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Auf nach Ruanda! Der Fußball ließ die beißenden Bettwanzen vergessen

Nun hieß es auf nach Ruanda. Ein durchaus zeitintensiver Akt, wenn man einen teuren Flug von Nairobi nach Kigali vermeiden möchte. Eine weitere Option stellt der Bus dar. Mit 35 USD auf den VIP-Sitzen deutlich preiswerter, aber eben auch ein Härtetest für das Sitzfleisch. Am Ende waren es 25 Stunden im Bus, mit kleinen Stopps an den Grenzen zu Uganda und natürlich Ruanda.

Man hat sich aber schon ein paar Gedanken gemacht in den Ländern, um das Reisen zwischen den Ländern etwas angenehmer zu gestalten. So kann man aktuell für Kenia, Uganda und Ruanda das sogenannte East Africa Tourist Visa erwerben. 100 USD werden dafür fällig. Wenn man alle 3 Länder besuchen will macht das durchaus Sinn, denn einzeln würden die Visa 130 USD kosten und man hat natürlich den Luxus keine zusätzlichen Visa-Anträge an den Grenzen ausfüllen zu müssen. Darüber hinaus kann man mit diesem Visum bis zu 3 Monate beliebig oft innerhalb der Länder reisen. Also schon eine wirklich sinnvolle Sache und man ist wohl auch mit Tansania und Burundi im Gespräch.

 

Von Uganda sah ich auf der Durchfahrt nicht  wirklich viel, da die Reise über Nacht ging. Somit also auch noch eine Hotel- oder Hostelübernachtung gespart. Da freut sich das Portmonee ausnahmsweise mal. Weltklasse auch die Grenze zu Ruanda. Das Land gilt ja nicht umsonst als eins der fortschrittlichsten und saubersten des Kontinents.  In diesem Zuge ist auch der Import von Plastetüten verboten. Für einen Menschen wie mich, der quasi alles in Plastetüten lagert, ist dieser Fakt eher unschön. So kam es, wie es kommen musste. Bei der Gepäckinspektion fiel mein illegales Importgut auf. Somit landete meine Altwäsche neben meiner Sauberen, wenigstens hatte er mit meinem „Kulturbeutel“ erbarmen. Hätte er den in meinen Rucksack geschüttet. Er hat dann aber auch lachen müssen und hat auch nicht weiter nachgeschaut. Mein Glück, sonst hätte er wohl den Tageshöchstwert an konfiszierten Plastetüten erzielt. ;) 

Die letzten Kilometer bis Kigali wurde ich dann aber mit unglaublich schöner Landschaft voller Berge und Teeplantagen verwöhnt, sodass der Ersteindruck schon mal Hoffnung machte. 

 

Nach zwei Tagen in dieser wirklich genialen und extrem sauberen Hauptstadt, stand dann das erste fußballerische Event auf dem Plan. Es wäre zwar auch einen Tag eher möglich gewesen, aber da hatte ich keinen Elan, da ich die erste Nacht so gut wie gar nicht schlafen konnte. Im auserwählten Hostel regierte ein wütender Bettwanzenmob, der mich richtig wahnsinnig machte. Zumal meine Haut auch extrem auf die Bisse dieser unnötigen Spielerei der Evolution reagierte. Da sind mir sogar Moskitos lieber. Ich bezog dann das Hostel Kiseki, was gleichzeitig ein japanisches Restaurant war und ich nehme es vorweg, dort war ich total zufrieden. Super liebes, hübsches und engagiertes Personal. Muss man auch mal loben.

 

Jaaaa, zurück zum Sport. Da hatte sich der Planungsverantwortliche des Verbandes wirklich selbst übertroffen, denn den Heroes Cup hatte ich bis kurz vor der Reise gar nicht auf dem Plan. Umso schöner, dass dieser in den besten Stadien des Landes stattfinden sollte. Erste Station sollte das Stade de Kigali sein, was offiziell den Namen Stade Regional de Nyamirambo trägt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird aber nur Stade de Kigali oder Kigali Stadium genannt. 12 Uhr sollte hier das Pokalfinale der Frauen stattfinden, was bei meiner Ankunft absolut gar nicht so aussah. Auch die Nachfrage bei der Security brachte nicht viel. Erst ein paar Offizielle wusste dies zu bestätigen. 

 

Okay, 20 Minuten bis Anpfiff, niemand zu sehen, weder auf Rasen noch auf Rängen. Das sorgte schon etwas für Verwunderung bei mir. Wenig später wusste ich auch warum. Ich hatte meine Uhr noch gar nicht auf die ruandische Uhrzeit angepasst. Somit hatte ich noch eine Stunde zusätzlich vor mir. ;) Besser als anders herum und mal wieder ein Fauxpas zum Schmunzeln. Also nochmal losgezogen und etwas Essbares gesucht. Am Ende wurde ich nicht so richtig fündig und hatte einen Muffin und zwei große, panierte Kartoffelhälften zusammengetragen. Kein wirklich berauschendes Mahl, aber zweckerfüllend für den Moment.

 

So langsam kann dann doch Bewegung in die ganze Sache. Also einfach weiter chillen  lautete die Devise. Das Spiel der Frauen wollten etwa 500 Leute sehen, darunter auch ein kleiner Fanclub der Gäste. Ansonsten ein recht unauffälliges Spiel, aber mit zunehmender Spielzeit, füllten sich die Ränge immer weiter. Nicht für diese Partie, sondern für das darauffolgende Duell der Militärmannschaften. Die Frauen mussten letztlich ins Elfmeterschießen, welches die Damen des AS Kigali für sich entscheiden konnten. 

 

Beim zweiten Finalspiel des Tages sah es dann schon etwas anders auf den Rängen aus. Etwa 3.500 Leute hatten den Weg in den Außenbezirk Kigalis gefunden. Mein Plan sah eigentlich nur das eine Spiel vor, aber aufgrund der deutlich besseren Zuschauerzahl entschied ich mich auch dieses Aufeinandertreffen zu schauen. Das Spiel war dann doch recht amüsant. Schon beim 1:0 war es ein lustiges Bild, wenn zig völlig irre jubelnde Soldaten in Uniform durchs Stadion rennen, beim 2:0 für Republican Guard musste ich dann herzhaft lachen. Wieder wildes Gerenne und dann schmissen sich die Kollegen auf den Boden und machten Liegestütze. Eine bisher ungesehene Interpretation eines Torjubels. Weltklasse! 2:1 zur Halbzeit, 2:2 am Ende und so ging auch dieses Spiel ins Elfmeterschießen, welches direkt nach den 90 Minuten stattfand. 

 

Das war doch ein würdiger und netter Fußballauftakt in Ruanda, der genauso wie das Land nur ein positives Fazit zulässt und das, obwohl der schreckliche Genozid  mit 25 Jahren noch gar nicht so weit zurück liegt. Aber dazu werde ich in einem anderen Bericht noch etwas ausführlicher schreiben.

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Afrika

Artikel wurde veröffentlicht am
11 Februar 2019

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