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Pokalschlacht am 1. Mai in Großbeeren: VfB Trebbin feiert euphorisch den 7:0-Sieg

Was einst genau das Gegenteil von jener bedeutete, war im Sommer 2003 für Karsten und mich die grenzenlose Freiheit. Damals wanderten wir mit dem Zelt im Rucksack von Süd nach Nord die ehemalige deutsch-deutsche Grenze ab. Teils ging es direkt auf dem mittlerweile zugewachsenen Kolonnenweg entlang. Als es gestern zu Fuß auf dem langgezogenen Feldweg von Mahlow rüber nach Diedersdorf ging, schien es, als würde mit einem Schlag wieder solch eine Tour beginnen. Landschaft, Weg und Gedanken waren fast 1:1 wie vor 16 Jahren. Die Strecke wurde gestern jedoch nicht über 1.000 Kilometer lang, sondern insgesamt rund zehn. 

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Im Vorfeld wurde überlegt, welch ein Fußballspiel am 1. Mai mitgenommen werden könnte. Ganz locker verpackt mit etwas Natur, Bewegung und Historie. Als ich dann auf das Kreispokalfinale Dahme/Fläming stieß, rief ich nur Heureka! In Großbeeren! Dort wollte ich immer mal hin, um mir den 1913 errichteten Turm anzuschauen. Dort fand 1813 bekanntlich eine der großen Schlachten der Befreiungskriege gegen die Franzosen (1813 bis 1815) statt. Am 23. August 1813 standen bei Großbeeren den rund 75.000 Franzosen und Sachsen zirka 100.000 Preußen, Russen und Schweden gegenüber. Teils bei strömenden Regen bissen sich die französisch-sächsischen Truppen die Zähne aus. Reynier und Oudinot befahlen schließlich den Rückzug nach Wittenberg. Der Angriff der napoleonischen Streitkräfte auf Berlin war gescheitert.

Eine weitere Schlacht sollte nun am gestrigen 1. Mai ausgetragen werden, wenngleich auf dem Fußballfeld und bei weitem friedlicher. Genauer gesagt, das Kreispokalfinale SV Waßmannsdorf 1956 vs. VfB Trebbin sollte im Stadion Auf dem Eichenhügel das dritte Spiel des Tages werden. Nach den Frauen wurde das Finale des Pokals der Märkischen Allgemeinen ausgetragen. In diesem standen sich die zweiten Mannschaften des SV Waßmannsdorf 1956 und der SG Großziethen gegenüber. 

Nach der besagten Wanderung von Blankenfelde-Mahlow rüber nach Diedersdorf und Großbeeren gelang eine echte Punktlandung. Der Blick auf die Uhr: 15:55 Uhr. Ein paar Zuschauer verließen das Stadion und spazierten über den Parkplatz. Wie jetzt? Doch mit der Zeit vertan? Wurde das Ganze zeitlich vorgeschoben? „Das Beste habt Ihr sowieso verpasst! Es gab auch Pyro!“, meinte jemand beim Vorbeigehen. Innen feierte ausgelassen die Mannschaft von SG Großziethen II den klaren 8:0-Sieg. Alles kein Problem, das gewünschte Spiel würde sogleich angepfiffen werden!

Es ging wahrlich Schlag auf Schlag. Manch ein Spieler aus Großziethen unterhielt sich noch mit umgehängter Medaille am Geländer mit einem Zuschauer, als die Mannschaften des SV Waßmannsdorf 1956 und des VfB Trebbin aufliefen. Ein Blick in die Runde. Die Zuschauerresonanz konnte sich sehen lassen. Offiziell angegeben wurden 200 Zuschauer, doch waren es aufgrund all der anderen Spieler und Betreuer mehr Personen, die nun das letzte Finale des Tages sehen wollten. 

Bereits 2018 konnte sich der VfB Trebbin den Kreispokal greifen. Auf dem Sportplatz Wünsdorf konnte am 24. Juni 2018 vor rund 600 Zuschauern die SG Niederlehme mit 5:3 nach Verlängerung geschlagen werden. Den Ausgleich zum 3:3 machte Trebbin in der 90.+4. Minute klar. Als Kreispokalsieger durfte der VfB Trebbin in der ersten Runde des Brandenburgischen Landespokals antreten. Gegner war der FV Preußen Eberswalde. Kurios: Wieder gab es ein 3:5 nach Verlängerung. Dieses Mal halt nur andersherum - und das nach früher 3:0-Führung des VfB Trebbin.

