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FC St. Pauli vs. Hamburger SV: Fotos und Fakten vom HSV-Sieg und zur Derby-Geschichte

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„Das ist der schlimmste Tag, seit ich beim HSV bin. Wenn ich sehe, wie die St. Pauli-Fans hier bei uns im Stadion feiern, könnte ich kotzen“ wurde am 16. Februar 2011 Bastian Reinhardt im Hamburger Abendblatt zitiert. Dank des Treffers Gerald Asamoah konnte damals der FC St. Pauli beim Hamburger SV mit 1:0 das Derby gewinnen. Rund 6.000 Sankt Paulianer schwebten im braun-weißen Himmel, die HSV-Fans waren indes fassungslos. Schlimmer ging es nicht. In der Geschichte des Hamburger Derbys gibt es seit 1924 nicht sooo viele Siege des FC St. Pauli zu verzeichnen. Am 3. September 1977 feierte St. Pauli einen 2:0-Sieg im alten Volksparkstadion, zuvor gab es einen 4:1-Heimsieg am 13. Februar 1960. Den ersten St. Pauli-Sieg überhaupt gab es erst im achten Anlauf, nachdem von 1924 bis 1927 in der Alsterkreis-Liga derbe Klatschen verschmerzt werden mussten, am 19. Oktober 1930, als vor rund 5.000 Zuschauern mit 1:0 beim HSV gewonnen werden konnte. 

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92 Pflichtspiele (inklusive des gestrigen Spiels) gingen bislang über die Bühne. Aufeinander trafen die beiden Kontrahenten in der Alsterkreis-Liga, der Oberliga Hamburg (1929 bis 1933), in der Gauliga bzw. Sportbereichsklasse Nordmark, der Sportbereichsklasse Hamburg, der Zonenmeisterschaft, der Stadtliga Hamburg, der Oberliga Nord (1947 bis 1963), im DFB-Pokal, im DFB-Ligapokal (1972/73), sowie in der 1. Bundesliga und 2. Bundesliga. Den 59 HSV-Siegen stehen 19 Siege des FC St. Pauli gegenüber. 14-mal trennten man sich mit einem Remis. 

Die höchste Zuschauerzahl beim Hamburger Derby konnte beim DFB-Pokalspiel am 19. November 1986 vermerkt werden. Vor 58.000 Zuschauern im alten Volksparkstadion erzielte Sascha Jusuifi bereits in der 2. Minute das 1:0 für den HSV. Frank Schmöller und Thomas von Heesen (beide Namen dürften noch wohl bekannt sein) legten mit zwei bzw. drei Treffern nach. 6:0 der Endstand! Apropos: HSV-Trainer war damals noch die Legende Ernst Happel. Aber auch den damaligen St. Pauli-Trainer wird wohl noch jeder kennen. Für Willi Reimann war es nach Altona 93 erst die zweite Trainer-Station. Interessant: Nach seiner Zeit am Millerntor trainierte er von 1987 bis 1990 den Hamburger SV. Sachen gibt´s…

Nach dem jetzigen 4:0-Sieg des HSV beim FC St. Pauli war (bei Sportbild) zu lesen, dass es der erste HSV-Sieg am Millerntor nach über 56 Jahren war. Zwar wurden in der 1. Bundesliga sämtliche Stadtduelle (also somit auch die Heimspiele des FC St. Pauli) im Volksparkstadion ausgetragen (das erste Aufeinandertreffen im Rahmen dieses Wettbewerbs gab es 3. September 1977), doch vermutlich wurde das Derby in der Vorrunde des DFB-Ligapokals am 2. August 1972 daheim beim FC St. Pauli über die Bühne gebracht. Vor 9.500 Zuschauern konnte der HSV einen 4:1-Auswärtssieg einfahren. Auf jeden Fall im Stadion am Millerntor gab es in der Oberliga Nord am 7. Oktober 1962 einen 3:1-Sieg des Hamburger SV.

Sei es, wie es sei. Nach gefühlter Ewigkeit gab es nun endlich einmal das Stadtduell im Kiez von St. Pauli. Keine Frage, für die Hamburger Polizei war dieses Zweitligaspiel eine besondere Herausforderung. Immerhin „reisten“ die Gästefans geschlossen an, indem sich morgens ab 9 Uhr am Bahnhof Dammtor getroffen wurde.

Mit rund 2.500 HSV-Fans startete der Marsch gen Millerntor, im späteren Verlauf wurden es zirka 3.000 HSV-Anhänger. In erster Reihe gehalten wurde die lange Zaunfahne „Nordtribüne Hamburg“. Zeitweise stieg blauer Rauch gen Himmel, der Marsch stoppte zweimal, die Wasserwerfer waren - wie es sich für die Hansestadt Hamburg gehört - ebenfalls vor Ort. Das neue dunkelblaue Modell kam im Frühjahr 2012 bekanntlich zum ersten Mal zum Einsatz, als Fans des F.C. Hansa Rostock in Hamburg-Altona eine Demo durchführten. 

