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1. FC Magdeburg vs. 1. FC Union Berlin: 35 Jahre Berliner Bären und Block U in Flammen

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Viele haben das Duell 1. FC Magdeburg vs. 1. FC Union Berlin gar nicht soooo sehr auf dem Schirm. Wie brisant ein Aufeinandertreffen der Magdeburger und der Eisernen allerdings sein kann, war unter anderen vor vier Jahren beim RL-Duell 1. FC Union Berlin II vs. 1. FC Magdeburg zu sehen, als vor dem Spiel ein beachtlicher Magdeburger Mob zur Abseitsfalle anrückte und anschließend zahlreiche Fans von der Polizei eingekesselt wurden. Nun - nach über zehn Jahren - kam es Dank des Aufstieges des 1. FCM wieder zu einem Duell der ersten Mannschaften. Zuletzt durften in der RL-Saison 2007/08 die Aufeinandertreffen bestaunt werden. Am 17. Mai 2008 konnte der FCM  vor 11.821 Zuschauern mit 2:1 in Köpenick gewinnen. Die Treffer der Blau-Weißen erzielten Björn Lindemann und Florian Müller. Den Anschlusstreffer der Eisernen machte Nico Patschinski vom Punkt aus klar. Beim Hinspiel trennten sich beide Vereine vor 12.874 Zuschauern 1:1. Florian Müller machte das 1:0 bereits in der zweiten Minute, Steven Ruprecht glich in der 75. Minute aus.

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In der Saison 2006/07 konnte der 1. FC Magdeburg sogar beide Duelle gewinnen: mit 2:1 in Berlin, mit 3:1 im heimischen Stadion. Blickt man noch weiter zurück, so sieht man, dass nach dem Fall der Mauer beide Vereine zunächst das gleiche Schicksal ereilte. Beide einstigen DDR-Oberligisten konnten sich in der letzten Saison 1990/91 nicht für die 1. oder 2. Bundesliga qualifizieren. Sowohl die Bördestädter, als auch die Eisernen fanden sich 1991/92 in der Staffel Mitte der NOFV-Oberliga wieder. Eine ganz bittere Pille! Gegner waren unter anderen der FSV Velten 1990, der SC Gatow 1931, der VfB Lichterfelde und der SV Thale 04. Ein krasser Zuschauerschwund war die Folge. 

1994 konnte sich der 1. FC Union Berlin für die neu eingeführte Regionalliga Nordost qualifizieren, die Magdeburger mussten als Tabellensiebter weiter in der NOFV-Oberliga (nun vierte Liga) kicken. Erst 1997 konnte der 1. FCM endlich in die Regionalliga aufrücken. Während jedoch Anfang des Jahrtausends die Eisernen zum ersten Mal den Sprung in die 2. Bundesliga packten, stürzte Magdeburg nochmals in die Oberliga ab. Die jüngere Geschichte seit 2007 dürfte indes soweit bekannt sein, deshalb widmen wir uns nun dem aktuellen Wiedersehen.

An dieser Stelle lassen wir den FCM-Fan Jean Falkner (Fanclub Berliner Bären) zu Wort kommen. Er schildert das Geschehen im Stadion aus Sicht der Magdeburger:

Ein Punkt erspielt und zwei verloren!?

Am 26.11.2007 war der 1. FC Union Berlin letztmalig zu Gast im HKS, klammern wir die Spiele gegen die Amateurvertretung der Berliner mal aus. Auch damals stand am Ende ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Gestern kam es also nach über 11 Jahren zu einem erneuten Aufeinandertreffen, dem 61. insgesamt und das mit ordentlich Vorgeplänkel. Wenige Tage vor dem Spiel sorgte eine E-Mail aus dem Umfeld des FCU für Unruhe. Warnte man die Fans doch vor der Reise zum FCM. Am Besten Durchfahren von Brandenburg bis zum Stadion - und vergesst zu Hause bloß nicht, pinkeln zu gehen. Man warnte ernsthaft vor einem Stadtbesuch, denn schließlich wartet überall ein prügelnder blau-weißer Mob, der vor nichts und niemandem Halt macht. Von resignierender Polizei wusste man zu berichten, genauso wie von aus den Hotels gezogenen Hamburgern und zerstörten Autos. Wer diesen Quark zu verantworten hat, das sei beim FCU angeblich nicht mehr eruierbar. Nun gut, letztendlich konnte die Fanszene der Unioner und der Verein selbst darüber auch nur die Köpfe schütteln, während sie den Gästeblock bis auf den letzten Platz füllten. Insgesamt passierten 23.149 Zuschauer die Stadiontore und damit war das HKS nahezu ausverkauft. 