Trebbin belegt in der Landesklasse West mit elf Punkten Vorsprung Rang eins vor den Potsdamer Kickers 94. Der Aufstieg in die Landesliga dürfte bei sechs ausbleibenden Spielen locker gepackt werden. Als Landesligist würde der VfB Trebbin dann so oder so im Brandenburg-Pokal antreten. Allerdings sind auch Kreispokale dazu da, geholt zu werden. Der gestrige Gegner spielt derzeit eine Etage tiefer in der Dahme/Fläming Liga (Kreisoberliga). In dieser ist Rang sechs der Stand der Dinge. Und wie der Zufall will, muss der SV Waßmannsdorf 1956 in der Liga am kommenden Sonntag wieder in Großbeeren antreten. Gegner ist dann der Tabellennachbar SV Grün-Weiß Großbeeren. 

Also man muss schon sagen: Großbeeren hat eine hübsche Sportanlage mit einem guten Vereinsheim, in dem es gestern Kaffee und Kuchen gab. Rasch gezapftes Bier und Grillgut gab es indes draußen auf beiden Seiten des Platzes. Lange Warteschlangen gab es nicht. Großbeeren zeigte sich als gut vorbereiteter Gastgeber. Ein echter Hingucker sind die alte, längst geschlossene Imbissstube und das daneben befindliche Holzhaus. Yeap, man fühlte sich ein wenig wie auf dem Balkan - und das im positiven Sinne.

Ein paar, teils kantige Fußballfreunde aus Waßmannsdorf hatten sich auf der Gegengerade eingefunden, die deutlich größere Anhängerschaft aus Trebbin hatte es sich an einer Eckfahne gemütlich gemacht. Dort hingen einige Stoffe, und der Rasen war schon bald übersät mit leeren Bierbechern. Auf die mitgebrachte Trommel wurde mit dermaßen viel Enthusiasmus gehauen, dass bereits in der ersten Halbzeit das Holz brach. Kein Problem, Ersatzstöcker befanden sich im Gepäck. Ab und an wurde ein Gesang angestimmt, mit fortlaufendem Spiel wurde die Stimmung immer besser.

Auf dem Rasen hatte der VfB Trebbin die Sache voll im Griff. Nach einer Viertelstunde machte Gabor Kovacs das 1:0, in der 34. Minute folgte das 2:0 für Trebbin durch Joschka von der Sitt. Hoffte manch einer in der Halbzeitpause vielleicht noch, dass es doch noch eine Überraschung geben könnte, so wurden im zweiten Spielabschnitt Fakten geschaffen. Gabor Kovacs machte zwei weitere Buden, zudem erzielten Miguel Hörster, Nils Schröder und Robin Mlodzian jeweils einen umjubelten Treffer.

Der Drops war bereits gelutscht, als auf der Gegenseite gelbe Rauchtöpfe angezündet wurden. Ein paar Diskussionen mit den Ordnern waren die Folge. Nach Abpfiff rannte einer aus der Trebbiner Ecke zur Mannschaft auf den Rasen, zog sich die Schuhe und Jeans aus und zeigte dann kurz den nackten Hintern in Richtung Waßmannsdorfer Anhängerschaft. Ausgiebig feierte die Mannschaft des VfB Trebbin mit ihren Fans. Eine lange, ausgiebige Uffta war ein Muss an diesem Nachmittag. Wenig später wurde auf dem bereitgestellten Anhänger der glänzende Pokal entgegengenommen. Lachende Gesichter, echte Emotionen - abseits des Profigeschäfts. 

Noch ein, zwei Stunden wurde sich nach Spielschluss bei dem einen oder anderen Bier ausgetauscht und diskutiert. Nun wurde erst ersichtlich, wer so alles vor Ort war. An diesem Nachmittag waren alle zu treffen. Herthaner, Unioner, BFCer und sogar ein sportlicher HSVer gaben ihr Stelldichein und hielten friedlich ein Pläuschchen. Der Amateurfußball in den jeweiligen Heimatorten verbindet - und das ist gut so!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Kreispokalfinale in Großbeeren

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
02 Mai 2019
Spielergebnis:
0:7
Zuschauerzahl:
200

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Landespokal

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