Rostock vs Cottbus-9

Hansa Rostock vs. Energie Cottbus: Volles Ostseestadion, viele Emotionen und ein Gästesieg

Rostock gegen Cottbus. Bei dieser Paarung hallt etwas mit. Zwei Teams treffen aufeinander, die in der Vergangenheit tapfer die Fahne des ostdeutschen Fußballs in der Bundesliga hochhielten. Trotzige gallische Dörfer, die mit wenig Mitteln einiges stemmen konnten. Und jetzt doch mit deutlich weniger Glanz und Gloria leben müssen. Der FC Energie erklomm die Treppen zur Beletage des deutschen Fußball erstmalig in der Spielzeit 2000/01, hielt sich drei Jahre dort und kam nach drei weiteren Jahren für drei weitere Jahre zurück (06/07-08/09). In den drei Jahren dazwischen sowie danach für fünf weitere Jahre war Cottbus eine feste Größe in Liga 2, ohne dabei aber Bäume auszureißen. Danach ging es steil bergab: auf zwei Jahren dritte Liga (2014-16) folgten gar zwei Jahre Regionalliga Nordost (2016-18). Statt zu Hertha oder Union trat der Tross nun in Berlin bei Viktoria oder der VSG Altglienicke an. Seit dieser Saison ist der Club aus der Lausitz immerhin wieder drittklassig.

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Der F.C. Hansa Rostock vertrat den NOFV in der ersten Bundesliga etwas länger, gehörte 1991/92 zusammen mit der SG Dynamo Dresden zu den ersten Ost-Vertretern im vereinigten Deutschland. Nur eine Spielzeit hielten sich die Hansestädter anfangs oben (am Ende der Saison 1991/92 gab es das legendäre Spiel gegen Eintracht Frankfurt), dann ging es für drei Jahre in Liga zwei. Von 1995/96 an blieb die Kogge jedoch ganze zehn Jahre im Oberhaus und war eine wahre Institution. Sie kehrte nach zwei Jahren zweiter Liga vorerst noch ein letztes Mal dahin zurück (2007/08), trat seitdem den Weg nach unten an und schippert nun bekanntlich das siebte Jahr in Folge durch Liga 3. 

Auf ihrer Reise sind sich beide Teams mehrfach in den drei oberen Ligen begegnet. Zunächst drei Jahre in Folge in der ersten Liga (2000-03) und erneut 2007/08, wobei jeder dreimal gewinnen konnte, zweimal gab es ein Remis. In Liga zwei gab es 2005/06 und zwischen 2009 und 2012 insgesamt sechs Duelle mit je einem Sieg und 4 Remis. Und in Liga 3 (20014-2016 und in dieser Hinrunde) gab es bei 5 Partien drei Siege für Energie, einen für Rostock und ein Remis. 

Nach den in Summe ausgeglichenen Aufeinandertreffen in Liga 1 und 2 also leichte Vorteile für die Lausitzer. Im Hinspiel fegten sie Hansa gleich mit 3:0 aus dem Stadion der Freundschaft (turus berichtete). Befinden sich nun aber mit nur 20 Punkten aus 19 Spielen in direktem Kontakt zur Abstiegszone während Hansa trotz aktueller Durststrecke von vier Spielen ohne Sieg schon 27 Zähler gesammelt hat und auf Platz 8 verweilt.

Rostock gegen Cottbus. Das war schon in der Vergangenheit ein Zuschauermagnet: von den zehn bisherigen Duellen in den ersten drei Ligen strömten bei sieben mindestens 20.000 Zuschauer ins Ostseestadion. Und heute wurde diese Marke erneut erreicht. 20.000 Zuschauer wurden gemeldet und der geneigte Leser darf mutmaßen, ob und wie viel da nun auf- oder abgerundet wurde. Das Stadion sah jedenfalls sehr voll aus - außerhalb der Pufferblöcke waren nur sehr wenige leere Plätze zu sehen. 

Auch der Gästeblock war gut gefüllt und ließ bereits vor Anpfiff von sich hören: "Hurra, hurra, die Cottbuser sind da!" Die Rostocker Kurve erwachte kurz brachial, als ihre Spieler beim Aufwämen kurz vorbeischauten. Es kribbelte. Und es kribbelte noch mehr, als vor Anpfiff eine Blockfahne über den Hansa-Fans emporgezogen wurde. Was würde wohl dieses Mal darunter stecken? Zu lesen war schon mal: "Hansa - für alle Zeiten und was auch geschieht!" Darunter: schließlich ein Fahnenmeer in blau-weiß-rot. Unter einem Klatschgewitter und hallendem "Hansa!" sowie "F! C! H!" wurden die Flaggen schließlich geschwenkt.

