bereits weiterzukommen. Auf diversen Seiten ist zwar eine Kapazität von 8.000 angegeben, aber von wann diese Angabe stammt wäre interessant. Die Gegengerade komplett mit Planen abgesperrt, eine Hintertorseite hat gar keinen Ausbau, bleiben also nur die Haupttribüne und eine kleine Tribüne hinter dem 2. Tor. In meinen Augen finden in dem Stadion aktuell maximal 2.500 Leute einen Platz.
RKS Radomsko vs. KS Warta Sieradz: Aufstieg und Vorfreude auf die III Liga
Am Stadion lief dann tatsächlich bereits der Ticketverkauf. 20 Zloty sollte das Ticket kosten. Wobei, wenn man korrekt ist kostete das Ticket nur 7 Zloty, der Rest ging für das zwingend mit zu erwerbende Schlüsselband drauf. Quasi ein Kombikauf, aber wir reden hier von nicht mal 5€, von daher sei es dem Verein gegönnt, wenn schon mal eine gute Kulisse zu erwarten ist.
Für etwas Unmut sorgte die Räumungsaktion der kleinen, überdachten Tribüne zugunsten einiger Gästefans. Verständlich, denn das Wetter zeigte sich an diesem Tag nicht gerade von seiner schönsten Seite und so wurden die Leute einige Male schön vom Regen eingeweicht. Ich selbst hatte Glück frühzeitig dagewesen zu sein und am äußeren Ende des Daches einen Platz abzugreifen. Somit blieb mir eine Dusche erspart.
Bis zum Beginn fanden sich auch im nichtausgebauten Hintertorbereich einige Gäste mit kleineren Zaunfahnen ein und somit waren rund 70 Gäste mit von der Partie, wenngleich man von denen nicht viel hörte. Das Spiel selbst war dann eher aus der Rubrik „verkrampfter Langeweilefußball“, aber immerhin wurde auf den Rängen etwas geboten. Im Heimbereich gab es ein paar Fähnchen und wenig später wurde unter einer kleinen Blockfahne eine ganz nette Pyro-Aktion gestartet. Gelber und blauer Rauch, dazu Bengalos. Passte! Besser wurde das Spiel dadurch nicht und irgendwie machte es schon den Anschein, als würde sich Sieradz nicht wirklich um einen Sieg bemühen. Vielleicht wollten sie ja auch nicht aufsteigen.
Die Jungs und Mädels im Gästebereich hatten das Glück nicht nur vom Himmel mit Flüssigkeit versorgt zu werden. Da es keinen Versorgungsstand in deren Bereich gab, erbarmten sich die Heimfans und lieferten einmal quer durchs Stadion einige Flaschen Bier. Dafür finde ich Polen wirklich gut. Trotz Rivalität – die man hier aber zu keiner Zeit wirklich merkte – weiß man sich gegenseitig zu respektieren. Ob nun bei Auswärtsverboten ein paar Plätze im Heimbereich versorgt werden oder eben diese Bierlieferung. In Deutschland kann ich mir sowas irgendwie nur schwer vorstellen.
Mit dem Abpfiff dann der obligatorische Platzsturm und während die Fans noch ihre Mannschaft feierten, war ich bereits auf dem Weg zum Bahnhof und zurück nach Warszawa.
Fotos: Marcel Hartmann