selhurst

Fetter Wälzer für den Hopper-Gabentisch: Eine Reise durch das Mutterland des Fußballs

 
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Ich muss gestehen, es handelte sich eigentlich um einen Irrtum. Vor geraumer Zeit wurde ich gefragt, ob ich eines der angebotenen Bücher lesen und anschließend rezensieren möchte. Na klar doch! Zwar stapelt es sich meist recht hübsch, doch letztendlich kommt dann wirklich jedes Fußballbuch an die Reihe. Kurzum: Ich schaute die Cover an und auf einem sah ich die fette „92“. Darunter der Titel „Eine Reise durch das Mutterland des Fußballs“. Geilomat! England im Jahre 1992? Perfekt! Schließlich starteten Karsten und ich auch zu jener Zeit mit den ersten Abstechern auf die Insel. Tottenham Hotspur, Manchester City und Manchester United in der Saison 1992/93. Richtig cool war es. Erinnerungen für die Ewigkeit. So also bestellte ich das besagte Buch mit der „92“ drauf und packte es wenige Tage aus.

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Ei der Daus! „Der Weg zu den 92“. Nun blickte ich erst durch. Mensch, bin ick blöde! Ja logisch, es geht um die 92 englischen Stadien der oberen Ligen. Also um den Weg in den berühmten „92 Club“. Ich blätterte einmal durch und war arg enttäuscht, dass die ältesten Berichte aus dem Jahr 2002 stammen. Paar Tage später nahm ich den 536-seitigen Wälzer von Florian Sauer dann wieder in die Hand und las das Vorwort und die ersten Kapitel.

Zwar war ich bereits Anfang der 90er Jahre ein Fußball-Enthusiast, der nicht nur gern aus einem Töpfchen naschte und möglichst oft über den Tellerrand schauen wollte, doch wollte ich mich nie als Groundhopper bezeichnen. Ich führte nicht wirklich eine relevante Statistik und schon gar nicht gab ich einem „Ground“ ein Kreuzchen. Ich hakte nicht ab und versuchte auch nicht, möglichst viele Spiele in einen Tag zu packen. Ha, als uns mal nach einer langen Radtour durch den Balkan im Herbst 2006 im Stadion von Slavia Sofia jemand auf Deutsch fragte, ob wir auch Hopper seien, hätte ich ihm fast eine reingezogen. Heute denke ich da wieder völlig anders drüber, weil es halt in Hopper-Kreisen richtig dufte Leute gibt, mit denen man verdammt gut quatschen und ein Bierchen zischen kann. Vor 12 Jahren dachte ich, jeder Hopper kommt daher wie ein Idiot mit einem Notizblock zum Abhaken in der Hand. 

Egal. Ich wollte halt nur sagen, dieses nun besprochene Buch hatte es nicht allzu leicht gehabt. Hätte ich es - ja sagen wir es so - scheiße gefunden, würde es hier eh keine Rezension geben. Von mir besprochen werden nur Bücher, von denen ich wirklich was Positives abgewinnen kann. So fiel zum Beispiel ein Buch über Luis Suarez - na so was - auch schon mal hinten runter. Nicht runter fiel indes die „92“.

92 Stadien - das klingt gar nicht mal so viel. Doch muss man es eben erst einmal hinkriegen, in England all die Spielstätten zu besuchen. Wir reden ja hier nicht von der Niederrheinliga bei Heinz um die Ecke, bei der er auch mal unter der Woche spontan sein Kreuzchen bei Spielstätte XY machen kann. Von Charlton Athletic im Oktober 2002 bis hin zu den Milton Keynes Dons im April 2014. Passenderweise hießt dieses letzte Kapitel dann auch „Dones and Done“.

12 Jahre lang also reiste Florian Sauer immer wieder rüber auf die Insel. Klassisch zu den Weihnachtstagen, im Sommer, zu Ostern und einfach zwischendurch, wenn es mal passte. Punktuell konnte es auch mit dem Beruflichen verknüpft werden. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Hauer- und Sauf-Geschichten gibt es nicht. Bambule-Freunde werden nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Allerdings kann wirklich sehr viel Wissen eingesammelt werden. Florian Sauer gab sich wirklich Mühe und packte in jedes Kapitel viel Hintergrundwissen rein. Liest man diesen Wälzer komplett durch, so hat man / frau wirklich einiges über den englischen Profifußball und seine Spielstätten gelernt.

Ein echter Wermutstropfen allerdings: Nicht immer konnten die Spiele nach ihrer Attraktivität ausgesucht werden. Den Millwall FC zu besuchen, wenn nur 3.000 Zuschauer das League Cup Duell gegen die Bristol Rovers sehen wollen, ist schon sehr ärgerlich. Bei 92 offenen Stadien ist es jedoch verständlich, dass der Autor vor allem auf die zeitlichen, finanziellen und logistischen Möglichkeiten geschaut hatte, um am Ende nach 12 Jahren den aufgestellten Plan zu erfüllen. Für England-Liebhaber ist dieses Buch durchaus zu empfehlen. Für ambitionierte Groundhopper, die einmal auch in den „92 Club“ eintreten wollen, ist dieses Werk ein Muss!

Fotos: Marco Bertram, Felix, Jörg Pochert, Sachseninformer

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Artikel wurde veröffentlicht am
13 Dezember 2018

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