zeuthen

Sekt her! Rauf auf die Anzeigetafel! Eintracht Miersdorf/Zeuthen feiert den Aufstieg!

Höre ich den Namen Zeuthen, muss ich immer an meine Kindheit / Jugend denken. Meine Eltern hatten dort gute Freunde, die ein großes Grundstück direkt am Zeuthener See besaßen. Mitte der 1980er Jahre nahm mich der große Sohn der Familie mit aufs Wasser. Es war das erste Mal, dass ich segeln durfte, und im Leben hätte ich damals nicht erahnen können, dass ich zehn Jahre später selber mit vier Freunden zwei Segelboote bauen würde, um mit diesen gen Sydney zu fahren. Manchmal ist das Leben verrückt. Im Rahmen des Segelprojektes holte ich immer wieder die Anekdote vom Zeuthener See raus. Nach Zeuthen verschlagen hatte es mich nach dem Mauerfall nie wieder. Die dortige Familie hatte bereits vor geraumer Zeit einen Ausreiseantrag gestellt und wurde im Herbst 1989 noch last minute „abgeschoben“. Das Grundstück musste aufgegeben werden, es gab keine Wahl. Ich fand das richtig bitter. Dies war wohl auch ein Grund dafür, dass ich nie wieder nach Zeuthen fahren wollte. So schön der Ort und der dortige See auch sind.

Am vergangenen Wochenende war es dann doch soweit. Ein Blick auf die unteren Ligen im Raum Berlin-Brandenburg - und schwupps fiel mir das Spitzenspiel in der Brandenburger Landesliga Staffel Süd ins Auge. Tabellenführer SC Eintracht Miersdorf/​Zeuthen gegen den Verfolger Breesener SV Guben Nord. Das klang prima. Bei einem Heimsieg würde Miersdorf/​Zeuthen aufsteigen. Gebongt! Ich nahm beide Söhne an die Hand und düste mit der S-Bahn in Richtung Königs Wusterhausen. Damals in den 80ern ging es immer in Richtung See, nun folgten wir der Straße in die andere Richtung. Der Gemeindeteil Miersdorf war das Ziel. Die dortige Spätmittelalterliche Feldsteinkirche und der Dorfkern wussten zu gefallen. Vorbei am Naturschutzgebiet Höllengrund und dem Badesee ging es zum knapp außerhalb liegenden Sportplatz am Wüstermarker Weg.

Recht bekannt ist die dortige kleine überdachte Haupttribüne, da auf dieser alte S-Bahnsitze montiert sind. Und auch sonst macht die weitläufige Sportanlage einen prima Eindruck. Auf dem Käfigplatz können die mitgebrachten Kinder während des Spiels sich austoben, und hier und dort gibt es nette Details zum Fotografieren. Eingefunden hatten sich am Samstagnachmittag 161 zahlende Zuschauer - das Ziel war klar: Heimsieg und Aufstieg klar machen!

Bereits am Ende der Landesliga-Saison 2011/12 durfte der SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen den Aufstieg in die Brandenburgliga feiern. Damals betrug der Vorsprung auf den VfB Hohenleipisch 1912 vier Punkte. Am vorletzten Spieltag wurde vor 200 Zuschauern in Form eines 7:2-Sieges gegen den BSC Preußen 07 Blankenfelde-Mahlow alles klargemacht. Am Ende der Saison 2017/18 ging es als Tabellenletzter wieder eine Etage tiefer. In 30 Partien konnten nur fünf Siege eingefahren werden. Mund abputzen und wieder angreifen, so lautete die Devise.

Die Historie des Vereins geht weit zurück. Am 1. Juli 1912 wurde im Miersdorfer Dorfkrug neben der alten Feldsteinkirche von den Bewohnern der SC Eintracht gegründet. Eine „goldene Ära“ gab es für die Miersdorfer in den 1950ern. 1957 gelang der Aufstieg in die Bezirksliga, ein Jahr später wurde mit einem 2:0 gegen Stahl Hennigsdorf der Bezirkspokal geholt. 1964/65 wechselte man in den (Ost-)Berliner Spielbetrieb und wurde dort in die Stadtklasse eingegliedert. Eintracht Miersdorf arbeitete sich wieder hoch in die Bezirksliga und spielte in dieser bis zur Wende. Gegner waren unter anderen Bergmann-Borsig, KWO Berlin, Motor Lichtenberg, Turbine Treptow und Eiche Köpenick.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die Karten neu gemischt. Im Frühjahr 1991 wurde heiß über eine mögliche Fusion der Vereine Eintracht Miersdorf und SG Zeuthen diskutiert. Vor allem stand die Frage im Raum: Wie soll der zukünftige Name lauten? Am Ende wurde eine Lösung gefunden, und auf den beiden Mitgliederversammlungen am  7. und 9. Juni 1991 gab es grünes Licht. Die folgenden Jahre wurde als SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen in Berlin gespielt, ab dem Jahr 2000 nahm der Verein wieder am Spielbetrieb in Brandenburg teil.

2005 durfte der souveräne Aufstieg aus der Kreisliga (Kreis Dahmeland) in die Landesklasse gefeiert werden, zwei Jahre später erfolgte der ebenso souveräne Sprung in die Landesliga Süd. 2012 gelang der bereits erwähnte erste Sprung in die Brandenburgliga. Nun also sollte am vergangenen Samstag zum zweiten Mal der Aufstieg in die Brandenburgliga gefeiert werden. 

Und der Plan ging auf. Bei recht ungemütlicher Witterung konnte der Gastgeber gegen den Breesener SV Guben Nord in der 16. Minute Dank des Treffers von Niklas Goslinowski mit 1:0 in Führung gehen. Kurz nach der Pause legte Goslinowski noch einen Treffer nach. Spannend wurde es in der Schlussphase, nachdem Steven Stoll einen Elfmeter für Guben Nord verwandelte. Am Ende konnte das 2:1 jedoch über die Runden gebracht werden. Die Sektflaschen wurden geöffnet, an der Anzeigetafel wurden Erinnerungsfotos angefertigt, das „Nie wieder“ wurde in Form einen Schildes vor der „Landesliga Süd“ gehalten, und für Spieler und Zuschauer gab es nun noch Freibier - und auf Anfrage für die Kinder auch eine Freicola. Vielen Dank und beste Grüße an dieser Stelle! Wir kommen wieder!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen

Artikel wurde veröffentlicht am
14 Mai 2019
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
161

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