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Nachbetrachtung Sporting vs. Benfica: Até ao fim - Ende gut, alles gut?

Der Wahnsinnsmärz war gelaufen und während ich für die kommenden Wochen ein wenig plante, fiel mir doch glatt ein nicht ablehnbares Angebot des aufstrebenden, grünen Busunternehmens in die Augen. Von Malaga nach Lissabon für 9,99 Euro? Dann noch über Nacht, also da konnte ich nicht widerstehen und somit ging es mal wieder in die schöne portugiesische Hauptstadt. Am Ende stand ich viel früher als erwartet in Lissabon, aber ich war nicht der Einzige, der dieses Problem hatte. Eine Dame aus Israel hatte auch die gleiche Unterkunft wie ich gebucht. Somit ging es als erstes zum gebuchten Hostel, wo natürlich noch kein Check-in möglich war gegen 5 Uhr morgens. Ich gammelte also ein wenig ab und schloss mich dann noch der Free Walking Tour an, auch wenn Lissabon von mir bereits ausgiebig erkundet wurde. Aber besser als nur herumzusitzen und Däumchen zu drehen. Außerdem konnte die Müdigkeit somit ein wenig überlistet werden. 

Die junge „Reiseleiterin“ der Gruppe hatte mich dann wohl etwas ins Auge gefasst, was mir so gar nicht zusagte. Zum einen wollte ich in Ruhe die Hintern der portugiesischen Frauenwelt begutachten und zum anderen hatte sie so nen fetten Herpes an der Lippe… ist dann halt wie bei nem Unfall. Man schaut da immer hin. Wer weiß wo sie den her hatte. Pfui Pfui. Irgendwann war die Tour zu Ende und der Magen knurrte nicht nur, er schrie. Immerhin wusste Herpi noch ein adäquates Lokal mit angenehmen Preisen im Zentrum. Dort gönnte ich mir mal wieder ein Franchesinha. Ich finde die Dinger doch ganz lecker. War auch eine fette Portion inklusive Pommes. Kaum zu erfressen. Lediglich die Biersoße war hier etwas übertrieben bierlastig. Das war mir dann fast zu viel des Guten.

Der Abend rückte näher, der Check-in auch und damit auch das abendliche Pokal-Derby. Ein schöner Zufall, dass gerade an dem Tag, an dem ich in Lissabon war, dieses Duell stattfinden sollte. Billigste Busverbindung und auch der passende Zeitraum. Eher hätte ich gar nicht nach Portugal fahren können. Tickets wären bei diesem Duell absolut gar kein Problem gewesen. Dass sich zum großen Derby so wenig Leute aufraffen konnten, hat mich schon verwundert, auch wenn es „nur“ der Pokal ist. Offiziell sollte das Stadion am Ende nur zu 2/3 gefüllt sein. Das ist schon echt wenig. Für mich sollte es der zweite Besuch bei Sporting sein. Bereits 2012 war ich beim Europa League Spiel gegen Manchester City anwesend. Die offizielle Zuschauerzahl unterschied sich damals tatsächlich nur um 150 Leute. 

Am Stadion angekommen, kam ich dann gar nicht zu meinem vorgesehenen Eingang, da aufgrund der ankommenden Gäste die gesamte Straße von beiden Seiten gesperrt wurde. Nach etwa 30 Minuten warten hatte ich dann keine Lust mehr und fragte die Uniformierten mal, ob es denn für einen geilen Typen wie mich mal möglich wäre, kurz zu passieren. Nach kurzem Faktencheck gab es nur eine Antwort: Okay! Na geht doch! 

Das Stadion füllte sich dann auch zunehmend und mit dem Einlaufen beider Mannschaften ging zumindest auf Seite der Heimfans die optische Rahmengestaltung dieses Halbfinalrückspiels in die Vollen. Fahnen hier, Zettel da, Blockfahne dort, Folienbahnen und eine Prise Rauch dazu und schon war ein doch recht chaotisches Intro auf die Ränge gezaubert. Passte alles irgendwie nicht richtig zusammen, hat mir aber dennoch irgendwie gefallen. Chaos-Intros sind schon gar nicht so übel. Ob es hier aber gewollt war, werden wohl nur die Leute selbst wissen. Auf der Gegengerade gab es grüne und weiße Pappen, welche offensichtlich das gesamte Stadion füllen sollten, aber der Kurvenunterrang hatte ja mit seinem Choreo-Anteil selbst zu tun. Eine größere Blockfahne mit der Botschaft „ATE AO FIM“ – „Bis zum Ende“ rundete das Gesamtbild ab. Auf Gästeseite gab es nichts optisches, war aber vielleicht auch nicht erlaubt.

Das Hinspiel konnte Benfica zuhause mit 2:1 für sich entscheiden. Somit eine enge Kiste. Ein 1:0 für Sporting würde reichen. Wer würde das Rennen um den Finaleinzug für sich entscheiden und gegen den FC Porto um den Titel kämpfen. Das Spiel war schon recht lahm und Benfica versuchte wohl eher die 2:1 Führung aus dem Hinspiel über die Zeit zu retten, was eine der unklügsten Varianten überhaupt darstellt. Davon kann ich als Fan des FC Energie ein Lied singen, denn da wird es oft ähnlich versucht sobald man in Führung ist. Und ich kann sagen, es ging wirklich selten gut. So auch hier. In der 75. Minuten fiel das Tor für Sporting, was zum Weiterkommen für die Grün-Weißen genügen würde und es sollte auch reichen, da von Benfica kein wirkliches Aufbäumen mehr kam. Somit wird Sporting die Chance haben zum 17. Mal den Pokal zu gewinnen. Letztmalig gelang dies 2015 nachdem man im Vorjahr überraschend im Finale gegen Desportivo Aves unterlag, aber auch der FC Porto wird den Pokal zum 17. Mal gewinnen wollen. Der letzte Erfolg liegt hier mit 2011 etwas länger zurück. 

Zur Stimmung habe ich noch gar nichts gesagt. Die war aber auch nicht so euphorisch, wie man es vielleicht erwarten würde. Schlecht war das Ganze sicherlich auch nicht, insbesondere nach dem Führungstreffer gab es schon ein paar Dezibel auf die Ohren. Aber es ist und bleibt eben nicht die Stimmungsnation schlechthin. Dennoch ist ein Besuch des Lissabon-Derbys eine durchaus lohnende Angelegenheit und auch ich würde es bei Gelegenheit wieder besuchen. Gezielt würde ich es aber wohl nicht ansteuern, zumal ich nun auch jeweils ein Derby bei Benfica und bei Sporting besucht habe. Was aber immer geht, ist Portugal selbst. Ein tolles Land und wenn man Fußball und Kultur verbinden kann, dann ist es schon eine sehr stimmige Kombination. 

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Portugal

Artikel wurde veröffentlicht am
16 Mai 2019
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
34.221
Gästefans
2500

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