Neutrainer Oenning schickte folgende Elf auf den tiefen Rasen. Brunst im Tor, Müller, Erdmann, Schäfer in der Abwehr. Das Mittelfeld sollten Bülter, Laprevotte, Preißinger und Niemeyer beackern. Zentral davor wirbelte Türpitz und im Sturm erhoffte er sich Tore von Beck und Lohkemper. Los ging‘s! Arme hoch, einklatschen und den Gästefans ein donnerndes F-U-S-S-B-A-L-L-C-L-U-B M-A-G-D-E-B-U-R-G entgegen geschleudert. Und genauso laut und brachial wie die Fans auf den Rängen legte der Club eine sehenswerte erste Halbzeit hin. Der Club erspielte (!) sich reichlich Torchancen und ließ den Unionern kaum Zeit zum Verschnaufen. Niemeyer, Bülter in der 29. und vor allen Dingen Lohkemper drei Minuten später scheiterten am Berliner Torhüter. Unions erste echte Torchance in der 37. vereitelte Alex saustark, indem er sich dem frei auf ihn zulaufenden Zulj entgegenwarf. 

Noch einmal zwei Minuten später war es dann aber passiert. Das HKS bebte ordentlich, denn die beste Defensive der Liga wurde geknackt, als Beck (wer sonst!) nach einem Preißinger Pass zum 1:0 ein einnetzte. Zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Der Club war die eindeutig bessere Mannschaft. Die Unioner präsentierten sich als alles andere, aber nicht als Aufstiegsaspirant und glänzten mehr durch Holzhackerei und herum Lamentieren als durch ansehnlichen Fußball. Über eine Gelb-Rote hätten sie sich ebenfalls nicht beschweren dürfen (Addullahi). 

Bevor es in Halbzeit zwei dann so richtig losging, tauchte Block U die Nordtribüne in ein rotes Lichtermeer. Ich freue mich immer wieder darüber, auch wenn man sich in Frankfurt gewiss schon die Hände reiben wird, angesichts der zu erwartenden Weihnachts-Boni. Der Club kämpfte fortan tapfer, musste aber mit ansehen wie die Gäste, ohne wirklich zu überzeugen, immer mehr das Zepter übernahmen und nicht ganz unverdient in der 65. Minute zum Ausgleich kamen. Wohl nicht nur bei mir kamen sofort schlimme Ahnungen auf, ob wir dem Druck standhalten könnten. Konnten wir! Und mit ein wenig mehr Mut oder Kaltschnäuzigkeit hätte es vielleicht sogar noch für den Siegtreffer gereicht. 

Auf den Rängen entwickelte sich, nachdem es zuletzt doch etwas ruhiger zuging, eine schöne brachiale und lautstark anhaltende Atmosphäre. Zwischendurch vernahm man auch mal die Gäste und nachdem diesen ein „Berlin, Berlin – wir scheißen auf Berlin“ entgegen hallte, zog Block ein Spruchband zu Ehren meiner alten Truppe hoch: „ Mösenschleim und Stacheldraht – Fanclub Berliner Bären sind da. Alles Gute zu 35 Jahre!“. Danke Jungs! Das war die perfekte Gelegenheit zuhause mal wieder eine alte Zaunfahne auszugraben oder in alten Fotos zu blättern. Bei der Gelegenheit möchte ich durchaus erwähnen, dass wir eine Truppe waren/sind, die alle aus Berlin oder dem Umland stammten und mehrheitlich ohne familiäre Bindungen nach Magdeburg waren. Die Strahlkraft unseres Clubs war halt weitreichend. 

Mit „Meister müssen aufsteigen“ gab es ein zweites Spruchband an diesem Tag. Nach Spielende wurde es auch von der Mannschaft vor der Nord präsentiert. Auch wenn viele uns schon zurück in Liga drei oder gar vier sehen und uns dementsprechend mit Häme überschütten. Wir haben gezeigt, dass wir nicht vergessen, wo wir herkommen. Zu wenige Vereine sind sich bewusst, dass ein starker und gerechter Unterbau einer jeden Profiliga unabdingbar ist. Es kann ganz schnell gehen! Aktuelles Beispiel? Braunschweig. 

Letztendlich können und müssen wir mit diesem einen Punkt leben. Aber auch gegen diesen 1.FC Union war eindeutig mehr drin. Ob die nun immer so spielen oder einfach nur einen schlechten Tag hatten. Sie waren schlagbar. Und insbesondere die erste Halbzeit macht doch Mut für die Zukunft. Meine Zuversicht ist nicht gesunken! Wir halten diese Liga! Basta!

Bericht: Marco Bertram & Jean Falkner

Fotos: Jean Falkner, Marco Bertram, Marco S.

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

Artikel wurde veröffentlicht am
11 Dezember 2018
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
23.149

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Inhalt über Liga
2. Bundesliga

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