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De Graafschap vs. Ajax Amsterdam: Mit Mustang und Superzebras zu den Boeren

Ach wäre das schön gewesen, mein Kumpel Pit, mein Junior und ich hätten uns am 28. April auf den Weg nach Doetinchem zum Stadion „de Vijverberg“ gemacht und hätten einen entspannten Nachmittag unweit der deutsch-niederländischen Grenze verlebt. Der Kurze hätte nicht nur das Team von Ajax Amsterdam gesehen, er wäre auch zum ersten Mal zu einem Spiel im Ausland gewesen. Und dann erdreisten sich die jungen Wilden aus Amsterdam doch tatsächlich und ziehen ins CL-Halbfinale ein, woraufhin der komplette Spieltag einfach mal um zweieinhalb Wochen verschoben wurde. Neuer Termin war nun ein Mittwochabend, schwer machbar, wenn man sich am nächsten Tag ab 8:00 Uhr wieder auf den Matheunterricht konzentrieren muss. Er hat es sportlich genommen, was anderes blieb ihm leider auch nicht übrig. 

Für meinen Kumpel Pit und mich ging es am Spieltag ganz stilvoll in einem Ford Mustang zum Spiel. Sonst greifen wir gern auf eine gemeinsame Busanreise mit den Mitgliedern des Fanclubs „Superzebras“ zurück, dieses Mal hieß es individuell anreisen. 

Doetinchem befindet sich kurz hinter der Grenze, vom Ruhrgebiet aus in weniger als einer Stunde zu erreichen. Der Treffpunkt mit den „Superzebras“ war schnell gefunden, gemeinsam ging es in Richtung Stadion. Von Doetinchem als Stadt habe ich bei bisher fünf Besuchen nicht viel gesehen. Ich denke aber, dass es dort genauso gemütlich zugeht wie in anderen niederländischen Städten vergleichbarer Größe. Allgemein scheinen unsere Nachbarn im Wesen etwas entspannter und offener zu sein. Merkt man auch an den großen Fenstern, welche Hinz und Kuntz einen Blick ins heimische Wohnzimmer gewähren. In Deutschland sicherlich unvorstellbar, dass man sich auf die Couch legt und jeder, der am Vorgarten vorbeiläuft, einen Blick auf den Astralkörper werfen kann. Ich schweife ab. 

Das Stadion war recht schnell erreicht. Im Gegensatz zu meinen letzten Besuchen war dieses Mal ein richtiger Menschenauflauf zu sehen. Hauptsächlich zu Fuß oder auf zwei Rädern strömten die Massen zur Heimstätte der „Boeren“. Auch Polizei war ordentlich vertreten. Vergitterte Mannschaftswagen und Reiterstaffeln deuteten darauf hin, dass das heutige Spiel nicht ganz alltäglich ist. Trotzdem alles irgendwie entspannt. Zwar sah man auch hier die eine oder andere Kante rumlaufen, aber zu keinem Zeitpunkt lag Ärger in der Luft. 

Insgesamt 14500 Zuschauer waren es am Ende. Davon geschätzte 800 im eigentlichen Gästebereich und unzählige Ajax-Sympathisanten auf den restlichen Stadionrängen. 

Trotz großem Andrang und augenscheinlich erhöhtem Sicherheitsaufkommen wurde ich am Einlass nicht kontrolliert. Verrückt, das stelle man sich mal in Deutschland vor. Also rein ins Getümmel. Erstmal ne Hand voll „Munten“ organisiert (Plastikmünzen mit denen man im Stadion bezahlt) und eine erste Runde durch die vom der Supportervereinigung „Superboeren“ betriebene Kantine gedreht. Ein schönes Fleckchen Erde. Ausreichend Platz, zwei Bars, eine kleine Bühne, überall Schals und Trikots. Und das alles in Eigenregie aufgebaut.

Hier und da mit einigen Bekannten gequatscht und langsam aufs Spiel eingestimmt. Das Hinspiel hat de Graafschap in Amsterdam mit 0:8 verloren, das letzte Auswärtsspiel in Arnheim mit 1:6. Dementsprechend kleinlaut fielen die Tipps vor dem Spiel aus. Ich rechnete mit einem knappen Ergebnis, dachte ich doch dass Ajax aufgrund der zu 95 Prozent feststehenden Meisterschaft nur mit einer B-Elf aufläuft. Da hatte ich mich getäuscht. Hier sollte heute gar nichts anbrennen und alle Spieler, die auch in der CL für Furore gesorgt hatten, standen auch heute im Kader. 

Nichtsdestotrotz hielten die Hausherren gut mit, die Führung durch Lasse Schöne konnte nahezu postwendend ausgeglichen werden. Kurz vor der Halbzeit erhöhte Ajax auf 2:1. Es macht echt Spaß Ajax beim Fussball spielen zuzuschauen. Was da teilweise auf dem Rasen gezaubert wurde: Eine Wonne! Auch in Halbzeit zwei hielten die Hausherren tapfer dagegen. Am Ende konnte Ajax die Pflichtaufgabe aber mit 4:1 für sich entscheiden. Nun war die Meisterschaft auch offiziell. In Windeseile wurde auf dem Feld ein Podest aufgebaut, zirka dreiviertel der Zuschauer blieben auch im Stadion, um die Meisterehrung zu verfolgen. Bevor es soweit war, investierte ich meine letzten Munten noch in Bier und Frikandel. Landestypische Spezialitäten dürfen beim Stadionbesuch nicht fehlen. 

Nun war es soweit, jeder Spieler wurde einzeln aufs Podest gebeten, mal war der Applaus stürmisch, mal ein laues Lüftchen. Nur als Klaas-Jan Huntelaar zur Siegerehrung schritt, stand das ganze Stadion. Scheinbar geht man im Nachbarland anders mit nationalen Sporthelden um. Kaum vorstellbar dass beispielsweise Manuel Neuer bei einer Meisterfeier auf des Gegners Platz von allen gefeiert wird. 

Mit Konfetti, Meisterteller und feinstem Hollandtechno wurde der 34. Meistertitel gefeiert. Pyro gab es keine, lediglich Mitte der zweiten Hälfte leuchteten 5 Bengalen im Gästeblock. 

So entspannt wie die Anreise gestaltete sich auch das Fortkommen nach dem Spiel. Fantrennung funktioniert in Holland, kein Wunder bei Kombi-Anreise und zu Festungen ausgebauten Gästeblöcken. Für „MAsterdam“ geht es auch in der nächsten Saison wieder ins internationale Geschäft. De Graafschap muss in der Relegation gegen Cambuur Leeuwarden ran, um die erste Chance auf den Klassenerhalt zu nutzen. Ich drücke die Daumen.  Doei en tot ziens.

Bericht: Christian Lenke

Fotos: Christian Lenke

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in der Niederlande

Artikel wurde veröffentlicht am
18 Mai 2019
Spielergebnis:
1:4
Zuschauerzahl:
14.000

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