Von den Heimfans heißblütig empfangen wurde der Mannschaftsbus des Hamburger SV. Wohl denn, aufgrund der räumlichen Enge ist ein brisantes Derby im Stadion am Millerntor eine wahrlich hitzige Angelegenheit. Anders als bei modernen Arenen auf dem Acker vor den Toren der Stadt ist halt solch ein heißer Empfang der Gästespieler noch möglich. Heiß her ging es auch auf den Rängen. Wie zu erwarten war, wurden auf beiden Seiten einige Pakete Pyrotechnik hereingeschleppt. Ohne etwas werten zu wollen, es ist jedoch immer erstaunlich, wie es möglich ist, solche Arsenale mit in die Blöcke zu kriegen.

Und es blieb ja nicht bei einer Pyro-Aktion. Nachdem es auf Heimseite „Hamburg ist braun-weiß“ und „Sankt Pauli - vom Wahnsinn besessen“ hieß, stiegen zahlreiche Raketen / Leuchtkugeln gen Himmel. Zuvor war am Zaun der Heimkurve zu lesen: „Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer sind die schlechtesten Fans im ganzen Land?“ (Ähnliches gab es am Freitag auch beim emotionalen Nachbarschaftsduell SV Falkensee-Finkenkrug vs. Brieselang zu lesen.) Zu sehen waren zudem gemalte „HSV-Schweine“. Am Geländer vor den Fenstern der Stadion-Kita stand in bunten Lettern geschrieben: „Hier gewinnt nur einer: St. Pauli und sonst keiner!“ Nach der ersten Heim-Pyro-Aktion wurde mit einem „Euch bleibt nur der Größenwahn“ nachgelegt.

Im Gästeblock lautete das Motto: „Unsere Stadt und ihr Verein“. Zahlreiche Plastikfähnchen mit Raute und Stadtwappen sorgten für einen hübschen Anblick. Eine Blockfahne oder größer angelegte Choreo wurde für den Gästebereich sicherlich nicht genehmigt. Das war auch halb so wild, denn Fackeln und Rauchtöpfe konnten trotzdem auf irgendwelchen Wegen in den Gästeblock gebracht werden. Kein Halten gab es dort, nachdem nach etwas über einer halben Stunde Pierre-Michel Lasogga mit dem Kopf das 1:0 für den HSV besorgen konnte. Rambazamba bei den 2.500 HSV-Fans, weitere Fackeln (bereits einige Minuten nach Anpfiff gab es eine erste Aktion in den Vereinsfarben) wurden angerissen. 

In der zweiten Halbzeit wurden in der Südkurve (Heimat von USP & Co.) zahlreiche rote Fackeln angezündet. Nachdem es zuvor auf der Anzeigetafel „Das Abbrennen von Pyrotechnik ist untersagt! Ihr gefährdet Euch und Andere zuerst!“ hieß, war nun „Das Abbrennen von Pyrotechnik ist WIRKLICH untersagt!“ zu lesen. Es blieb heiß an diesem Nachmittag. In der 53. Minute legte Khaled Narey zum 2:0 für den HSV nach, und wieder brannte es im unteren Bereich des Gästeblocks. „Das Abbrennen von Pyrotechnik ist WIRKLICH untersagt. Es droht Spielabbruch!“, stand nun weiß auf schwarz auf der Anzeigetafel. 

In der 61. Minute machte Pierre-Michel Lasogga die zweite Budes des Tages, den Schlusspunkt zum 4:0 für den HSV machte Douglas Santos zwei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit. Wenn schon auf dem Rasen das Derby eklatant verloren wurde, so wollte der Anhang des FC St. Pauli wenigstens auf den Rängen punkten. „Ultras ohne Ehre - Ultras ohne Ende“, hieß es am Zaun der Südkurve. Später war folgende Botschaft zu lesen: „Liegt die Möwe erst im Dreck, fliegen die Anderen ganz schnell weg!“ 

Zudem wurden am Zaun der Südkurve erbeutete HSV-Utensilien präsentiert und verbrannt, darunter Bestandteile der Choreo vom Hinspiel. Im oberen Bereich war in der Schlussphase der Partie zu lesen: „Jede zerkratzte Raute geht auf unsere Kappe!“ Und ein Spruchband hatte man auf Seiten des FC St. Pauli noch parat: „Freunde in der Not…? Das Leben ist leider kein Abschlach Song!“ („Abschlach!“ ist eine 1994 ins Leben gerufene Hamburger Band.) 

Im Gästeblock wurde indes frenetisch der 4:0-Sieg mit den Spielern gefeiert. Während dort nochmals Bengalen leuchteten, brannte auf der sich leerenden Südtribüne ein Häuflein mit den restlichen Materialien… 

Sonst noch wat? Ach ja, wäre doch schnieke, wenn es in naher Zukunft auch mal wieder nen Nordduell gegen den F.C. Hansa Rostock gibt!

Fotos: Jan Fahr ma auswärts (FB-Seite), Marco Bertram, Heiko Neubert

> zur turus-Fotostrecke: FC St. Pauli

> zur turus-Fotostrecke: Hamburger SV

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
11 März 2019
Spielergebnis:
0:4
Zuschauerzahl:
29.226
Gästefans
2500

Ligen

Inhalt über Liga
2. Bundesliga

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G
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HSV finde ich auch nicht so doll, aber Sankt Pipi ist ja weitaus schlimmer. Darum: Klasse 0:4!
G
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Sport frei
G
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Gut so
G
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