"Hansa! - Rostock!" Wechselgesänge, gegenseitige "Schweine!"-Gesänge auf beiden Seiten. "Nur die BSG!" und "Auf gehts Cottbuser Jungs..." aus dem Gästeblock.  Das volle Stadion bebte - die Zuschauer gaben diesem Klassiker einen würdigen Rahmen. Auf dem Rasen hielten die Gäste gut mit und ließen nicht viel zu. Bis auf einen chirurgischen Steilpass in die Spitze auf Pascal Breier nach 20 Minuten. Der wurde im Strafraum unsanft zu Fall gebracht - Elfer für Hansa! Jubel unter den Rostockern! Cebio Soukou semmelt ihn drüber! Jubel unter den Cottbusern! Beide Trainer bezeichneten dies später einstimmig als die Schlüsselszene des Spiels.

Es wurde nun etwas ruppiger auf dem Platz - in Minute 28 musste erst der Rostocker Marco Königs raus (Gehirnerschütterung nach Luftduell), dann Energies Fabio Viteritti der im Hinspiel ja zweimal getroffen hatte. Und so fasste sich eben Lars Bender drei Minuten später ein Herz, drosch am rechten Strafraumeck stehend einen Abpraller direkt aufs Tor und vom langen Pfosten prallte der Ball ins Netz! Die Rostocker Fans hatten kurz vorher wieder ihre Fahnen ausgerollt, doch die Akustik kam nun aus dem Gästeblock: "Schalalala - Energie Cottbus wir sind wieder da!" Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte blieben die Cottbuser weiterhin defensiv wohl sortiert und machten sich auch immer wieder auf den Weg zu Ausflügen ins Angriffsdrittel, ganz dem Fan-Gesang folgend: "Werdet zur Legende - kämpfen bis zum Ende - Energie!" Aber auch die Rostocker boten akustisch weiterhin das volle Programm.

Die Gästeanhänger legten zu Beginn der zweiten Hälfte optisch nach, zündelten 2 Fackeln und 2 Blinker (macht 4x350€). Zündende Ideen fehlten aber weiterhin den Hanseaten, die trotz Wechsel zur Pause entweder weiterhin in der Cottbuser Defensive hängen blieben oder ihre wenigen guten Chancen leichtfertig vergaben. Da halfen weder Klatschgewitter noch "AHU!"

Stattdessen legten die Gäste nach gut einer Stunde Spielzeit noch einen drauf: Felix Geisler per Hacke auf Kevin Weidlich, der in den Strafraum auf Dimitar Rangelov, Deckel drauf! Rangelov traf übrigens schon mal vor gut 10 Jahren für Cottbus gegen Hansa, damals allerdings in der 1. Bundesliga und im Stadion der Freundschaft zum Last Minute 2:1. Im heutigen Spiel brachen im Gästeblock nun alle Dämme: "Wir sind wieder da!" / "Energie - stark wie nie!", während sich viele Rostocker zu lauten Flüchen und nach Abpfiff auch zu Pfiffen verleiten ließen.

Pele Wollitz äußerte im Anschluss dennoch Anerkennung für den Support des Rostocker Publikums während des Spiels. Pavel Dotchev sprach gequält von einem "traumhaft schönen Gegentor - leider" und freut sich auf die Winterpause. Statt des Slogans "Gemeinsam nach oben" sprach der Trainer von "nach vorne schauen und Schritt für Schritt Punkte sammeln". Die Gäste konnten ihren Claim "Wir" jedenfalls heute überzeugender umsetzen und sich mit geschlossener Mannschaftsleistung ein wenig von den Abstiegsplätzen entfernen. Ende Januar geht es dann mit dem 21. Spieltag weiter. Cottbus empfängt Wehen-Wiesbaden, Rostock reist nach Braunschweig.

Bericht: Felix

Fotos: Felix, Heiko Neubert, Claude Rapp, Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

> zur turus-Fotostrecke: FC Energie Cottbus

Artikel wurde veröffentlicht am
23 Dezember 2018
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
20.000
Gästefans
1500

Ligen

Inhalt über Liga
3. Liga

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@Gast: Richtig. Ich habe das soeben korrigiert, ich hatte das beim Korrekturlesen glatt übersehen. Da kam unser Autor Felix mit der Nachwendezeit kurz ins Schwimmen...

Beste Grüße
Marco
MB
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Korrektur
"Der F.C. Hansa Rostock vertrat den NOFV in der ersten Bundesliga etwas länger, gehörte 1990/91 zusammen mit Dynamo Dresden zu den ersten Ost-Vertretern im vereinigten Deutschland. Zwei Spielzeiten hielten sich die Hansestädter damals dort, dann ging es für drei Jahre in Liga zwei."

Hansa hielt sich nur eine Spielzeit damals dort ...
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JK
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