1

Sport Pesa Cup in Daressalam (Tansania): Fußball gleich im Doppelpack

Morgenstund hat Gold im Mund heißt es doch so schön. Um dem Ausspruch auch gerecht zu werden, ging es für mich kurz vorm Sonnenaufgang zu Fuß ich Richtung des Fährterminals im Hafen von Stonetown. Hier hatte ich mir einige Tage zuvor die Überfahrt aufs Festland von Tansania gekauft. Als Ausländer darf man hier gleich wieder deutlich tiefer ins Portmonee greifen. 35 USD muss man für ein Ticket aus der Geldbörse kramen, sonst geht hier gar nichts los. Locals brauchen dagegen nur knapp 11 Einheiten der US-Währung. An sich finde ich es ja okay, dass Ausländer mehr bezahlen, aber etwas moderater kann man es dennoch belassen. Aber was rede ich, wenn man die Preise der Sehenswürdigkeiten Tansanias sieht, dann schaut man doch nen Tacken geschockter drein. Somit war mein Plan dann auch schnell klar. Kultur werde ich in Tansania leider nicht machen, da sich das Land scheinbar nur für sehr zahlungskräftige Touristen interessiert. Schade, aber so ist es eben.

Werbung:

Ich hatte ja aber mein Alternativprogramm. Wobei sich dieses doch recht zufällig ergab. Auf dem Flug nach Sansibar, blätterte ich wie gewöhnlich die Broschüren der Airline durch. Was haben meine Augen denn da gesehen? Gleich mal zurückblättern! Hier weckte ein mir bis dahin unbekannter Pokal namens Sport Pesa Cup meine Aufmerksamkeit. Da ich das Ganze nicht gleich zuordnen konnte, Foto gemacht und auf Sansibar mal geschaut, was es damit auf sich hat. Und ich war sehr verzückt, über die Dinge die ich darüber lesen konnte. Wenn ich es richtig entnommen hat findet dieser Pokal seit 2017 statt. Dabei treffen jeweils vier Teams aus Tansania und Kenia aufeinander und neben Ruhm, Ehre und etwas Geld, bekommt der Gewinner der ganzen Show ein Spiel gegen den englischen Premier League Vertreter Everton FC obendrauf. Sowas lockt natürlich, denn auch in Ostafrika sind die Leute eher an der Premier League interessiert, als am nationalen Fußballgeschehen. Somit war mein Besuch im 60.000 Menschen fassenden Nationalstadion klare Sache.

Mit dem Motorradtaxi ging es also zum größten Stadion des Landes und dort herrschte auf den ersten Blick gähnende Leere. Komisch, dabei hatte ich gelesen, dass es doch eines der größten Fußballevents in Ostafrika sein soll. Sah erstmal nicht so aus, aber es war auch noch etwas Zeit. Der erste Hammer war dann gleich, dass keine Tickets verkauft wurden. Angeblich ließ ein Netzwerkproblem keinen Verkauf zu. Das hat mich und die anderen wartenden Leute nicht wirklich begeistert und ist natürlich auch nicht gerade günstig. Während das Prozedere vor sich hin plätscherte, bekam ich einen Wink von einem Offiziellen. An einem anderen Eingang drückte ich ihm 10.000 TSH (knapp 5€) in die Hand und schon öffnete sich der Vorhang für mich. Das war auch der normale Preis für die teuerste Kartenkategorie. Ich denke den Weg in die Kasse des Veranstalters fand mein Geldschein trotzdem nicht. War mir aber auch egal, ich war drin und mehr wollte ich gar nicht. Ob man das Problem noch in den Griff bekam, kann ich nicht sagen, aber wenn ich mir die finalen Besucherzahlen so angeschaut habe, dann offenbar nicht.

An den ersten beiden Pokaltagen, wurden jeweils zwei Spiele nacheinander ausgetragen. Die erste Partie wollten nur knapp 1.000 Leute sehen. In einem Stadion für 60.000 Menschen, wirkt das schon arg verloren. Meine Hoffnung lag auf dem 2. Spiel. Denn hier sollte einer der großen Teams aus Tansania spielen. Young Africans und Simba, sind die beiden größten Vereine im Land und ziehen demnach auch die größte Fanschar an. Aber auch die Partie mit Beteiligung der Young Africans konnte nicht sehr begeistern. Zwar waren die Ränge besser gefüllt und auch Stimmung war nun vorhanden, aber 4.000 Leute in dem Stadion? Ich war schon etwas enttäuscht. Die einzigen, die sich wirklich freuten, waren die anwesenden Fans des Rivalen Simba, welche jedes Tor der Kariobangi Sharks aus Kenia überschwänglich feierten.

Sehr schön fand ich die Einlaufaktion. Alle Spieler wurden von afrikanischen Albino-Kindern ins Stadion begleitet und diese Kinder haben es in Afrika richtig schwer. Nicht nur, dass die Körper in der afrikanischen Sonne sehr schnell verbrennen und die Kinder und Erwachsenen somit fast ausschließlich ein Leben im Gebäudeinneren fristen müssen. Auch Hautkrebs ist ein großes Problem. Ein Großteil dieser Menschen kommt daher kaum über das 30. Lebensjahr hinaus. Zudem werden Albinos gesellschaftlich ausgegrenzt und diskriminiert aufgrund ihrer „Andersartigkeit“. Aber noch viel schlimmer ist ein völlig irrer Aberglaube, der in einigen Ländern Afrikas gelebt wird. Einige Menschen glauben nämlich, Albinos würden ihnen Macht verleihen und könnten Krankheiten wie Aids heilen. In einem Bericht der Welt von 2016 wurde geschrieben, dass sogenannte Heiler bis zu 66.000€ für eine Leiche zahlen, um diese für ihren kranken Aberglauben zu missbrauchen. Ein gutes Zeichen allemal. Allein dafür hätte ich mir eine bessere Kulisse gewünscht.



Zurück zum Sport. Das zweite Tagesspiel konnte zumindest im sportlichen Bereich gefallen. Deutlich mehr Strafraumaktionen, 5 Tore und emotionale Fans. Vielleicht auch etwas zu emotional, denn es kam auch zu einer wüsten Schlägerei zwischen Fans der Young Africans und einem Getränkeverkäufer. Keine Ahnung was sich dieser zu Schulden kommen ließ, dass er den Hass der Leute auf sich zog. Am Ende setzten sich beide kenianische Teams durch und die meisten Fans schlichen ziemlich bedröppelt aus dem Stadion.

Letztlich konnten die Kariobangi Sharks das Turnier im landesinternen Duell gegen Bandari FC für sich entscheiden und dürfen sich somit über ihr wahrscheinlich größtes Spiel, in der knapp 19-jährigen Vereinsgeschichte freuen.

Fotos: Marcel Hartmann

Artikel wurde veröffentlicht am
04 Februar 2019

Benutzer-Kommentare

3 Kommentare
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
L
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 0 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 1 0