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MSV Duisburg vs. DSC Arminia Bielefeld: Minimalste Chancen, Pyrotechnik und bittere Tränen

„Es gibt diese Tage, da ist nichts bunt, da ist alles grau in grau und die Zeit läuft dir davon“, diese Liedzeile von Emscherkurve 77 aus dem benachbarten Oberhausen kam mir gerade in den Sinn, als ich über das gestrige Spiel nachgedacht habe. Grau sind die Zukunftsaussichten für die Duisburger Zebras, grau sind die bedrohlich aufziehenden Wolken am normalerweise weiss-blauen Horizont. Und Zeit bleibt auch nicht wirklich, um vielleicht doch noch die minimalste Chance auf den Relegationsplatz zu nutzen. Fünf Punkte trennen die Duisburger momentan von diesem letzten Strohhalm. Drei Spiele sind es noch, die Konkurrenz aus Ingolstadt, Sandhausen und Magdeburg legt regelmäßig vor, mit Kiel, Heidenheim und dem HSV hat man ein schweres, kaum machbares Restprogramm vor der Brust. Es sind wohl nur noch die kühnsten Optimisten unter den Zebras, die jetzt noch an den Klassenerhalt glauben. 

Der Glaube an den Sieg im Montagsspiel wurde für die knapp 12.500 Zuschauer, welche der Heimelf die Daumen drückten, ziemlich schnell zum Irrglauben. Ganze sieben Minuten brauchte der Gast aus Bielefeld (keine Witze über Bielefeld an dieser Stelle), um durch Voglsammer in Führung zu gehen. Erwartbar, klar. Aber für den Heimanhang trotzdem enttäuschend, hatte man doch gehofft, einen anderen, einen motivierten MSV zu sehen. 

Die Motivation, einen ordentlichen Auftritt hinzulegen, hatten die mitgereisten Supporter aus Bielefeld. Ein paar Minuten vor Einlaufen der Mannschaften wurde eine kleine Blockfahne aufgezogen. Man muss heutzutage nicht lange raten was wohl passieren wird. Kaum liefen die Mannschaften ein, erstrahlte der Gästeblock im Schein von knapp 40 bis 50 Bengalos. Steh ich ja drauf. Gerüchten zufolge hielten sich im Gästeblock oder dessen Nähe auch einige Düsseldorfer auf. Dies wiederum veranlasste vor dem Spiel einige motivierte Heimfans zu einem kurzen Sprint in Richtung der Gäste. Die Begrüßung muss aber sehr knapp ausgefallen sein. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann verschwanden die Akteure auch schon wieder im Getümmel der Duisburger Nordkurve. 

Hinter jener trifft man bei Heimspielen der Zebras ja immer Hinz und Kunz. So auch gestern Abend. Hier ein Hallo, da nen High-Five, ein lockerer Spruch und dort noch schnell ein Prost. Auch anwesend waren die „Superboeren“ aus Doetinchem. Stolz wurden die typisch holländischen Holzschuhe getragen und gefachsimpelt, ob es „de Graafshap“ wohl durch die Relegation zum Klassenerhalt schaffen kann. 

Während man in den Niederlanden mehrere Relegationsrunden spielt, gibt es in Deutschland bekanntermaßen nur eine. Und da wollen die Duisburger hin. Den Wunsch, das zu erreichen untermauerte Iljutcenko mit seinem Ausgleichstreffer in Minute 20. Nun ist es ja oft so, dass Wunsch und Realität nicht immer Hand in Hand gehen. Und wenn ich ehrlich bin, klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim MSV in dieser Saison extrem weit auseinander. Viel zu oft wurde das Leistungsmaximum nicht abgerufen, viel zu selten wurde ein Spiel dominiert, eine klare Handschrift im taktischen Bereich war selten erkennbar. Hinzu kommen Verletzungspech (oft lange Ausfälle durch gar nicht mal so schwerwiegende Verletzungen) und Missgriffe auf dem Transfermarkt. 

Wenn sich dann noch Gerüchte bewahrheiten sollten, dass es innerhalb der Mannschaft oder zwischen Mannschaft und Trainer nicht stimmt, dann liegt wohl einiges im Argen, und das sportliche Abschneiden ist das logische Ergebnis. Und manchmal könnte man meinen auch die Schiedsrichter und ihre Assistenten haben sich gegen den MSV verschworen. Einige sehr zweifelhafte Entscheidungen gegen den MSV gab es im Saisonverlauf immer wieder. Das darf aber keinesfalls als Ausrede für so manchen blutleeren Auftritt der Zebras gelten. Auch der Elfmeter, welcher zur erneuten Bielefelder Führung (Torschütze wieder Voglsammer) führte, war aus meiner Position eher zweifelhaft. Proteste dagegen sowohl auf dem Feld als auch auf den Rängen blieben ohne Wirkung. 

Immerhin war das noch einmal so eine Art Weckruf für die Hausherren. Durch Kampf wollten sie zurück ins Spiel kommen, Angriff um Angriff wurde nun vorgetragen. Doch entweder scheiterten die Duisburger an den eigenen Nerven, dem Unvermögen oder dem starken Ortega im Bielefelder Tor. Aufregung in der 68. Minute war garantiert, als Behrend für eine Notbremse Rot sah. Den daraus resultierenden Freistoß konnte Kevin Wolze direkt verwandeln. Hoffnung keimte auf. 

Und genau diese Hoffnung trugen die Duisburger Anhänger mit ihren Gesängen aufs Feld. Die Stimmung in den letzten 20 Minuten war erstklassig, auch die Gäste hatten daran Anteil. Ein ordentlicher Auftritt am ungeliebten Montagabend. 

Hoffnung hat immer auch den Nachteil dass sie zwar vorhanden aber nur selten greifbar ist. Man kann sich an sie klammern, aber  sie nicht festhalten. Und oftmals weicht sie schneller als sie gekommen ist. Im gestrigen Falle wich sie mit jeder vergebenen Torchance, mit jeder Minute, die der Abpfiff näher kam und schließlich mit eben diesem. Sinnbildlich für die verflogene Hoffnung war Enis Hajri. Bittere Tränen vergoss er auf dem Rasen sitzend, ins Leere starrend. Kein schönes Bild, aber im Moment wohl eines, welches die Stimmungslage beim MSV perfekt beschreibt. 

Was wird die Zukunft für den MSV bringen? Gerüchte gibt es momentan zuhauf. Bis zu drei Millionen Euro sollen fehlen um die Lizenz für die 3. Liga zu bekommen, eine Lizenz für Liga 4 wurde nicht beantragt. Das Szenario Oberliga geistert durch die Kommentarspalten. Ich beteilige mich ungern an solchen Diskussionen, denke aber, dass es gelingen wird die 3. Liga zu stemmen. Auch wenn der Verein dann heute schon zum sofortigen Wiederaufstieg verdammt ist.  

Bericht: Christian Lenke

Fotos: Christian Lenke

> zur turus-Fotostrecke: MSV Duisburg

> zur turus-Fotostrecke: DSC Arminia Bielefeld

Artikel wurde veröffentlicht am
30 April 2019
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
13.340

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2. Bundesliga

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